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IG Metall stemmt sich vehement gegen Opel-Teilverkauf

Die IG Metall wehrt sich gegen die Auslagerung von 2000 Opel-Ingenieuren zu Segula. Die Gewerkschaft wirbt in einem Papier für ein Alternativkonzept.

Im Januar machten sich einige Opel-Mitarbeiter auf den Weg, um jenes Unternehmen besser kennenzulernen, an das das Management des hessischen Autobauers 2000 von 7000 Ingenieure auslagern will. Am Firmensitz von Segula Technolgies in Rüsselsheim angekommen, waren viele unangenehm überrascht: Sie fanden zwar einen Briefkasten, aber nicht einmal eine Klingel.

Der französische Entwicklungsdienstleister ist für sie eine Wundertüte. Segula wirbt zwar mit hochtrabenden Plänen um die Gunst der Opelaner, aber wegen mangelnder Transparenz, herrscht bei vielen große Unsicherheit, was sie im Falle eines Betriebsübergangs erwarten würde.

Im zweiten Quartal – so wollen es die Manager von Segula und Opel – soll der Deal zum Abschluss kommen. Die Geschäftsführer sind sich handelseinig. Die IG Metall stemmt sich nun aber vehement gegen die Transaktion. Die Vertrauensleute der Gewerkschaft bei Opel halten den Teilverkauf des Entwicklungszentrums ITEZ für „nicht notwendig“. In einem zweiseitigen „Thesenpapier“, das dem Handelsblatt vorliegt, wettern sie gegen den Deal.

„Keiner am Markt hat auf Segula gewartet“, heißt es in der Abschrift, die an Teile der Belegschaft gesandt wurde. Die Markteintrittsbarrieren für neue Entwicklungsdienstleister in Deutschland seien „hoch“. Segula sei hierzulande weitgehend unbekannt und habe eher „den Charakter eines Start-up“. Die Vertrauensleute zweifeln zudem an der Finanzstärke des Familienunternehmens aus Nanterre nahe Paris. Für einen erfolgreichen Markteintritt relevante Alleinstellungsmerkmale wie Engineering-Expertise oder Kundenzugang seien bei Segula „nicht erkennbar“.

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Die Opelaner müssten bei einem Wechsel zu Segula mit geringeren Entgelten und einer „Verschlechterung“ der Arbeitsbedingungen rechnen, schreiben die IG Metall Vertrauensleute. Sollte Segula den Markteintritt in Deutschland trotz Anschubfinanzierung und Aufträgen von Opel nicht schaffen, wären die Arbeitsplätze der 2000 Ingenieure „massiv gefährdet“.

Zudem würde der angedachte Teilverkauf auch für Opel selbst erhebliche Risiken mit sich bringen, argumentieren die Gewerkschafter. Der Zugriff auf Motorenprüfstände und Crashanlagen ginge beispielsweise verloren. „Opel wäre abhängig von Dritten“, heißt es in dem Thesenpapier.

Als Fazit vermerken die Gewerkschafter, dass der avisierte Teilverkauf des Opel-Entwicklungszentrums ITEZ unnötig sei. „Arbeit ist genug da“. Das Opel-Management um Geschäftsführer Michael Lohscheller argumentiert hingegen, dass aufgrund wegbrechender Aufträge des Ex-Eigentümers General Motors (GM) massive Überkapazitäten in den kommenden Jahren entstehen. Man müsse gegensteuern, der Deal mit Segula sei die beste Option.

„Wir möchten nochmals unterstreichen, dass alle künftigen Opel-Modelle hier in Rüsselsheim entwickelt werden“, erklärt ein Opel-Sprecher. „Die strategische Partnerschaft mit Segula hat das Ziel, am Standort Rüsselsheim 2000 Arbeitsplätze in der Entwicklung zu sichern, die auf absehbare Zeit durch den Rückgang an Aufträgen von externen Unternehmen bedroht sind.“ Dieses sozial verträgliche Vorgehen sei besonders in Zeiten wichtig, in denen Wettbewerber den Abbau zahlreicher Arbeitsplätze in Deutschland angekündigt hätten, betonte der Opel-Sprecher.

Die IG-Metall-Vertrauensleute lehnen den Deal mit den Franzosen allerdings geschlossen ab. Die Gewerkschafter werben stattdessen für ein Alternativkonzept. „Workload-Analysen“ der Berater des Betriebsrats würden zeigen, dass keine Unterauslastung im ITEZ vorhanden sei. Durch Vorruhestände, freiwillige Abfindungsprogramme und der Kündigung von 40-Stundenverträgen habe man bereits in ausreichendem Umfang auf die wegbrechenden GM-Aufträgen reagiert.

Im Bereich Powertrain (Antriebe) würden bei Opel laut IG Metall zwar „überschaubare Personalüberhänge“ entstehen. Diese Überhänge könnten aber durch Altersteilzeit, Senior Leave Programme oder Umschulungen aufgefangen werden.

Wenn der Opel-Mutterkonzern PSA (Peugeot, Citroën) seine Zusagen einhalte, dass das ITEZ mit 15 Kompetenzzentren ausgestattet werde, die Plattformen für leichte Nutzfahrzeuge für den Konzernverbund erstellen dürfe und alle Opel-Modelle entwickle, dann sei „ausreichend Arbeit vorhanden“.

Die IG Metall befürchtet, dass der Deal mit Segula als „Durchlauferhitzer“ dafür dienen könnte, „Entwicklungskompetenzen in Billiglohn-Ländern zu verlagern“, heißt es in dem Thesenpapier. Die Gewerkschafter fordern das Opel-Management daher auf, mit dem Betriebsrat in Verhandlungen über „dessen Alternativkonzept“ zu treten.