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IG Metall fordert Bafin zum Eingreifen bei der Osram-Übernahme auf

Die Gewerkschaft wirft den Österreichern vor, mit ihrem zweiten Übernahmeangebot für Osram zu tricksen. AMS umgehe mit der Offerte die geltenden Gesetze.

Die IG Metall hatte eine lange Forderungsliste auf den Tisch gelegt, als die Gewerkschafter am Dienstag Hans Jörg Kaltenbrunner, den Aufsichtsratschef des Sensorik-Konzerns AMS, trafen. Sie forderten vom österreichischen Unternehmen, das den Kon‧kurrenten Osram übernehmen will, den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und den Erhalt der paritätischen Mitbestimmung. Außerdem verlangen die Arbeitnehmervertreter nach Informationen des Handelsblatts von AMS auch zehnjährige Garantien für Standorte und Portfolio.

Der Ton der Gespräche war freundlich, doch Fortschritte gab es bislang nicht. Im Gegenteil: Die IG Metall sandte noch am selben Tag einen Brief an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Sie fordert, das neue Übernahmeangebot der Österreicher abzulehnen.

Die Offerte verstoße gegen die einjährige Sperrfrist nach dem ersten Anlauf. „Das Vertrauen der Anleger in den ordnungsgemäßen Ablauf eines Übernahmeangebots wäre bei anderer Auslegung nachhaltig erschüttert“, heißt es in dem fünfseitigen Schreiben von Aufsichtsratsvize Klaus Abel an die Bafin, das dem Handelsblatt vorliegt. AMS versuche, mit einem „einfachen Bauerntrick“ das Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz zu umgehen.

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AMS will für 4,6 Milliarden Euro den fast dreimal größeren Osram-Konzern übernehmen. Die Österreicher sind die einzigen Bieter. Die Finanzinvestoren Advent und Bain Capital haben kein Angebot vorgelegt. AMS ist bereits der größte Aktionär Osrams. Der Chiphersteller hält 19,99 Prozent an dem Lichtkonzern.

Anfangs sträubte sich auch die Osram-Führung gegen die Avancen. Nun, da die Übernahme unvermeidlich erscheint, zeigt sich CEO Olaf Berlien aber kooperationsbereit. Hinter den Kulissen laufen die Gespräche über einen Kooperationsvertrag. Allerdings ist offen, ob dieser noch – wie von AMS-Chef Alexander Everke erhofft – vor der Präsentation des neuen Angebots zustande kommt. „Everkes Zeithorizont ist sehr ambitioniert“, hieß es in Industriekreisen. AMS wollte sich auf Anfrage am Mittwoch nicht äußern.

Die IG Metall ist überzeugt davon, dass die neue Offerte unzulässig ist. Bei ihrem ersten Anlauf waren die Österreicher Anfang Oktober an der Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent gescheitert. In der vergangenen Woche kündigten sie nun ein neues Angebot an.

Geringe Erfolgsaussichten

Sie bieten zwar erneut nur 41 Euro je Aktie, senkten aber die Mindestannahmeschwelle auf 55 Prozent. Um die einjährige Sperrfrist zu umgehen, die nur mit dem Segen des betroffenen Unternehmens vermieden werden kann, soll das neue Angebot von einer neu gegründeten Zweckgesellschaft, der AMS Offer GmbH, vorgelegt werden.

Die Einjahressperre solle „den typischen, mit einer Übernahmesituation einhergehenden Unsicherheiten in der geschäftspolitischen und strategischen Ausrichtung vorbeugen“, schrieb nun Abel. Osram befinde sich derzeit im strategischen Umbruch. Diese Neuordnung gehe mit einer „enormen Bindung interner Ressourcen“ einher.

Die neue Offerte torpediere nun die Bemühungen, indem erneut Kräfte für die Auseinandersetzung mit der Bieterin aufgewendet werden müssten. Daher sei es „dringend geboten“, dass die Bafin das neue Angebot nicht zulasse, beziehungsweise einen Befreiungsantrag ablehne. In Industriekreisen räumt man zwar ein, dass AMS ein Schlupfloch nutze. Dies sei aber wohl zulässig.

Eine Bafin-Sprecherin sagte, die Behörde äußere sich grundsätzlich nicht zu konkreten Unternehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die IG Metall mit ihrem Schreiben Erfolg hat, ist Experten zufolge aber gering. Im Paragraf 26 des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes steht zwar, dass ein Bieter nach einem gescheiterten Übernahmeversucht für ein Jahr keine neue Offerte vorlegen darf. Im Gegensatz zu anderen Paragrafen des WpÜG ist jedoch nur vom Bieter die Rede und nicht vom Bieter mit ihm gemeinsam handelnden Personen und Tochterunternehmen. Dieses Schlupfloch hat der Gesetzgeber bislang noch nicht geschlossen.

Auch wenn die Fronten verhärtet sind, wollen AMS und IG Metall den Dialog fortsetzen. In Arbeitnehmerkreisen heißt es, Forderungen wie nach zehnjährigen Bestandsgarantien seien immer verhandelbar.

Die AMS handelt unterdessen aus einer Position der Stärke. Der in der Schweiz börsennotierte Chiphersteller aus Premstätten bei Graz überraschte in dieser Woche mit einer guten Quartalsbilanz. Im dritten Quartal schnellte der Umsatz um 41 Prozent auf 645 Millionen Dollar. Das bereinigte Nettoergebnis lag bei 158 Millionen Dollar (Vorjahreszeitraum knapp 18 Millionen Dollar) im Vorjahresquartal.

Für das vierte Quartal kündigt der 9000 Mitarbeiter große Konzern ein starkes Wachstum an. Gute Nachrichten kann der Aktienkurs gebrauchen. In den vergangenen zwölf Monaten gab der Kurs mehr als zwölf Prozent nach.