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Ökonomen: Neue Corona-Beschränkungen verzögern Erholung

Das Münchner Ifo-Institut hat wegen der Corona-Pandemie seine Konjunkturprognose für 2021 gesenkt.
Das Münchner Ifo-Institut hat wegen der Corona-Pandemie seine Konjunkturprognose für 2021 gesenkt.

Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft in die tiefste Krise seit 1945 gestürzt. Am Ende des Tunnels ist Licht, 2021 wird es nach Einschätzung von Ökonomen auch in Deutschland aufwärts gehen - möglicherweise aber langsamer als noch vor kurzem erhofft.

München (dpa) - Die verschärften Corona-Einschränkungen sind ein Dämpfer für die wirtschaftliche Erholung in Deutschland. Darin sind sich mehrere Forschungsinstitute in ihren am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturprognosen zwar einig.

Unterschiedliche Ansichten gibt es aber zu der Frage, ob es nun im kommenden Jahr schneller oder langsamer aufwärts gehen könnte als bisher gedacht.

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Das Münchner ifo-Institut äußerte sich vergleichsweise pessimistisch und senkte seine Prognose für 2021 von den bisher erwarteten 5,1 auf 4,2 Prozent Wachstum: «Wegen des neuerlichen Shutdowns bei uns und in anderen Ländern verschiebt sich die Erholung nach hinten», sagte Timo Wollmershäuser, der Leiter der Ifo-Konjunkturforschung.

In diesem Jahr wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt nach allgemeiner Erwartung um mehr als fünf Prozent schrumpfen, ebenso stark oder etwas stärker als auf dem Höhepunkt der internationalen Finanzkrise 2009.

Was das nächste Jahr betrifft, so blickt das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) etwas zuversichtlicher in die Zukunft als die Münchner Kollegen: Für 2021 prognostiziert das RWI statt 4,5 nunmehr 4,9 Prozent Wirtschaftswachstum.

Die Ökonomen des Leibniz-Instituts in Halle (IWH) gehen für 2021 von 4,4 Prozent Wachstum aus und rechnen damit, dass «die Erholung ab dem Frühjahr langsam wieder in Gang kommt». In Ostdeutschland fällt demnach sowohl der Rückgang als auch der Wiederanstieg der Wirtschaftsleistung deutlich geringer aus.

Das Ifo-Institut bezifferte die wirtschaftlichen Folgekosten der seit November geltenden verschärften Einschränkungen für die deutsche Wirtschaft auf knapp 40 Milliarden Euro verlorene Wertschöpfung. Doch ohne Verschärfung in diesem Winter wären nach Einschätzung der Münchner Ökonomen die Folgekosten in der Zukunft noch höher.

Einig sind sich die Institute auch darin, dass die derzeitige Schließung großer Teile des Einzelhandels weniger gravierende Folgen haben wird als der erste Shutdown im vergangenen Frühjahr. Ein Hauptgrund: Im Unterschied zur ersten Corona-Welle läuft die Industrieproduktion weiter. «In Deutschland wird der jüngst beschlossene Shutdown die Produktion schrumpfen lassen, wenn auch in deutlich geringerem Maß als im Frühjahr», sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller.

Ebenfalls Konsensmeinung unter den Wissenschaftlern ist, dass die gestiegene Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr trotz der erwarteten wirtschaftlichen Erholung nicht oder nur wenig zurückgehen wird. Ifo und RWI rechnen mit einer Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent, das IWH mit 5,8 Prozent.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden sieht bisher keine Anzeichen für ein abruptes Ende der wirtschaftlichen Erholung. «Zumindest im Oktober und teilweise auch schon im November war gesamtwirtschaftlich weiterhin eine stabile Aufwärtsentwicklung zu beobachten», fassten die Wiesbadener Statistiker die jüngsten Konjunkturdaten zusammen. Dass dies nun abrupt zum Erliegen komme, habe die Behörde «noch nicht wahrgenommen», sagte Peter Schmidt, Leiter der Abteilung Unternehmen, Verdienste, Verkehr.

Dass es im kommenden Jahr wieder aufwärts gehen dürfte, zeigt auch der von vielen großen Unternehmen genau beobachtete internationale Einkaufsmanagerindex des Forschungsunternehmens IHS Markit. Dieser ist im Vergleich zum Vormonat um 4,5 Punkte auf 49,8 Zähler gestiegen, wie Markit in London mitteilte. Nicht nur die Gesamtstimmung besserte sich zum Jahresende. Sowohl in der Industrie als auch unter Dienstleistern war die Konjunkturlaune besser.