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IK Tegernsee: „Märkte im Höhenrausch“

Bei der diesjährigen Investment-Konferenz am Tegernsee drehte sich alles um die Geldpolitik der Zentralbanken, niedrige Zinsen und globale Makro-Strategien. Bereits zum zehnten Mal veranstaltete die FondsConsult Research AG die Konferenz in Rottach-Egern.

Acht Vorträge, verteilt auf zwei Tage, ermöglichten den Teilnehmern der Konferenz im Hotel Überfahrt in Rottach-Egern Einblicke und detaillierte Einschätzungen in die aktuelle Situation an den Märkten.

Den Anfang machten die Analysten von Ethenea Independent Investors. Unter dem Motto „Auf der Suche nach Value in der QE-Blase“ beleuchtete Peter Steffen die Chancen und Risiken auf den internationalen Märkten. „Das Quantitative Easing Programm der EZB hat zu massiven Verzerrungen auf den Märkten geführt: Internationale Finanz- und Kapitalmärkte haben sich deutlich verteuert.“ Dies habe alle Assetklassen nach oben gedrückt. Damit sei der Dax zwar überbewertet, jedoch relativ zu beispielsweise Staatsanleihen nach wie vor attraktiv und ein „Schnäppchen“. Die Betonung liege dabei jedoch auf relativ. Absolut gesehen würden Aktien immer teurer.
Gefahr durch Überhitzung sieht Steffen vor allem im Bereich Biotech und für China. Der KGV des MBI Index liege mittlerweile bei 50. „Die Top 5 Unternehmen im Biotech-Bereich sind bereits für 50 Prozent des Gesamtkapitalisierung von 1.012 Milliarden US-Dollar verantwortlich, gleichzeitig stammt ein Anteil von mehr als 100 Prozent des Gesamt-Gewinns aus 2014 von diesen Unternehmen“. Im MBI Index sind jedoch 146 Unternehmen gelistet, das bedeutete, dass alle restlichen Unternehmen Verluste verzeichnen – die „heiße Luft“, so Steffen.

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Auch für China bleibt der Analyst skeptisch: „Anleger lassen sich fröhlich in die nächste Blase drängen“, urteilt er. Die Entwicklung in dem Land lasse sich rational nicht erklären: der Vergleich einzelner Unternehmenswerte zwischen China und den USA offenbare niedrige Eigenkapitalrenditen in China und gleichzeitig sehr hohe KGVs.

Chancen sieht der Ethenea-Experte dagegen in Europa und auch für Japan seien positive Entwicklungen zu erwarten. „Aktuell ist der Markt dort noch überhitzt, aber die Gewinnentwicklung der Unternehmen macht Japan für uns langfristig interessant.“

Ein ähnliches Bild zeichnet auch Loic Cadiou von NGAM/H2O Asset Management. Die Erholung der Eurozone sieht er weiter voranschreiten, während die USA mit einem überdurchschnittlichen Wachstum glänzen werden. Japan dagegen blickt auch er mit gemischten Gefühlen entgegen, da das asiatische Wirtschaftswachstum zurückgehe. Eindeutig negativ dagegen beurteilt er die Aussichten in den Schwellenländern – hier rechnet der Analyst auch mit der Möglichkeit einer Rezession.

Einen etwas anderen Schwerpunkt der Wirkungen des QE-Programms legte André Will-Laudien von Donner und Reuschel. Für ihn ist klar: In einem notenbankgetriebenen Umfeld spielen Bewertungen keine Rolle mehr. Der Nikkei 225 beispielsweise, vor sechs Monaten noch mit einem einstelligen KGV, liege mittlerweile bei einem KGV von 18,8. Erstaunlich an dieser Stelle für ihn: Trotz einhelliger Pressestimmen - Focus Money titelte am 15. April 2015 „Der Dax kann nicht fallen“ - bejahen nur rund fünf Prozent der Deutschen in einer Umfrage zu Aktienmärkten an den Aufwärtsbewegungen der Börse beteiligt sein zu wollen. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Ökonomie der Dax- Bewegung nicht folgen kann, da Privatanleger außen vor bleiben (wollen).“ Der Konsum könne also gar nicht mitziehen. „Seit Jahrzehnten würden Privatanleger vor allem Bankeinlagen und Versicherungsverträgen vertrauen, das Thema Aktien sei nach wie vor stark untergewichtet. „Egal welche Vermögensklasse wir betrachten, der risikolose Zins ist eine Phantasiezahl aus den Lehrbüchern geworden“, urteilt Will-Laudien. Problematisch sei dies für die Zukunft: In Zeiten von Niedrigzinsen würden Sparer enteignet und Kapitalbesitzer sähen sich einer Vermögensexplosion gegenüber. Dasselbe Bild ergebe sich auch beim Thema Fonds: Das Fondsvermögen generell steige, „aber nur zu einem vergleichsweise sehr geringen Anteil im Publikumssektor“.

Eine positive Auswirkung des QE-Programms sei dagegen die Inflation. „Erstmals seit fünf Jahren steigen die Preise wieder.“

Oliver Boulind von Aberdeen Asset Management (Other OTC: ABDNF - Nachrichten) sieht vor dem Hintergrund tiefer Leitzinsen und geopolitischer Faktoren vor allem Schwellenländer und Unternehmensanleihen im Kommen. In der Vergangenheit habe sich zudem gezeigt, dass es kein konsistentes Ranking der Anlageklassen gebe. „Am effizientesten in der langen Frist sind Unternehmensanleihen der Bonitätsstufe A bis BB.“

Reichlich Stoff zum Nachdenken und Diskutieren bot für die Teilnehmenden der Konferenz vor allem der Vortrag des Gastredners Matthias Thibaut. Der Korrespondent von Tagesspiegel und Handelsblatt warf einen detaillierten Blick auf das Thema, welches Europa nach einem „Grexit“ schwer beschäftigen könnte – den möglichen „Brexit“. Ebenfalls thematisch einzigartig: ein Blick auf die Rohstoffmärkte durch Wolfgang Schrage von LBBW Asset Management.

(TL)