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Impfstoffe, Risiken, Wirksamkeit: Das müsst ihr über Kinder-Impfungen gegen Corona wissen

Knapp zehn Monate nach dem Impfstart in Deutschland wurden 63 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig gegen das Coronavirus immunisiert. Doch die Impfkampagne kam zuletzt ins Stocken. Neuen Schwung soll die Zulassung des Vakzins für Minderjährige bringen. Eltern fragen sich jedoch nach dem Nutzen und den Risiken einer Impfung für ihre Kinder. Wir haben die wichtigsten Informationen für euch zusammenfasst und geben einen Überblick darüber, welche Impfstoffe für Kinder zugelassen sind und wer sich alles impfen lassen kann.

Für welche Kinder gibt es aktuell Impfstoff?

Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat seit Mai den Impfstoff des Herstellers Biontech für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen. Seit Juli gibt es in Europa auch eine Zulassung für den Corona-Impfstoff von Moderna. Entsprechend konnten sich seitdem Jugendliche dieser Altersgruppe auch schon in Deutschland impfen lassen. Nur gab es bis dahin keine offizielle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Die Stiko änderte allerdings im August ihre Impfempfehlung für mRNA-Impfstoffe für Kinder ab zwölf Jahren. Zuvor hatte sich die Empfehlung der Stiko nur auf Kinder beschränkt, die bestimmte Vorerkrankungen, ein erhöhtes Ansteckungsrisiko oder engen Kontakt mit Personen haben, die sich nicht selbst gegen das Corona-Virus schützen können.

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Die Kommission bewertet die Lage seit Mitte August jedoch anders: "Nach sorgfältiger Bewertung der wissenschaftlichen Beobachtungen und Daten kommt die Stiko zu der Einschätzung, dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen", heißt es auf der Seite der Expertengruppe. In Deutschland werden seither entsprechend Impfungen von Kindern ab zwölf Jahren mit den Vakzinen Modernas und Biontechs von der Stiko empfohlen.

Wie wirksam ist der Impfstoff bei Kindern?

Grundsätzlich gilt, dass die mRNA-Vakzine hochwirksam gegen das Corona-Virus sind. Erste Studienergebnisse zeigen, dass der Impfschutz bei Kindern mindestens genauso hoch ausfällt wie bei Erwachsenen. Aus den Untersuchungen der Hersteller Biontech und Moderna ergab sich eine rechnerische Wirksamkeit von 100 Prozent. Impfdurchbrüche seien allerdings auch bei Kindern nicht auszuschließen. Trotzdem, so heißt es, sollten schwere Verläufe und Erkrankungen durch eine vollständige Schutzimpfung ausgeschlossen werden. Es ist jedoch auch bei Kindern noch nicht klar, wie lange der Impfschutz anhält und ob eine Booster-Impfung nach einigen Monaten vonnöten ist.

Was ist der Unterschied zwischen dem Impfstoff für Erwachsene und dem für Kinder?

Zwischen dem verabreichten Impfstoff bei Erwachsenen und dem bei Kindern ab zwölf Jahren gibt es keine Unterschiede. Bisher wurde kein eigener, spezieller Impfstoff für Kinder entwickelt. Auch die verabreichte Dosis bleibt gleich. Anders verhält es sich jedoch bei Kindern unter zwölf Jahren. Das Mainzer Unternehmen Biontech will eine Zulassung für den Corona-Impfstoff in der Altersgruppe von fünf bis elf Jahren beantragen. Dem „Spiegel“ sagte die Biontech-Chefmedizinerin Özlem Türeci, dass der Impfstoff derselbe bleibe, sich jedoch die Dosierung und abgefüllte Menge verringern werde. Nur ein Drittel der ursprünglichen Dosis soll verabreicht werden. Schon ab Mitte Oktober könnte die EMA den Impfstoff für unter Zwölfjährige in Europa zulassen.

Erste Daten der klinischen Studie Biontechs wurden bereits veröffentlicht. Demnach ist das Vakzin auch für Kinder in der Altersgruppe fünf bis elf sicher und gut verträglich. Zwischen einer Zulassung und der Empfehlung durch die Stiko wird jedoch noch Zeit vergehen, so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Dieser rechnet mit einer Impfung für unter Zwölfjährige in Deutschland erst ab dem nächsten Jahr.

Welche Risiken sind für Kinder bekannt?

Eine Covid-19-Erkrankung kann potenziell lebensbedrohlich sein. Weltweit sind seit Ausbruch der Pandemie 4,55 Millionen Menschen nach aktuellem Kenntnisstand an oder mit den Folgen einer Infektion gestorben. Für Kinder und jüngere Personen ohne Vorerkrankungen verläuft eine Infektion jedoch meistens ohne schwere Komplikationen. Nur ein sehr geringer Anteil der Kinder und Jugendlichen muss im Krankenhaus behandelt werden. Todesfälle erfolgen nur vereinzelt. Allerdings sind auch hier die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion nicht ausreichend erforscht und können mitunter erst später auftreten. Australische Forscher haben jedoch zuletzt die Datenlage zur Kinder-Impfung weiterhin kritisiert. "In der Debatte über die Vorteile einer Impfung müssen wir das Risiko für Long Covid in dieser Altersgruppe kennen", schreiben die Forscher, wie das "ZDF" berichtet. Ihren Untersuchungen zufolge würden Kinder deutlich mildere Symptome zeigen. Kinder würden zudem nicht so lange an Long Covid leiden wie Erwachsene.

Die Impfreaktion kann bei Kindern indessen ähnlich wie bei Erwachsenen ausfallen. Typische Reaktionen sind auch hier Schmerzen an der Einstichstelle, Schüttelfrost, Fieber oder Kopfschmerzen. Nur in seltenen Fällen stellen diese jedoch einen Grund zur Sorge dar. Zur Not hilft auch hier ein Gespräch mit einem Facharzt.

Nach der Impfung ist es bisher in seltenen Fällen zu Herzmuskelentzündungen bei Kindern unter 18 Jahren gekommen. Meistens treten die Beschwerden innerhalb von 14 Tagen nach der zweiten Impfdosis bei Jungen und Mädchen gleichermaßen auf. Ein akuter Verlauf solcher Nebenwirkungen bleibt jedoch bei einer Behandlung in der Regel aus. Zudem können auch nach einer Covid-19-Erkrankung Herzmuskelentzündungen auftreten. Weitere schwere Nebenwirkungen sind nach einer Corona-Impfung bei Kindern ab zwölf Jahren bisher nicht bekannt.

Wo im Ausland werden Kinder bereits geimpft?

In mehreren Ländern werden bereits Kinder ab zwölf Jahren gegen das Coronavirus immunisiert. In Frankreich werden die Vakzine von Moderna und Biontech seit Mitte Juni an Zwölf- bis 17-Jährige verabreicht. Auch der eingeführte Gesundheitspass soll für Kinder ab zwölf Jahren bis Ende September eingeführt werden.

In den USA werden Kinder ab zwölf Jahren seit Anfang Mai geimpft. Hier und im Nachbarland Kanada konnten so bereits über zwölf Millionen Impfdosen in dieser Altersgruppe verabreicht werden. Großbritannien verhält sich dagegen bisher zurückhaltend. Eine uneingeschränkte Empfehlung wurde bisher nur ab 18 Jahren ausgesprochen. Zu Beginn des Monats hat sich die britische Impfkommission (JVCI) gegen eine flächendeckende Impfung der Zwölf- bis Fünfzehnjährigen ausgesprochen. Die Begründung: Die gesundheitlichen Vorteile einer Impfung seien für gesunde Menschen dieser Altersgruppe marginal.

In Israel werden bereits seit Anfang August Kinder ab fünf Jahren geimpft, wenn diese besonders gefährdet sind. Sie erhalten nur ein Drittel der normalerweise verabreichten Dosis. Seit Juni gibt es in der Volksrepublik China bereits eine Notfallzulassung für den Impfstoff des chinesischen Herstellers Sinovac für Kinder ab drei Jahren. Impfungen finden jedoch nur vereinzelt statt. Das Vakzin wird in dieser Altersgruppe weiterhin getestet.

Wo kann ich mein Kind impfen lassen?

Wer sein Kind impfen lassen möchte, kann sich beim Kinder- oder Jugendarzt sowie dem eigenen Hausarzt beraten lassen. Den Impfstoff erhalten Kinder ab zwölf Jahren bei den gleichen Anlaufstellen wie Erwachsene – also beim Arzt, in Impfzentren oder bei lokalen Impfaktionen. Auch eine Impfung durch einen Betriebsarzt, sollte das Kind einem Beschäftigten angehören, ist möglich.

Mein Kind ist unter zwölf, kann ich es trotzdem schon jetzt impfen lassen?

Eine Impfung für Kinder unter zwölf Jahren ist unter gewissen Umständen auch schon jetzt in Deutschland möglich. Sollten Vorerkrankungen oder andere Risiken vorliegen, die eine Impfung notwendig machen, können sich Eltern an einen Arzt wenden. Dieser kann dann im Rahmen der Therapiefreiheit den Impfstoff auch dann anwenden, wenn die EMA keine Zulassung für Kinder in dieser Altersgruppe ausgesprochen hat. Bezeichnet wird dies als "Off-Label-Verwendung".

"Das ist quasi eine Impfung außerhalb des Etiketts, also außerhalb des vorgesehenen Anwendungsbereichs", erklärt Arzt und Medizinexperte Dr. Christoph Specht gegenüber "RTL". Der Arzt habe dann jedoch eine erhöhte gesetzliche Aufklärungspflicht. Auch die Haftung liege dann bei ihm. So kommt es zu einem erheblichen Risiko für den impfenden Arzt, sollte es zu Komplikationen kommen. Eine Impfung ist daher möglich, allerdings könnte es sich als schwierig herausstellen, einen Arzt zu finden, der das Kind vor einer Zulassung durch die EMA impft.