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Importwunder oder Abhängigkeit? Der Weg zu grünem Wasserstoff birgt viele Risiken

Experten streiten darüber, ob Deutschland genug Strom selbst produzieren kann, um seinen Wasserstoffbedarf zu decken. Auch ein Import ist problematisch.

Experten streiten über die günstigste Beschaffung von Wasserstoff. Foto: dpa
Experten streiten über die günstigste Beschaffung von Wasserstoff. Foto: dpa

Grüner Wasserstoff soll zwar in Zukunft ein wichtiger Teil der Energiewende werden – noch ist das nachhaltige Molekül allerdings ganz schön teuer. Ein Kilogramm grüner Wasserstoff kostet heute rund zehn US-Dollar. Zum Vergleich: Grauer Wasserstoff, etwa mit Erdgas erzeugt, kostet im Schnitt ein bis zwei US-Dollar pro Kilogramm.

Hinzu kommt, dass es die Technologie bis heute noch nicht über die Pilotphase hinaus geschafft hat. Experten rechnen jedoch damit, dass die Erzeugung der grünen Alternative deutlich günstiger wird, wenn erste Projekte den Schritt in die industrielle Massenfertigung gehen.
Für Länder wie Deutschland wäre außerdem die Produktion von grünem Wasserstoff im Ausland deutlich günstiger als im Heimatmarkt. Das ergaben jüngst Berechnungen einer neuen Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little.

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Die Rechnung ist relativ simpel: Ein Solarmodul, das an einem geeigneten Standort in Afrika steht, erzeugt aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung im Schnitt doppelt so viel Energie wie ein Solarmodul in Deutschland.

Wird der Solarstrom noch vor Ort in Afrika in grünen Wasserstoff umgewandelt und mithilfe eines Tanklasters oder einer Pipeline nach Deutschland importiert und hier wieder in Strom zurückgewandelt, würden sich die Effizienzverluste im Vergleich zur heimischen Produktion auf zwei Prozent begrenzen, rechnen die Autoren vor.

Bei dem Transport von Wasserstoff zum Beispiel aus Afrika gehe zwar Energie verloren, aber das sei Energie, die sonst erst gar nicht gewonnen werden könnte, würde der Grünstrom in Deutschland produziert, heißt es in der Studie.

Allerdings gehen die Meinungen zu diesem Thema in der Expertenwelt auseinander. Viele glauben auch deshalb noch nicht an den großen Durchbruch für den grünen Energieträger, weil Deutschland gar nicht so viel Strom produzieren könne, um seinen eigenen Wasserstoffbedarf zu decken.

Mindestens 3000 Megawatt (MW) oder drei Gigawatt (GW) Elektrolysekapazität wären allein erforderlich, um die Raffinerien in Deutschland mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Eine Studie des Marktforschungsunternehmens Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace rechnet vor, dass es insgesamt 107 GW an Elektrolyseleistung bis 2035 bräuchte, um alle Bereiche in Deutschland mit ausreichend grünem Wasserstoff zu versorgen.

Ein Import des Moleküls über weite Strecken bringt allerdings auch Effizienzverluste mit sich und birgt unbekannte Preisrisiken für Infrastruktur und Transport. Erst vor wenigen Tagen warnten Wissenschaftler des Wuppertaler Instituts für Klimaforschung in einer neuen Analyse vor neuen Abhängigkeiten durch einen zu großen Importanteil.

Mehr Autarkie trotz Importen

Im Auftrag des Landesverbandes für Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen (LEE NRW) untersuchten die Experten außerdem, welchen Nutzen der Aufbau einer größeren Wasserstoffproduktion im Heimatmarkt hätte. Das Ergebnis: Bei einem Aufbau einer Kapazität von 25 Gigawatt (GW) bis 2030 in Deutschland würden über 200.000 Arbeitsplätze und eine Wertschöpfungskette von knapp neun Milliarden Euro geschaffen.
Dass Solarstrom aus Marokko zwangsläufig günstiger sei als Sonnenenergie aus Süddeutschland, sei außerdem ein Trugschluss, schreiben die Autoren. Mit den sinkenden Kosten für Photovoltaik seien die Stromentstehungskosten in Zukunft nahezu identisch. Nicht mit eingepreist wurde dabei allerdings die hohe Steuer- und Abgabenlast auf den deutschen Strompreis.

Heute schon ist Deutschland in Sachen Energie von seinen Importen abhängig. Immerhin werden über 70 Prozent der verbrauchten Primärenergie in Form von Kohle, Öl, Gas, Uran und Grünstrom aus dem Ausland eingekauft.
Mit der Umstellung von fossiler auf größtenteils erneuerbare Energie könnte sich dieser Anteil in den nächsten Jahrzehnten auf bis zu 50 Prozent verkleinern – selbst wenn ein großer Anteil des grünen Wasserstoffs aus dem Ausland importiert wird.

Mehr: Die Gasnetzbetreiber wollen möglichst schnell Wasserstoff durch ihre Leitungen schicken. Doch das Bundeswirtschaftsministerium zögert.