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Ifo-Institut sieht kein Wachstum 2024: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über Auguren der Schwäche. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Alles auf einmal

Das Münchner Ifo-Institut hat heute seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr gekappt. Es rechnet nun mit “null Wachstum” statt wie bisher mit 0,4%. Auch für 2025 — wenn die nächste Bundestagswahl ansteht — senkte das Institut seine Schätzung, auf 0,9% von 1,5%. Erst 2026 soll die Wirtschaft wieder wachsen, dann um 1,5%. Erst gestern hatte das Kiel Institut für das laufende Jahr eine Schrumpfung um 0,1% vorhergesagt.

“Die deutsche Wirtschaft steckt fest, und sie dümpelt in einer Flaute, während andere Länder den Aufwind spüren”, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. “Wir haben eine strukturelle Krise. Es werden zu wenig Investitionen insbesondere in der Industrie getätigt, und die Produktivität tritt seit Jahren auf der Stelle. Außerdem haben wir eine konjunkturelle Krise.”

Die Auftragslage ist mau, die Kaufkraftgewinne führen nicht zu mehr Konsum, sondern zu höherer Ersparnis, weil die Verbraucher verunsichert sind. Die Sparquote liegt inzwischen bei 11,3% und damit deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt von 10,1% vor Corona.

Einen Lichtblick sieht das Ifo-Institut dennoch: Die Inflationsrate wird nach der aktuellen Prognose weiter sinken, von durchschnittlich 5,9% im vergangenen Jahr auf 2,2% im Jahr 2024.

“Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel, Corona-Pandemie, Energiepreisschock und eine veränderte Rolle Chinas in der Weltwirtschaft setzen etablierte Geschäftsmodelle unter Druck und zwingen Unternehmen, ihre Produktionsstrukturen anzupassen”, so Wollmershäuser.

Der Chef der Deutschen Bank hat einen Tipp, wie es aufwärts gehen kann: Härter arbeiten.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Alexander Kell und Rainer Bürgin: VW ist Deutschland, Stellenabbau entscheidend, rechnet sich nicht, Ernüchterung, und zweite Wahl.

VW ist Deutschland

Der Niedergang Deutschlands ist an einem symbolträchtigen Punkt angelangt: Volkswagen, der größte Industriekonzern des Landes, ist bereit, den Rubikon der Werksschließungen zu überschreiten. Die Ankündigung aus Wolfsburg ist mehr als eine späte Anerkennung der wirtschaftlichen Realität. Sie ist ein Schlag für das Selbstverständnis des Landes als Autobauer-Nation, das industrielle Kerngeschäft. „Deutschland verliert seit Jahren an Wettbewerbsfähigkeit, und das trifft nun auch die ehemaligen Kronjuwelen der deutschen Wirtschaft“, sagt Carsten Brzeski, Leiter Makro bei ING. Damit ist die Frage nach dem Standort und somit auch nach politischer Verantwortung gestellt. Eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter 180 Ökonomen kam im Mai zu dem Ergebnis, dass Deutschland wegen Defiziten in den Bereichen Regulierung/Bürokratie, Energie/Rohstoffe und Digitalisierung als Wirtschaftsstandort nur mittelmäßig sei. Dies schürt den Vertrauensverlust in der Bevölkerung, der nirgendwo so groß ist wie in Ostdeutschland. Die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, wo Parteien an den politischen Rändern die Hälfte der Mandate oder mehr errangen, waren ein politischer Weckruf.

Stellenabbau entscheidend

Zufrieden ist die Deutsche Bahn mit den Geboten für ihre Logistiksparte Schenker noch nicht. Doch es scheint, als ob man sich annähere. So hat sich der dänische Konkurrent DSV dem Vernehmen nach verpflichtet, einen etwaigen Stellenabbau in Grenzen zu halten. Dieser würde 1.600 bis 1.900 Stellen in der deutschen Schenker-Zentrale betreffen. Da Schenker derzeit selbst abspeckt — was in den DSV-Berechnungen nicht berücksichtigt sei — dürfte der endgültige Umfang wohl noch geringer ausfallen. Die Gewerkschaft Verdi hatte sich unlängst für das Gebot von CVC Capital Partners aus dem Private-Equity-Sektor ausgesprochen — auf den ersten Blick überraschend, hatte der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering derlei Firmen doch als Heuschrecken bezeichnet. Der Grund leuchtet jedoch ein: Der Finanzinvestor sehe weniger Stellenstreichungen vor. Noch hat sich die Deutsche Bahn nicht entschieden, ein Verkauf müsse jedoch wirtschaftlich vorteilhaft sein, um die Konzernverschuldung deutlich zu reduzieren und das Kerngeschäft voranzutreiben. Beide Bieter hatten etwa 14 Milliarden Euro geboten, wobei das DSV-Angebot dem Vernehmen nach derzeit bevorzugt wird.

Rechnet sich nicht

Nur wenige Firmen auf der Welt haben genug Geld aufgebracht, um leistungsstarke KI-Modelle zu entwickeln und am Markt zu etablieren. Das deutsche Startup Aleph Alpha schien eine davon zu sein. Sieben Monate, bevor im Herbst 2022 ChatGPT an den Start gebracht wurde, veröffentlichten die Heidelberger ihr Modell Luminous, das Bilder und Texte generieren und in fünf Sprachen analysieren kann. Mit dem Hype um den US-Anbieter, der Chatbots vom Nerd-Hobby zum Gesprächsthema der Massen machte, wuchs auch das Interesse an Aleph Alpha. Mit der Hoffnung auf eine europäische KI wollte plötzlich Bundeskanzler Scholz mit Firmenchef Jonas Andrulis reden, und Wirtschaftsminister Habeck auch. Industriegrößen wie SAP und Bosch halfen bei einer Finanzierung über mehr als 500 Millionen Dollar. Inzwischen sind Gründer und Manager vieler ChatGPT-Konkurrenten zu Branchengrößen wie Microsoft und Google gewechselt. Und Aleph Alpha gab letzte Woche einen Strategieschwenk zu kleineren Brötchen bekannt — hin zu Software, die Wirtschaft und Staat die Nutzung externen Chatbots erleichtern soll. “Die Welt hat sich verändert”, sagte Andrulis im Bloomberg-Interview. “Ein europäisches LLM allein reicht als Geschäftsmodell nicht aus. Es rechtfertigt die Investition nicht.”

Ernüchterung

JPMorgan hat die Kaufempfehlung für chinesische Aktien zurückgezogen. Dabei verwies die Wall-Street-Bank auf erhöhte Volatilität mit Blick auf die US-Wahlen, den Gegenwind für die Konjunktur und die laue Unterstützung durch die Politik in Peking. “Die Auswirkungen eines möglichen ‘Zollkriegs 2.0’ (mit Zollerhöhungen von 20% auf 60%) könnten schwerwiegender sein als die des ersten Zollkriegs”, hieß es. “Wir gehen davon aus, dass Chinas langfristiges Wachstum aufgrund von Verlagerungen der Lieferkette, der Ausweitung der Konflikte zwischen den USA und China und anhaltender innenpolitischer Probleme strukturell rückläufig sein wird.” JPMorgan senkte die China-Allokation im Schwellenländer-Segment von “übergewichten” auf “neutral”. In den USA nährte das Beige Book der Fed die Erwartungen an die Lockerung der Geldpolitik. “Die Arbeitgeber waren bei ihren Einstellungen wählerischer und weniger geneigt, ihre Belegschaft zu erweitern, da sie Bedenken hinsichtlich der Nachfrage und der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten äußerten”, hieß es da beispielsweise. Bloomberg Economics konstatierte beim regionalen Konjunkturbericht ein “düsteres Bild”.

Zweite Wahl

An der Spitze von Daimler Truck steht ab dem kommenden Monat Karin Radstrom. Damit erhält erst der zweite Dax-40-Konzern neben dem Pharmariesen Merck eine weibliche Führungskraft. Und das, obwohl Deutschland international eigentlich als fortschrittlich in Bezug auf Geschlechtergleichstellung gilt. Eigentlich. Hierzulande besteht eines der größten Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in Europa. Die 45-jährige Schwedin, die sich beim Rivalen Scania einen Namen gemacht hat, tritt die Nachfolge von Martin Daum an. Er wird bis Jahresende Vorstandsmitglied bleiben, “um eine reibungslose Übergabe zu unterstützen“, so Daimler Truck. Schon seit 2021 ist Radstrom Teil der Chefetage und konnte die Gewinnmarge von Mercedes-Benz Trucks steigern, obwohl stark in den Übergang zu emissionsfreien Lkw investiert wurde. Das soll während ihrer bis Januar 2029 laufenden Amtszeit so weitergehen. Mit der Entscheidung Spaniens, den Regierungsminister Jose Luis Escriva zum Zentralbankchef zu wählen, bleibt es unterdessen auch im 26-köpfigen EZB-Rat bei zwei Frauen.

Was sonst noch passiert ist

  • Deka-Millionäre

  • Helaba-Hochhaus

  • Keine Staatsknete

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