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Immer mehr russische Oligarchen sterben unter mysteriösen Umständen – teils mit ihren Familien

Das Grundstück der von Sergej Protosenja gemieteten katalanischen Villa von der Straße aus gesehen, aufgenommen im Jahr 2011.
Das Grundstück der von Sergej Protosenja gemieteten katalanischen Villa von der Straße aus gesehen, aufgenommen im Jahr 2011.

Vor zwei Wochen erst ist der russische Oligarch Sergej Protosenja mit seiner Frau und seiner Tochter in Spanien tot aufgefunden worden. Die örtliche Polizei geht davon aus, dass es sich um einen erweiterten Suizid handelt. Doch Protosenjas Sohn wies diese Theorie öffentlich zurück und sagte dem Medium "MailOnline", sein Vater sei „kein Mörder“.

Nur einen Tag zuvor war ein anderer Oligarch, Wladislaw Awajew, in Moskau mit seiner Frau und seiner Tochter tot aufgefunden worden. Auch in diesem Fall sprachen Behörden von einem mutmaßlichen Suizid.

Beide Fälle reihen sich ein in eine Serie ähnlicher Vorfälle, bei denen in den vergangenen Monaten mindestens sechs russische Oligarchen ums Leben gekommen sind, teilweise mit ihren Familien. Einige von ihnen hatten Verbindungen zu großen russischen Gasunternehmen.

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"In allen Fällen besteht der Verdacht, dass die Todesfälle nur als Selbstmorde inszeniert wurden, aber wer könnte das getan haben und warum", sagte Grzegorz Kuczyński, Direktor des Eurasienprogramms des Warschau Instituts zu "Fortune".

Hier sind die einzelnen Fälle und die bisher darüber bekannten Hintergründe.

Sergej Protosenja

Sergej Protosenja wurde am 19. April erhängt in einer gemieteten Luxusvilla in Spanien aufgefunden, wie der spanische Fernsehsender Telecinco berichtet. Seine Ehefrau und ihre 18-jährige Tochter seien mit Stichwunden tot in der Wohnung aufgefunden worden.

Die katalanische Polizeibehörde, die die Todesfälle untersucht, geht davon aus, dass es sich um Mord und Suizid handelt, wie ein Sprecher der Stadt Lloret De Mar unserer Kollegin Mia Jankowicz erklärte.

Protosenja wurde 55 Jahre alt. Er war ein ehemaliger Manager von Novatek, einem der großen russischen Erdgasförderunternehmen.

Das Unternehmen Novatek selbst äußerte Zweifel an der Theorie, dass Protosenja seine Familie und sich getötet habe und bezeichnete ihn als „herausragenden Menschen und wunderbaren Familienvater“.

Auch sein überlebender Sohn Fedor wies die Suizidtheorie zurück und erklärte dem Medium "MailOnline", dass sein Vater seiner Mutter und seiner Schwester „niemals etwas antun könnte“.

„Ich weiß nicht, was in dieser Nacht passiert ist, aber ich weiß, dass mein Vater ihnen nicht wehgetan hat“, sagte Fedor.

Sergej Protosenja verfügte laut Telecinco über ein persönliches Vermögen von mehr als 433 Millionen US-Dollar.

Menschen gehen an einem Schild mit der Aufschrift "Novatek" auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg (Russland) vorbei, 2. Juni 2021 Foto: Evgenia Novozhenina/Reuters

Wladislaw Awajew

Wladislaw Awajew, 51, wurde am 18. April tot in seiner Moskauer Wohnung aufgefunden, zusammen mit seiner Frau und seiner 13-jährigen Tochter, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS.

Awajew war der ehemalige Vizepräsident der Gazprombank, einer privaten Tochtergesellschaft des russischen Energieriesen Gazprom. Es ist jene Bank, über die westliche Gaskunden nun die Zahlungen ihrer Gasrechnungen abwickeln müssen.

Gazprombank-Logo. Foto: Jakub Porzycki/NurPhoto via Getty Images

Die Wohnung der Awajews sei von innen verschlossen gewesen, und die Ermittler gingen davon aus, dass er seine Frau und seine Tochter erschossen habe, bevor er sich selbst tötete, berichtet TASS.

Wassili Melnikow

Mitte März war Wassili Melnikow tot in seiner Wohnung in Nischni Nowgorod aufgefunden worden, berichtete die russische Zeitung "Kommersant" am 23. März dieses Jahres.

Der Milliardär wurde erstochen, ebenso wie seine Frau und seine beiden Söhne im Alter von zehn und vier Jahren. Am Tatort wurden Messer gefunden, bei denen es sich vermutlich um die Tatwaffe handelte, so die Zeitung.

Die Polizei untersucht die Theorie, dass Melnikow erst seine Familie und dann sich selbst getötet habe.

Melnikow war Eigentümer des Unternehmens MedStom, das medizinische Geräte liefert. Die ukrainische Zeitung "Glavred" berichtete, dass das Unternehmen aufgrund der westlichen Sanktionen Verluste erlitten habe.

Eine andere Theorie ist laut "Glavred", dass Melnikow nach einem Konflikt mit einem ehemaligen Geschäftspartner ermordet wurde. Dafür spreche, dass er zuvor zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen habe.

"Kommersant" berichtet jedoch, dass es keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen in die Wohnung gebe.

Mikhail Watford

Der ukrainischstämmige Oligarch Mikhail Watford wurde laut BBC am 28. Februar erhängt in der Garage seines Hauses in Surrey, England, aufgefunden.

Der 60-jährige Watford wurde in der seinerzeit noch sowjetischen Ukraine geboren und machte sein Vermögen mit Öl und Gas. In den frühen 2000er Jahren zog er mit seiner estnischen Frau laut BBC nach Großbritannien.

Die Polizei von Surrey teilte mit, dass die Ermittlungen noch andauerten, dass aber "zum jetzigen Zeitpunkt" keine verdächtigen Umstände vorlägen, so die BBC.

Alexander Tjuljakow

Alexander Tjuljakow wurde am 25. Februar in der Garage einer Wohnung in der Nähe von St. Petersburg erhängt aufgefunden, wie die russische Zeitung "Novaya Gazeta" berichtet.

Die Polizei teilte mit, dass sie neben seiner Leiche einen Abschiedsbrief gefunden habe.

Der 61-jährige Tjuljakow war ein leitender Angestellter des russischen Energiekonzerns Gazprom, der laut "Novaya Gazeta" ebenfalls den Tod Tjuljakows untersuche.

Das Logo des russischen Energieriesen Gazprom ist an einer seiner Tankstellen in Sofia am 27. April 2022 abgebildet. Foto: Nikolay Doychinov/AFP via Getty Images

Die Zeitung zitiert einen Bericht der russischen Website "Fontanka", wonach Tjuljakow am Vorabend seines Todes von Unbekannten zusammengeschlagen worden sein soll.

Leonid Schulman

Ein weiterer hochrangiger Gazprom-Manager, Leonid Schulman, wurde nach Angaben des russischen Medienunternehmens RBC im Januar, also vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, tot in einer Hütte aufgefunden.

In der Nähe seiner Leiche sei ein Abschiedsbrief gefunden worden, in dem es hieß, er wolle keine „Last" für seine Familie sein und in dem er über unerträgliche Schmerzen in seinem Bein geklagt habe, berichteten die "Novaya Gazeta" und die russische Website "78.ru".

Schulman war wegen eines gebrochenen Beins krankgeschrieben, berichtete "78.ru". Laut "Novaya Gazeta" zweifeln die Ermittler jedoch an der Echtheit der Notiz.

Andrej Krukowski

Am 2. Mai wurde die Liste tot aufgefundener Oligarchen um einen weiteren Namen länger. Es handle sich bei dem Toten um den 37-jährigen Andrej Krukowski, berichtet das Nachrichtenportal "NTV". Krukowski sei der Direktor des Skiressorts Krasnaja Poljana gewesen, dem wichtigsten Winterresorts Russland. Dorthin lädt laut dem Medium auch Putin gern seine Gäste zum Skifahren ein.

Krukowski soll während einer Wanderung von einem Felsvorsprung gefallen sein. "Andrej liebte die Berge und fand in ihnen seinen Frieden", schrieb die russische Zeitung "Kommersant" über seinen Tod.

Dieser Artikel erschien erstmals am 2. Mai 2022 und wurde zuletzt am 6. Mai 2022 aktualisiert.

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