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Ifo-Index steigt – Feld: „Die wirtschaftliche Erholung ist beträchtlich“

Deutschlands wichtigster Frühindikator steigt zum dritten Mal in Folge. Auch die Industrie beurteilt ihre Lage nicht mehr so schlecht wie zuvor. Der Chef der Wirtschaftsweisen ist noch vorsichtig.

„Wie die Erholung weitergehen wird, hängt maßgeblich vom Infektionsgeschehen ab“, sagt der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld. Foto: dpa
„Wie die Erholung weitergehen wird, hängt maßgeblich vom Infektionsgeschehen ab“, sagt der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld. Foto: dpa

Die deutsche Wirtschaft ist nach ihrem tiefsten Einbruch in der Nachkriegszeit auf Erholungskurs. Das hat am Montag der Ifo-Geschäftsklimaindex gezeigt. Nach dem heftigen Absturz im März und April legte der Index im Juli auf 90,5 Punkte zu, von 86,3 Punkten im Juni.

Der Index, für den das Ifo-Institut monatlich 9000 Unternehmer und Manager befragt, stieg damit den dritten Monat in Folge. „Die Stimmung hat sich weiter verbessert, die Unternehmen sind deutlich zufriedener“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Erstmals seit Ende 2019 zeigt die „Ifo-Konjunktur-Uhr“ im Juli wieder „Aufschwung“ an.

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Die Erholung zeigte sich in allen Wirtschaftszweigen. Sogar die Industriemanager beurteilen ihre Lage nicht mehr ganz so schlecht wie seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Kapazitätsauslastung stieg demnach von 70,4 auf 74,9 Prozent. Allerdings liegt sie damit auch weiterhin noch sehr deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 83,5 Prozent.

Bei den Dienstleistern sind die Unternehmen nach dieser Umfrage sogar schon wieder im positiven Bereich angekommen, so Fuest. Mehr Firmenlenker bezeichneten ihre Lage als gut denn als schlecht. Und in den kommenden Monaten erwarten sie bereits eine Annäherung an die Geschäftssituation vor Corona.

Im Handel verbesserten sich Lage und Aussichten ebenfalls. Und auch die Bauunternehmen zeigten sich zufriedener: Ihre Erwartungen sind weniger pessimistisch als im Juni. In dieser Branche hatten viele Firmen nach dem Abarbeiten der Aufträge aus der Vor-Corona-Zeit noch einen Einbruch ihres Geschäfts erwartet.

Der bleibt nun offenbar aus – wohl auch dank des Konjunkturpakets der Bundesregierung. Allerdings ist dies zunächst eine Momentaufnahme: Wenn die Kommunen wegen einbrechender Gewerbesteuereinnahmen auf Sparkurs gehen sollten, können sich die Aussichten am Bau auch schnell wieder eintrüben.

Stärkstes Wirtschaftswachstum seit zwei Jahren

Am vergangenen Freitag hatten bereits die Einkaufsmanager-Umfragen des Instituts IHS Markit für Deutschland und für die Euro-Zone eine kräftige Erholung signalisiert. Die Euro-Zone verzeichnet demnach im Juli sogar das stärkste Wirtschaftswachstum seit zwei Jahren.

Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, sagt denn auch: „Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland ist beträchtlich.“ Allerdings warnt er gegenüber dem Handelsblatt vor zu viel Euphorie: Nach dem extrem tiefen Absturz der Wirtschaftsleistung im April und Mai sei der Erholungsweg lang. „Wie die Erholung weitergehen wird, hängt maßgeblich vom Infektionsgeschehen ab“, betont Feld.

Und da kamen am Wochenende keine guten Nachrichten: Urlaubsrückkehrer haben offenbar das Virus aus Risikogebieten in viele Gegenden Deutschlands mitgebracht. Die Zahl der Neuinfektionen nimmt seit Mitte letzter Woche wieder deutlich zu.


Das könnte die Erholung verlangsamen, wenn es erneut zu Einschränkungen der Bewegungsfreiheit nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern Europas kommen sollte: „Was mich nachdenklich stimmt, sind die härteren Maßnahmen etwa in der Schweiz, Österreich und Frankreich, wo die Öffnung teilweise zurückgenommen wird“, sagt Feld.

Wirklich besorgniserregend sei aber die Entwicklung in den USA. „Sie könnte auf die Exportwirtschaft durchschlagen“, warnt Feld und sagt: „Ich rate deshalb weiter zur Vorsicht bei Konjunkturprognosen.“

„Solide Zuwächse beim Neugeschäft“

Die Momentaufnahme aktuell allerdings sieht zunächst deutlich positiver aus, als viele Beobachter erwartet hatten. Die Konjunkturkurven der IHS-Markit-Einkaufsmanager-Indizes für Deutschland und für die Euro-Zone zeigten die Form des Buchstaben „V“: Auf den steilen Absturz im April folgt ein noch stärkerer Anstieg bis Juli. Beide Indizes notierten mit 55 Punkten erstmals auch wieder über der Wachstumsschwelle, die bei 50 Punkten liegt.

In Deutschland gibt es demnach „solide Zuwächse beim Neugeschäft“, insbesondere in der Industrie, sagte IHS-Markit-Ökonom Phil Smith. Vor allem aus China ziehe die Nachfrage an.

Eine V-Form zeigt auch der Ifo-Index für die Dienstleister und den Handel an. Nach Auffassung von Bankvolkswirten wie DZ-Bank-Chefökonom Michael Holstein zeigt dies, dass „die deutsche Wirtschaft überzeugt ist, dass in der Coronakrise das Schlimmste überwunden ist und es im dritten Quartal wieder kräftig aufwärtsgehen wird“.

In der Industrie dagegen sind die Erholungssignale wesentlich verhaltener: Der Aufschwung dürfte sich länger hinziehen, vor allem bei den Exporteuren. „Die Erholung dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen“, so Holstein – zumal die Unternehmen noch weit entfernt sind vom Normalzustand.

Auch die IHS-Markit-Ökonomen hatten nicht ignoriert, dass es Warnzeichen in ihren Einkaufsmanager-Umfragen gibt: Die Bereitschaft der Manager, Arbeitnehmer einzustellen, ist praktisch nicht vorhanden – ein Signal für eine weiter abwartende Haltung. Und die Kapazitätsauslastung in der Industrieproduktion hat sich zwar auch nach dieser Umfrage erholt, ist aber ebenfalls noch weit entfernt von Vollauslastung.

Branchenverbände und der DIHK bleiben daher trotz optimistischer Frühindikatoren bei ihrer eher pessimistischen Einschätzung für die deutsche Konjunktur. Sie betonen, dass die Rückkehr der Wirtschaft zu alter Stärke von vor Corona mindestens bis 2022 dauern werde. Dieses Ergebnis zeigt auch eine Umfrage des arbeitgebernahen IW-Instituts unter 31 Wirtschaftsverbänden.

Für das zweite Quartal dürften zudem die Dax-Konzerne erhebliche Einbrüche melden. 25 von 30 Dax-Konzernen haben bereits ihre Gewinnaussichten erheblich nach unten korrigiert. Das dritte Quartal wird damit laut Analysten nur eine langsame Erholung für diese Unternehmen zeigen.

Bisher hat sich die Binnenwirtschaft jedenfalls insgesamt schneller erholt als die exportabhängige Industrie. Aber auch dort drohen Rückschläge, wie der Einzelhandelsverband HDE an diesem Montag warnt: Der Leerstand in den Innenstädten nehme seit den pandemiebedingten Schließungen bedrohlich zu.

Daraus kann sich ein Abwärtssog auch für benachbarte bisher gut gehende Geschäfte entwickeln. Gegen die Verödung der Innenstädte verlangte der Verband einen 500-Millionen-Euro-Fonds, mit dem die Einkaufsmeilen saniert werden sollen. Anderenfalls drohe dem Einzelhandel eine Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes.