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Impfstoff-Entwickler Curevac vor dem Sprung an die Börse

Die Tübinger Biotechfirma Curevac bereitet den Gang an die Technologiebörse Nasdaq vor. Der Impfstoff-Entwickler kann dort auf eine ansehnliche Bewertung hoffen.

Nur wenige Tage nach dem Abschluss mehrerer großer Deals und Finanzierungen setzt der Impfstoff-Entwickler und RNA-Spezialist Curevac nun zum Sprung an die amerikanische Technologiebörse Nasdaq an.

Das geht aus dem am Freitag von Börsenaufsicht SEC publizierten F1-Filing des Unternehmens hervor. Details zum geplanten Volumen und der Bewertung werden darin noch nicht bekanntgegeben. Doch dürfte das Tübinger Biotechunternehmen wohl einen Emissionserlös von mehr als 200 Millionen Dollar und eine Bewertung von mehreren Milliarden Dollar anstreben.

Als einer der führenden RNA-Spezialisten und mit einem potenziellen Covid-19-Impfstoff in der klinischen Entwicklung gehört Curevac zu jenen Unternehmen, die derzeit ganz besonders stark im Blickfeld stehen. In einer privaten Finanzierungsrunde, an der sich die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Qatar Investment Authority (QIA) und der neue Forschungspartner Glaxo-Smithkline beteiligten, holte Curevac vor wenigen Tagen frische Finanzmittel im Umfang von 560 Millionen Euro herein. Die Bewertung bei dieser Finanzierungsrunde bewegte sich bei etwa 1,5 Milliarden Euro.

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Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen gilt als Pionier auf dem Feld der Boten-Nukleinsäuren (mRNA) und arbeitet im Prinzip mit dem gleichen Geschäftsmodell wie die bereits börsennotierten Konkurrenten und RNA-Spezialisten Biontech und Moderna. Die Strategie zielt darauf, mRNA als Plattform für eine Vielzahl von Medikamenten und Impfstoffen zu nutzen und damit eine neue Klasse von Arzneiwirkstoffen im Markt zu platzieren.

Das Konzept erlangte zuletzt durch die Corona-Pandemie besondere Prominenz. Denn die mRNA-Technologie erlaubt es, besonders schnell Impfstoffe gegen neue Erreger zu entwickeln. Biontech und Moderna bewegen sich daher im Rennen um ein Covid-19-Vakzin mit an vorderster Front und wollen in Kürze große Phase-3-Studien beginnen. Curevac hat Ende Juni die ersten klinischen Tests mit ihrem Impfstoffkandidaten gestartet und könnte im Erfolgsfall ebenfalls eine wichtige Rolle spielen im Kampf gegen die Corona-Pandemie.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund und um einen Ausverkauf an US-Investoren zu verhindern hat sich die Bundesregierung entschlossen, über die KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac einzusteigen.

Die hohe Bewertung der unmittelbaren Konkurrenten dürfte nun die Platzierung an der Nasdaq zusätzlich erleichtern. Moderna wird selbst nach einer Kurskorrektur in den vergangenen beiden Tagen mit 27 Milliarden Dollar bewertet, Biontech mit 19 Milliarden Dollar.
Zudem ist das Börsenumfeld für Biotech-Emissionen offenbar generell relativ günstig. Alleine am Freitag gingen vier US-Biotechfirmen neu an die Börse und platzierten zusammen Aktien im Wert von fast 800 Millionen Dollar. Biontech holte mit einer Folgeplatzierung vor wenigen Tagen mehr als 500 Millionen Dollar herein.


Hauptfinanzier Dietmar Hopp

Curevac wurde in der Vergangenheit maßgeblich von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp finanziert, der über seine Holding Dievini lange Zeit rund 80 Prozent des Kapitals kontrollierte. Durch die jüngste Finanzierungsrunde dürfte sein Anteil auf weniger als 60 Prozent gesunken sein.

Als langjähriger Hauptfinanzier brachte der SAP-Gründer große Geduld und erhebliche Mengen an Kapital für Curevac auf. Wie aus dem Prospekt hervorgeht, hat sich seit der Firmengründung ein Verlust von rund 540 Millionen Euro akkumuliert, ohne dass bisher ein marktreifes Produkt aus der Forschung hervorgegangen wäre. Allerdings sind solche langen Verlust- und Anlaufphasen in der Biotechbranche auch nicht ungewöhnlich. Für 2019 weist Curevac einen operativen Fehlbetrag von knapp 100 Millionen Euro aus. Beschäftigt werden gut 450 Mitarbeiter.

Die KfW, die sich mit 300 Millionen Euro an Curevac beteiligt hat, hält laut Prospekt rund 19 Prozent und hat künftig Anspruch auf einen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens. Der Pharmariese Glaxo-Smithkline (GSK) hält neun Prozent und die QIA 3,5 Prozent. Je nach Volumen des IPOs werden sich die Anteile jedoch verringern.

Curevac präsentiert sich im Prospekt als Forschungsunternehmen mit einem breiten Portfolio an präklinischen und klinischen Produktkandidaten. Ziel sei es, eine voll integrierte mRNA-basierte Medizinfirma aufzubauen. Dazu will man die Technologieplattform weiter ausbauen, inklusive der nötigen Produktionskapazitäten, zusätzliche strategische Partnerschaften suchen und bei Bedarf auch strategische Akquisitionen angehen oder Lizenzen erwerben.

Bisher kooperiert das Tübinger Unternehmen unter anderem mit Boehringer Ingelheim, der dänischen Biotechfirma Genmab und dem Genediting Crispr Therapeutics. Zu den Partnern zählen ferner auch die Bill & Mellinda Gates Stiftung sowie die Impfstoff-Allianz Cepi. Der Pharmariese GSK kam mit dem jüngsten Deal zudem als Partner für die Entwicklung von Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten hinzu. Das Covid-19-Entwicklungsprojekt dagegen betreibt Curevac bisher voll in eigener Regie, ohne Partner aus der Pharmabranche.

Neben dem Covid-Impfstoff befinden sich ein Vakzin gegen Tollwut und zwei potenzielle therapeutische Impfstoffe gegen Krebs in der klinischen Entwicklung. Darüber hinaus verfolgt Curevac eine Reihe weiterer präklinischer Projekte im Bereich Krebs und Infektionskrankheiten.
Insgesamt ist das Forschungsprogramm von Curevac damit weniger breit aufgestellt als das der Konkurrenten Moderna und Biontech, die jeweils rund ein Dutzend Projekte in klinischen Tests vorantreiben. Die jüngsten Finanzierungsrunde und der nun geplante IPO an der Nasdaq werden dem Tübinger Unternehmen jedoch erheblichen Spielraum verschaffen, das F+E-programm auszubauen und künftig schneller voranzutreiben.