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Ihre alten Videospiele könnten richtig viel Kohle wert sein

Die E3 2018 liegt hinter uns. Und obwohl die größte Spielekonferenz des Jahres uns jede Menge neue Spiele präsentierte, dauert es noch viele Monate, bis sie auf den Markt kommen. Einige Gamer verschwenden ihre Zeit allerdings nicht damit, auf die trendigen neuen Spiele zu warten. Stattdessen machen sie sich auf Flohmärkten, eBay und Spezialläden auf die Jagd nach Spielen, die vor 20 Jahren erschienen. Und sie sind bereit, dafür tief in die Tasche zu greifen.

Ja, richtig gehört. Die Vintage-Konsolen und Games, die Ihre Mutter vor Jahren in den Keller verbannt hat, könnten dem richtigen Käufer jede Menge Geld wert sein. Haben Sie ein Exemplar von „Nintendo World Championships 1990?“ Dann halten Sie rund 86.000 Euro in Händen. Doch es ist nicht nur eine Frage des finanziellen Werts. Viele Sammler ergänzen ihre privaten Spielesammlungen, um die Lieblingsgames ihrer Kindheit erneut zu spielen oder die Geschichte der Gaming-Branche nachzuvollziehen.

Es ist teils Nostalgie, teils Sammlerleidenschaft, teils Entdeckergeist und es besteht die Gefahr, dass es verschwindet.

Eine neue Generation von Antiquitäten

„Ich sammle Vintage-Spiele vor allem deshalb, weil ich es tue, seit ich als Kind ein Videospiel bekam“, sagt Spielesammler Paul Solomine an einem lauen Mainachmittag im Digital Press Vintage Game Shop in Clifton, New Jersey.

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„Ich könnte niemals etwas weggeben, weil ich so sehr an all diesen Spielen hänge, all die Zeit, die ich mit Spielen verbracht habe, all die Zeit, die ich an sie gedacht habe, über sie geredet habe.“

Die klassischen Konsolen und Spiele reichen zurück bis zur Magnavox Odyssey und der Atari 2600 in den 1970er-Jahren und gehen bis zu Anfang der 2000er und Sonys bahnbrechender PlayStation 2.

Eine Version der Atari-2600-Konsole. (Bild: Wikipedia)
Eine Version der Atari-2600-Konsole. (Bild: Wikipedia)

Vintage-Videospiele aus dieser Zeit sind für die jüngere Generation das elektronische Pendant zu Oldtimern oder edlem Porzellan. Die Sammler haben damit einen großen Teil ihres Lebens verbracht und messen ihnen eine besondere Bedeutung zu.

Es ist der Wunsch, jene Spiele zu spielen, die er geliebt und verloren hat, und die Freude an der Entdeckung neuer digitaler Welten, die David Crosson dazu antreibt, seine liebsten Vintage-Games zu sammeln.

„Einfach zurückzugehen und diese Spiele zu finden, die man als Kind hatte und aus irgendeinem Grund wahrscheinlich entweder eingetauscht oder verkauft hat oder die Eltern haben sie irgendwann weggegeben… das zurückzubekommen und diese Erinnerungen auf gewisse Art erneut zu durchleben, das ist ein großer Teil davon“, erzählt er.

Ein Blick nach vorne durch den Blick zurück

Der Wunsch, Vergangenes erneut zu durchleben, treibt die Menschen oft dazu, Vintage-Gegenstände wie Videospiele zu sammeln. Und obwohl es auf den ersten Blick unlogisch wirkt, kann der Wunsch, Vergangenes erneut zu durchleben, uns dabei helfen, uns auf die Zukunft zu konzentrieren.

„Sehr oft denken die Leute, dass Nostalgie etwas ist, dass uns in der Vergangenheit festhält“, erklärt Clay Routledge, Psychologieprofessor an der North Dakota State University.

Die Sony PlayStation 2 ist die meistverkaufte Konsole aller Zeiten und wird mittlerweile als Retro-Konsole betrachtet.
Die Sony PlayStation 2 ist die meistverkaufte Konsole aller Zeiten und wird mittlerweile als Retro-Konsole betrachtet.

„In unseren Studien haben wir herausgefunden, dass es tatsächlich einen paradoxen Effekt gibt, wenn Menschen nostalgische Gedanken haben oder zu Nostalgie neigen. Sie fokussieren sich gleichzeitig stärker auf die Zukunft und werden motivierter, zukünftige Gelegenheiten für Sozialkontakte wahrzunehmen.“

Routledge ist das Sammeln von Videospielen und die damit verbundene Nostalgie nicht fremd. Er ist selbst bekennender Sammler.

„Um ehrlich zu sein: Ich habe eine ziemlich bescheidene… Videospielesammlung“, sagt Routledge. „Aber ich besitze die meisten Konsolen ab der Atari 2600 und in meinem Keller stehen auch einige Spieleautomaten. Ich gehöre also zu diesen Leuten… ich weiß nicht mal, wie viele Spiele ich habe.“

Von der Sammlung ins Museum

Der durchschnittliche Spielesammler hat keine gewaltige Sammlung, doch es gibt einige Sonderfälle mit eindrucksvollen Kollektionen. YouTuber „Radical“ Reggie Williams, der auf Gaming spezialisiert ist, hat zwei Zimmer voller Spiele von unterschiedlichen Konsolen.

Williams startete seine Sammlung 1996, als er die originale Sony PlayStation kaufte. Als er vor zwei Jahren das letzte Mal nachzählte, kam er auf 2.500 Spiele, die seinen Aussagen zufolge einen Gesamtwert von umgerechnet rund 170.000 Euro haben.

Der Spieleautomaten-Saal im National Video Game Museum in Texas.
Der Spieleautomaten-Saal im National Video Game Museum in Texas.

Sein YouTube-Kollege John Hancock hat mit 11.000 Spielen sogar eine noch eindrucksvollere Vintage-Kollektion, die seit 25 Jahren stetig anwächst. Der Lehrer will seine Sammlung in ein Spielemuseum verwandeln.

Williams und Hancocks Sammlungen verblassen jedoch gegenüber jener von Joe Santulli, Inhaber von Digital Press. Mit 30.000 Spielen und einem Versicherungswert von umgerechnet rund 860.000 Euro reicht Santullis Kollektion von den ersten Videospielen überhaupt bis zur Microsoft Xbox 360.

Er besitzt 21 vollständige Sammlungen, was bedeutet, dass er für 21 Konsolen jedes Videospiel besitzt, das je auf den Markt kam. Er hat sogar einmalige Prototypen von Spielen, die nie in die Massenproduktion gingen.

„Ich spiele nicht alles, was ich sammle“, erzählt Santulli. „Mein Ziel war immer, die Kollektionen zu vervollständigen. Gespielt habe ich wie alle anderen auch. Ich habe gespielt, wenn ich Lust darauf hatte… einige davon nur wenige Augenblicke lang, andere mehrere Wochen am Stück.“

Santulli ist auch der Mitbegründer des National Videogame Museum in Frisco, Texas, wo seine gigantische Sammlung von den Besuchern gespielt werden kann, um die Gaming-Geschichte aus erster Hand zu erleben.

Am Ende steht die Cloud

Das Sammeln von Videospielen ist aktuell so beliebt wie nie zuvor, nachdem der Vintage-Markt durch die Veröffentlichung von Retro-Konsolen und Remakes verschiedener Spieleklassiker einen Aufschwung erfuhr. Leider könnte es damit bald vorbei sein.

Online-Marktplätze wie der Sony PlayStation Store haben physische Verkäufe auf games.tech beeinträchtigt.
Online-Marktplätze wie der Sony PlayStation Store haben physische Verkäufe auf games.tech beeinträchtigt.

Abgesehen von der Tatsache, dass Spiele mit der Zeit kaputt werden – egal, ob Kassette oder Diskette –, sehen sich Videospielesammler mit einer größeren Bedrohung konfrontiert: Der Cloud.

Der Verkauf physischer Spiele ist stetig zurückgegangen, seit die Leute zunehmend digitale Versionen herunterladen. Es könnte sogar so weit kommen, dass physische Exemplare irgendwann gar nicht mehr verfügbar sein.

„Es wird immer weniger physisch produziert und immer mehr Leute kaufen sie digital“, sagt Santulli. „Aus diesem einfachen Grund wird es zunehmend weniger Spiele zu sammeln geben und es wird weniger Sammler geben.“

Doch noch ist für Spielesammler nicht jede Hoffnung verloren. Stattdessen, erklärt Santulli, könnte es Sammlern von Vintage-Games genauso ergehen wie Audiophilen, die Platten sammeln.

Egal, ob neue Spiele künftig physisch verfügbar sein werden oder nicht – Sammler wie Santulli werden dafür sorgen, dass die Gaming-Geschichte weiterlebt.

Daniel Howley