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IG Metall verliert in der Coronakrise Mitglieder – und gibt sich trotzdem kampfbereit

„Kein Streik wird an den Finanzen scheitern“, betont Hauptkassierer Kerner. Trotz Einbußen schaut die Gewerkschaft optimistisch ins Superwahljahr 2021.

„Keine politische Aktion, kein Streik wird an den Finanzen scheitern.“ Foto: dpa
„Keine politische Aktion, kein Streik wird an den Finanzen scheitern.“ Foto: dpa

Die IG Metall als größte deutsche Gewerkschaft hat im Corona-Jahr an Stärke eingebüßt, geht aber dennoch mit einem umfangreichen Forderungspaket in die laufende Metall-Tarifrunde und das Superwahljahr. „Die IG Metall ist unter schwierigen Bedingungen handlungsfähig“, sagte der erste Vorsitzende Jörg Hofmann bei der Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Donnerstag.

Im vergangenen Jahr konnten 87.502 neue Mitglieder gewonnen werden. Dies sei „eine stolze Leistung“, auch wenn der Wert unter dem des Vorjahres liege, sagte Hofmann. Unter dem Strich sank die Mitgliederzahl aber um 48.000 oder zwei Prozent auf 2.214.662.

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Der Rückgang habe mehrere Ursachen, erläuterte der IG-Metall-Chef. So sei die Zahl der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie im vergangenen Jahr um 120.000 oder drei Prozent zurückgegangen. Auch habe es einen Rückgang bei den neu geschlossenen Ausbildungsverträgen gegeben. Und schließlich erschwerten die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen die Mitgliederwerbung.

Erstmals seit vielen Jahren sind auch die Beitragseinnahmen gesunken. Sie lagen im abgelaufenen Jahr bei 591 Millionen Euro, sieben Millionen weniger als 2019, aber 5,5 Millionen mehr als 2018. Die gesunkenen Einnahmen hätten aber keine Auswirkungen auf die Arbeitskampf- oder Kampagnenfähigkeit der Gewerkschaft, betonte Hauptkassierer Jürgen Kerner: „Keine politische Aktion, kein Streik wird an den Finanzen scheitern.“

Derzeit laufen die Tarifverhandlungen für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie, die zweite Runde ist abgeschlossen. Am 1. März läuft die Friedenspflicht aus, und Hofmann kündigte für das Datum einen bundesweiten Aktionstag an. Sollten die Tarifverhandlungen bis dahin zu einem Ergebnis kommen, könne der Aktionstag natürlich wieder abgesagt werden.

Der IG-Metall-Chef erneuerte seine Forderung nach einer Viertagewoche. Zeiten der Unterauslastung müssten für Qualifizierung der Belegschaften genutzt werden. Eine Arbeitszeitverkürzung wäre deshalb „ein fairer Beitrag der Arbeitgeber, Fachkräfte zu halten und Entlassungen zu verhindern“, sagte Hofmann.

Die IG Metall werde in der Tarifrunde aber auch darauf bestehen, dass die Realeinkommen gesichert würden. Die Gewerkschaft fordert ein Entgeltvolumen von vier Prozent, das dann in den Betrieben unterschiedlich zur Beschäftigungssicherung oder für Lohnerhöhungen genutzt werden kann.

IG Metall will Mitbestimmungskampagne fortsetzen

Hofmann nahm für die IG Metall in Anspruch, im abgelaufenen Jahr auch politisch Akzente gesetzt zu haben. Der erleichterte Zugang zum Kurzarbeitergeld, das erweiterte Kinderkrankengeld oder die Liquiditätshilfen seien auch auf Druck der Gewerkschaften zustande gekommen. Auch für die Fondslösungen zur Gestaltung der Transformation in der Auto- und Zuliefererindustrie habe sich die IG Metall massiv starkgemacht.

Für das Superwahljahr mit mehreren Landtagswahlen und den Bundestagswahlen nannte Hofmann drei politische Schwerpunkte für gewerkschaftliche Kampagnen. Die Industrie müsse sozial, ökologisch und demokratisch umgestaltet werden, damit Industriearbeitsplätze in Deutschland erhalten blieben. „Wir werden uns einmischen, um eine faire Transformation zu ermöglichen“, sagte Hofmann.

Gleichzeitig will die IG Metall aber auch auf betrieblicher Ebene durch Betriebsräte und auf Unternehmensebene im Aufsichtsrat für mehr Mitbestimmung sorgen. Als Beispiel nannte die zweite Vorsitzende Christiane Benner das Doppelstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden, das der Kapitalseite eine Mehrheit im Aufsichtsgremium sichert. Dies sei nicht mehr zeitgemäß. Drittens will sich die IG Metall für einen handlungsfähigen Sozialstaat einsetzen. Gerade die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig dieser sei, betonte Hofmann.