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IG Metall will Zugeständnisse von Conti erzwingen – 1000 Mitarbeiter protestieren

Vor der Conti-Zentrale demonstrieren viele Mitarbeiter gegen den Abbau ihrer Jobs. Damit könnte eine bundesweite Protestwelle gegen die Autobranche beginnen.

Etwa 1000 Continental-Mitarbeiter sind vor der Konzernzentrale zur Demonstration zusammengekommen. Foto: dpa
Etwa 1000 Continental-Mitarbeiter sind vor der Konzernzentrale zur Demonstration zusammengekommen. Foto: dpa

Auf der Vahrenwalder Straße in Hannover ging am Mittwochmorgen nichts mehr. Die Polizei hatte die Umgebung abgesperrt, der Verkehr wurde weiträumig umgeleitet. Ausgelöst haben das Verkehrschaos etwa 1000 Continental-Mitarbeitern, die vor der Konzernzentrale zu einer angemeldeten Demonstration zusammengekommen sind.

Die Demo-Teilnehmer sind sauer auf ihren Arbeitgeber. Denn Continental will die Werke, in denen sie arbeiten, schließen und ihre Jobs streichen. Aufgerufen zur Kundgebung unter dem Motto „#FairConti“ hat die IG Metall Niedersachsen. „Wir kämpfen für unsere Arbeitsplätze“ heißt es im Schreiben der Gewerkschaft, die im Vorfeld einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung den Druck auf Continental erhöhen will.

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Bereits tags zuvor hat die IG Metall mit einer Lichtprojektion auf die Fassade der Konzernzentrale in Hannover für Aufsehen gesorgt. Der Aufsichtsrat tagt am Vormittag. Das Gremium wird die Sparpläne, die der Vorstand Ende September angekündigt hat, konkretisieren und im Anschluss mögliche Umsetzungspläne bekanntgeben.

Seit Wochen bereits köchelt es bei Continental und in der gesamten Zuliefererbranche. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht von Werksschließungen und Arbeitsplatzabbau berichtet wird. Bei Continental haben seit Ende September Vorstand, regionales Management und Arbeitnehmervertreter um Stellenstreichungen und Schließungen gerungen.

Ähnliches passiert gerade auch bei den anderen Branchengrößen Bosch und ZF. Auch hier wurden Sparmaßnahmen angekündigt, die die Werksarbeiter treffen könnten. Die IG Metall lässt mit der Kundgebung in Hannover nun erstmals die Muskeln spielen. Die Demo vor der Conti-Zentrale könnte der Beginn einer bundesweiten Demonstrationswelle der Gewerkschaften gegen die Kürzungspläne der Autohersteller und Zulieferer sein.

Bereits am Freitag ruft die Gesamt-IG-Metall in Stuttgart zu einem Aktionstag gegen die angekündigten Stellenstreichungen und Sparprogramme der Branche auf. 10.000 Teilnehmer werden erwartet. Für Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, geht es den Konzernen vor allem um die Maximierung des Profits.

„Nahezu täglich werden neue Sparprogramme und Stellenstreichungen bekannt – häufig unter dem Deckmantel des technologischen Wandels. Mit einem fairen Wandel hat das nichts zu tun und deshalb gehen wir am 22. November auf die Straße.“

Bei Schließungen sehr konsequent

Im Falle von Continental wirft die Gewerkschaft dem Vorstand zudem Managementfehler vor, für die nun ein Teil der Belegschaft geradestehen muss. Die IG Metall erwartet daher Zugeständnisse von der Konzernführung. Zur Kundgebung waren Vertreter aus den betroffenen Werken Roding, Limbach-Oberfrohna, Oppenweiler und Babenhausen angereist.

Ebenfalls vor Ort waren Konzernbetriebsrat Hasan Allak von der Chemiegewerkschaft IG BCE und Christiane Benner, stellvertretende IG-Metall-Chefin und Mitglied im Aufsichtsrat von Continental. Der gemeinsame Auftritt zeigt, dass die Gewerkschaften an einem Strang ziehen und sich gemeinsam gegen die Pläne des Vorstands wehren.

Die bisher vorgesehenen Qualifizierungsmaßnahmen reichten nicht aus, der Umbauplan selbst sei überhastet, kritisierte Benner: „Es müssen alle Beschäftigten mitgenommen werden.“ Die Veränderungen bei Continental bräuchten mehr Zeit, das Management dürfe sie nicht mit Verweis auf die schwierige Branchenlage möglichst schnell durchdrücken.

Personalvorständin Ariane Reinhart erklärte: „Angesichts der Transformation unserer Industrien und rückläufiger Märkte leiten wir umgehend und vorausschauend über drei bis sieben Jahre die notwendigen Anpassungen ein.“ Man werde betroffene Mitarbeiter „bestmöglich unterstützen“.

Besonders die Schließung des noch jungen Werks im bayrischen Roding wirft Fragen auf. Continental hatte dort bis zuletzt noch investiert und plante, das Werk auszubauen. Nun soll dort zur Überraschung der Mitarbeiter 2024 Schluss sein.

Aus Gewerkschaftskreisen heißt es, dass Continental zwar bemüht sei, mit Fortbildungen Mitarbeiter durch den Wandel weg von Verbrenner und Mechanik hin zu Elektromotor und Software zu bringen. Allerdings sei das Management bei den Schließungen sehr konsequent.

Es passiere derzeit alles sehr schnell – und vieles auf einmal. Teilweise fühlen sich Führungskräfte aus unteren Ebenen nicht in die Pläne des oberen Managements eingeweiht. Der Umbau von Continental in eine Holding wird nicht hinterfragt, dafür aber bereitet die angekündigte Abspaltung der Antriebssparte Vitesco den Arbeitnehmervertretern Sorgen.

Immerhin fallen mit der Antriebssparte nicht nur acht Milliarden Euro Umsatz weg. Auch die Strukturen innerhalb der Automotive-Sparte, aus der Vitesco herausgeschnitten wird, könnten darunter leiden, wie zum Beispiel der zentrale Einkauf.

Mit Agenturmaterial.