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Impfgipfel wird zum Krisengipfel: Das sind die offenen Fragen vor dem wichtigen Impfsommer

Eine Corona-Impfung in Berlin
Eine Corona-Impfung in Berlin

Entscheidungen sind nicht zu erwarten, dafür aber Streit: Am heutigen Donnerstag um 14 Uhr wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Bundesländer über die weitere Organisation der Impfkampagne gegen das Coronavirus beraten.

Zuletzt kam diese gut voran, teilweise über eine Million Menschen werden pro Tag geimpft. In den nächsten Wochen soll eigentlich noch eine Schippe draufgelegt werden. Ab Juni sollen die Betriebsärzte in die Impfkampagne einsteigen, die Impfpriorisierung soll aufgehoben werden, die Impfung von Kindern und Jugendlichen wird diskutiert. Millionen mehr Menschen könnten von an Juni gegen das Coronavirus geimpft werden — doch tatsächlich werden sich viele Menschen gedulden müssen.

Bald sechs Monate nach Beginn der Impfkampagne gibt es noch nicht genug Impfstoff. Vor allem um geplanten Kinder-Impfungen bis Ende August werden beim Impfgipfel schwierige Diskussionen erwartet. 6,4 Millionen Dosen sollen für die Kinder zurückgehalten werden, was zur Folge hat, dass sie woanders fehlen - offenabr vor allem in den Praxen. Laut eines Vorbereitungspapiers sollen die Praxen in den nächsten Wochen statt etwa 3,5 Millionen Dosen nur 2,2 Millionen erhalten.

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Dort aber beklagen Ärzte und ihre Verbände schon jetzt Probleme: Nicht nur würden aufgrund der geringen Mengen weniger Erstimpfungen angeboten. Die vorhandenen Mittel reichen laut Verbänden in Praxen immer häufiger auch nicht mehr, um termingerecht die Zweitimpfung vorzunehmen. 40 Prozent der Deutschen haben eine Erstimpfung erhalten, 15 Prozent sind komplett geimpft. Es stehen also eine Menge Zweitimpfungen an, ein Rückstau bei den Erstimpfungen droht. Von eventuell später notwendigen Auffrisch-Impfungen noch gar nicht die Rede.

Eine Menge Themen, über die Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs sprechen wollen. Business Insider liegt ein Fragenkatalog der SPD-geführten Landesregierungen vor, der zeigt, wie viele Streitpunkte abgearbeitet werden müssen:

1. Wann kommt neuer Corona-Impfstoff? Und kommt auch genug?

Die SPD-Länder wollen den "Umgang mit unrealistischen Ankündigungen von BM Spahn und hoher Erwartungshaltung" diskutieren. Immer wieder waren in den vergangenen Wochen Lieferungen von Impfstoffen knapper ausgefallen als angekündigt. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte dafür Probleme bei der Produktion der Impfstoffe verantwortlich; die EU steuerte dem Impfstoffmangel derweil entgegen, indem sie für später im Jahr angekündigte Lieferungen von Biontech/Pfizer vorzog. Lieferungen, die in der zweiten Jahreshälfte dann fehlen könnten.

Die SPD-Länder fordern, dass die Bundesregierung genauer über Zeitpunkt und Umfang kommender Lieferungen informieren soll. Auch sehen die SPD-Landesregierungen eine "Notwendigkeit des Zurücklegens von Dosen für die Zweitimpfung von BioNTech/Pfizer". Sie befürchten eine kommende "Lieferdelle durch Vorablieferungen durch Biontech und Pfizer".

Sollten tatsächlich Impfstoffdosen für Zweitimpfungen zurückgelegt werden, hätte das Auswirkungen auf das allgemeine Impftempo in Deutschland. Die zurückgelegten Dosen würden für neue Erstimpfungen fehlen, der Weg zur Herdenimmunität würde länger.

2. Verteilung der Corona-Impfstoffe

Das Thema Erst- und Zweitimpfungen ist auch eine Verteilungsfrage. So wollen die SPD-Länder auf dem Impfgipfel eine "Eröffnung der Möglichkeit der Umleitung nicht abgerufener Dosen in Impfzentren" diskutieren, da Hausärzte bemängelten, zu wenig Impfstoff zu erhalten. Die SPD-Länder verweisen auf "Beschwerden der Hausärzte, dass alle absehbar eingehenden Impfdosen für Zweitimpfungen gebraucht werden und keine weiteren Angebote für Erstimpfungen gemacht werden können".

Offene Fragen sehen die SPD-Länder bei der für Juni geplanten Einbindung der Betriebsärzte in die Impfkampagne. Fraglich sei, ob genug Impfstoff vorhanden sei — und wie dieser über die Bundesländer verteilt werden soll. Die SPD fordert, "dass die Belieferung nach Bevölkerungsschlüssel erfolgt". Anette Wahl-Wachendorf, die Vizechefin des Bundesverbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), sagte am Donnerstag der "Welt": "Entscheidend für den Start ist nun, wie viel Impfstoff zur Verfügung steht — und das wissen wir noch nicht. Daher können auch nicht alle Beschäftigten im Juni mit einem Impfangebot rechnen."

Ein weiterer Streitpunkt beim wird die Verteilung des Impfstoffes auf die Bundesländer. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kritisierte, seine Stadt habe gemessen an seinem Bevölkerungsanteil in Deutschland 40.000 Impfstoffdosen zu wenig bekommen.

3. Wann werden Kinder geimpft? Und woher kommt der Impfstoff dafür?

Das vielleicht größte Streitthema: Sollen bald auch Kinder gegen das Coronavirus geimpft werden? In den USA haben die Gesundheitsbehörden den Impfstoff von Biontech für Kinder ab 12 Jahren freigegeben; die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat ihre Bewertungen dazu noch nicht abgeschlossen.

Wohl aber hat die Ständige Impfkommission (Stiko) informell schon eine erste Einschätzung ausgegeben — und ist offenbar gegen eine generelle Impfempfehlung für Kinder. Dies sei nicht notwendig. Schnell gab es an dieser Empfehlung Kritik, auch von Spahn, der Anfang der Woche klarstellte, er wolle zur Not auch ohne Stiko-Empfehlung ein Impfangebot an Kinder und Jugendliche machen.

Zwar sind Kinder durch das Coronavirus weniger gefährdet, doch auch sie können es verbreiten. Auch könnte das Virus in ungeimpften Kindern mutieren und so im schlimmsten Fall auch für bereits Geimpfte wieder gefährlich werden.

So zeigte sich auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) von der Stiko-Empfehlung genervt. „Dass die ständige Impfkommission nun plötzlich den Sinn einer flächendeckenden Impfung von Schülerinnen und Schülern grundsätzlich infrage stellt, irritiert mich und auch viele andere Menschen", sagte Weil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "„Kinder und Jugendliche können sich infizieren und das Virus weitergeben, deshalb müssen sie ein Impfangebot bekommen — sofern eine Zulassung vorliegt, bei der Nutzen und Risiken abgewogen wurden."

Auch im Impfgipfel-Fragenkatalog der SPD-Länder findet sich deshalb der Punkt "Öffentlichkeitswirkung ggf. kritischer oder einschränkender Stiko-Empfehlung zu Kindern und Jugendlichen versus Ankündigung von BM Spahn". Die SPD-Länder wollen zudem darüber sprechen, wie viel Impfstoff für Impfungen von Kindern und Jugendlichen überhaupt verfügbar wäre — und wie dieser verteilt werden sollte.