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Hört auf, uns Millennials an den Pranger zu stellen!

Beobachtet, vermessen und bewertet: Gibt man bei Google den Begriff „Millennials“ ein, folgen diverse Websites, die ihn definieren. Er umfasst alle Menschen, die zwischen 1980 und 1999 geboren sind.

Mit meinem Geburtsjahr – 1986 – gehöre auch ich dieser Generation an. Leider sind es meistens – meines Erachtens – dubiose Experten und Trendforscher, die diese komplette Generation zu durchleuchten wissen. Es gibt sogar Buchautoren, die uns damit stigmatisieren, wir seien „beziehungsunfähig“. Gut, manchmal sind es tatsächlich Sozialwissenschaftler oder Psychologen, aber oft genug eben auch Neunmalkluge, die die komplette Generation über einen Kamm scheren. Und damit habe ich große Probleme. Massive Probleme.

Ich finde: Das Fass an Meinungsartikeln und Podiumsdiskussionen ist schon lange übergelaufen. Unlängst kursierte in den sozialen Medien. Darin saß ein selbst ernannter Experte aus Übersee auf der Bühne, die Beine salopp übereinander geschlagen und schwafelte vor sich hin. Millennials seien in Kokons gehüllte Individuen, die nicht mit der harten Realität zurechtkämen. Und daran seien die Eltern Schuld. Sie würden ihren Kindern nämlich von Geburt an einreden, sie seien toll und könnten alle ihre Träume erreichen.

Ganz ehrlich: Was ist denn bitte so falsch daran, wenn Eltern ihre Kinder ermutigen, die Welt verbessern zu können? Was ist falsch daran, dass sie das Selbstbewusstsein ihrer Kinder stärken und ihnen eine Stütze sein wollen?

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Was ich auch oft lese und höre: Millennials oder auch die als Generation Y bekannte Menschengruppe hätten keine politische Meinung. Wir seien keine Kinder, die große Kriege mitbekommen hätten. Zur Zeit der Wiedervereinigung waren wir schlicht zu jung gewesen, um das politische und globale Ausmaß dessen begreifen zu können. Gleiche Voraussetzungen gelten für den Zweiten Golfkrieg sowie für den Krieg im Balkan. Aber dann kam 9/11. Das war auch das erste Mal, als ich persönlich spürte, dass die Welt nicht überall gleich sicher ist. Dennoch war ich ein Teenager und habe über vieles anders gedacht als jetzt. Aber als erwachsene Frau habe ich doch selbstverständlich eine Meinung zu all diesen Ereignissen!

Uns wird von verschiedenen Parteien vorgeworfen, wir hätten nicht den Mut, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren. Vor zwei Jahren stand ich allerdings tatsächlich am Düsseldorfer Hauptbahnhof und habe den Demonstranten der „Dügida“ die Stirn geboten. Mittlerweile ist der nordrhein-westfälische Abklatsch der Pegida längst schon wieder in der Luft verpufft. Ob das an meinem Engagement lag, weiß ich nicht. Fakt ist: Uns geht´s gut, wir sind größtenteils Akademiker, meistens hochgradig reflektiert und zufrieden. Zumindest mit unserer Art zu leben. Denn: Weltverbesserung geht immer.

Wir wollen keine Millionen verdienen – das ist richtig. Aber selbst die Tatsache, dass wir darauf Wert legen, geregeltere Arbeitszeiten zu haben, um ein intaktes Privatleben zu genießen, wird uns vorgeworfen. Unternehmen seien plötzlich gezwungen, ihre komplette Struktur wegen unserer Generation umzukrempeln. Selbst die Kosmetikindustrie sei gezwungen, neue Produkte auf den Markt zu bringen. Auch das stand zuletzt in einem Online-Artikel. Die Generation Y hätte keinen Bedarf an Anti-Aging-Produkten, denn . Sicher, das ist bestimmt eine unermessliche Schande! #Ironieaus.

Erneut frage ich mich: Was ist falsch daran, dass wir nicht schon mit 35 unter Burn-Out leiden wollen? Was ist falsch daran, dass wir keine Botox-Zombies werden wollen? Wir bewegen eine Besserung der Arbeitsbedingungen in der Wirtschaft? Na, ist doch super! Wir stehen zu unserem Körper. Ist doch toll!


Wir kaufen auch abgepacktes Fleisch beim Discounter

Aber dann gibt´s da noch die Gruppe, die uns Millennials vorwirft, wir seien Opfer der sozialen Medien. Unser Leben sei darauf bedacht, nach außen hin Perfektion auszustrahlen und der Welt zu zeigen, was für ein tolles Leben wir doch führen. Instagram und Pinterest seien voll mit Körpern junger Menschen, die gerne Sport machen und gesundes Essen zu sich nehmen. Es wird so dargestellt, als seien wir so stark auf Gesundheit und Nachhaltigkeit fixiert, dass wir gar keine ungesunden Kalorien zu uns nehmen würden. Ich frage mich: Was ist falsch daran? Und wenn dem tatsächlich so ist, warum erleben Lieferdienst-Apps momentan ihre Hochsaison? Wenn ich mit Freunden zusammensitze und Fußball schaue, trinken wir Bier und essen Pizza dazu. War das in den Generationen vor den Millennials anders? Ich wage das ernsthaft zu bezweifeln.

Zugegeben, wir sind die Generation, die auf Plastiktüten beim Einkauf verzichtet oder ein übermäßig schlechtes Gewissen hat, wenn der Kaffee aus To-Go-Bechern geschlürft wird. Wir achten auf unseren Fleischkonsum und wir wollen gegen die Erderwärmung kämpfen. Die Ozeane sind verschmutzt, die Meerestiere leiden – wir sind dagegen. Massentierhaltung ist ein Armutszeugnis – wir sind dagegen (Und wieder frage ich mich: Was ist eigentlich falsch daran?). Allerdings kaufen auch Vertreter unserer Generation abgepacktes Fleisch beim Discounter ein oder das T-Shirt für 5 Euro im Sale bei H&M, das von Kindern in Indien genäht wurde. Das ist manchmal eher eine Frage des Budgets als das des Gewissens. Die Generationen vor uns haben bestimmt ähnlich agiert – und wenn Experten dagegen halten: Gut, dann sind wir halt pragmatisch. Schande über unser Haupt.

Die Millennials werden auch liebevoll „Generation Praktikum“ genannt. Noch vor Mitte 20 hätten wir schon einen Master-Abschluss, mindestens drei Auslandsaufenthalte und so viel Berufserfahrung wie unsere Eltern und Großeltern zusammen. Dieses Mal wird uns wohl Ehrgeiz und Fleiß vorgeworfen. Zugegeben, ich persönlich habe in den letzten zehn Jahren auch viel Berufserfahrung gesammelt – parallel zum Studium natürlich. Doch die Master-Arbeit wartet immer noch darauf, von mir verfasst zu werden. Wir wüssten nicht, was wir beruflich machen wollen. Wir würden uns nicht festlegen und unser Können flexibel halten, damit ein möglicher Jobwechsel problemlos funktioniert. Ich frage mich: Was ist falsch daran, dass wir nicht 40 Jahre lang am selben Arbeitsplatz versauern wollen?

Eins hat sich seit der letzten Generation tatsächlich geändert: Auch wenn es heißt, wir würden den Unternehmen vorschreiben, wie sie sich zu strukturieren haben. Unsere Generation hat es nicht leicht auf dem Arbeitsmarkt. Je mehr Qualifikationen wir anbieten, desto wählerischer werden Arbeitgeber. Neulich habe ich einen Artikel gelesen, in dem es hieß, Millennials hätten die Freiheit, den Arbeitgeber zwischen diversen Angeboten selbst auszusuchen.

Diese Behauptung würde und könnte ich nicht unterschreiben. Meine berufliche Laufbahn entwickelt sich zufriedenstellend – keine Frage. Aber für meine Ziele habe ich hart gearbeitet und ähnlich geht es den meisten Vertretern meiner Generation. Denn alle haben Ambitionen, alle haben mindestens einen akademischen Titel und alle haben Praktikumsnachweise. Die Konkurrenz ist gut, meistens sehr gut. Aber das ist auch der Reiz daran, sich in meiner Generation behaupten zu wollen.

Zum Schluss frage ich mich: Was ist falsch daran, dass unsere Generation starke Qualitäten mitbringt? Also liebe Experten und Besserwisser, hört endlich damit auf, uns an den Pranger zu stellen! Schluss mit Pauschalisierungen! Lasst uns Unternehmensstrukturen ändern. Lasst uns gesund leben. Lasst uns auf Nachhaltigkeit achten und die Erderwärmung stoppen. Lasst uns in den sozialen Medien aktiv sein. Es ist unsere Generation, es ist unser Leben. Als ihr noch jung wart, hattet ihr die Chance alles besser zu machen. Jetzt sind wir dran!

KONTEXT

Zehn Thesen zur Generation Y

These 1

Bei der Diskussion um Generationenvielfalt in der Arbeitswelt geht es nicht um Jung oder Alt, sondern um eine moderne Geisteshaltung - abseits von Effizienzstreben und Massenproduktion. Eine Haltung, die zu einer neuen Realität passt, in der die Welt immer volatiler, unsicherer, komplexer und ambivalenter wird.

These 2

Die Basis moderner Denkmuster besteht in der Erkenntnis, dass die Arbeitswelt heute anders tickt als noch vor 20 oder 30 Jahren. Unser deutsches Erfolgsmodell trägt nicht ewig weiter.

These 3

Es sind die unterschiedlichen Wertesysteme zu Arbeit und Führung, die aufeinander prallen, nicht die Menschen unterschiedlicher Generationen.

These 4

Lebenszeit ist viel zu kostbar, um 40 Stunden pro Woche für Aufgaben zu vergeuden, auf die man keinen Bock hat.

These 5

Die Effizienzzitrone deutscher Unternehmen ist ausgepresst! Wir brauchen einen Musterwechsel. Die GenY sucht ihn im World Wide Web.

These 6

Wir wurden zu lange zu einseitig auf die linke Gehirnhälfte getrimmt: Verstand, Zahlen, Daten, Fakten. Nun gilt es, die rechte zu aktivieren und mit ihr Kreativität, Emotionalität und Intuition.

These 7

Das deutsche Uni-System krankt und produziert Versager der modernen Arbeitswelt.

These 8

Viele Chefs der alten Führungsschule haben nicht systematisch gelernt, Menschen zu führen. Das erklärt vieles"¦

These 9

Unternehmen sollten sich schleunigst auf die Machtverschiebung hin zum Bewerbermarkt einstellen. Fachkräftemangel lässt bald grüßen.

These 10

Multigrafen, on demand, digitale Transformation, Kulturwandel: Genau darum geht es heute.

Quelle

Steffi Burkhart, "Die spinnen, die Jungen. Eine Gebrauchsanweisung für die Generation Y", Gabal, ISBN: 978-3-86936-691-3

KONTEXT

Was Chefs über Generation Y wissen müssen

Analyse

Wie tickt die Generation Y? Welches Gerücht stimmt, welches eher weniger? Eine Analyse der Gewohnheiten und beruflichen Erwartungen von über 10.000 Leuten zwischen 20 und Mitte 30 durch den Informationsdienstleister CEB räumt mit den größten Mythen über junge Mitarbeiter auf.

Mythos 1: Gen Y legt viel Wert auf Social Media

Realität: Die Youngster nutzen zwar Social-Media-Angebote, aber weniger als ein Drittel vertraut den Informationen, etwa über Arbeitgeber, die aus diesen Quellen stammen. Arbeitgeber sollten daher zwar auf Social Media setzen, um Kandidaten anzusprechen, den Erfolg dieser Kanäle aber nicht überschätzen. Am meisten vertrauen Arbeitssuchende aller Generationen Freunden und Familie. Deshalb sind traditionelle Wege wie Mitarbeiterprogramme zur Anwerbung von neuen Kollegen immer noch erfolgreich.

Mythos 2: Gen Y lässt sich vom Verdienst anspornen

Realität: Die Daten belegen, dass der Nachwuchs sich nicht so stark von Geld anspornen lässt wie ältere Generationen. Geld ist zwar wichtig, aber nicht so wichtig wie berufliche Entwicklungschancen. Unternehmen können für Einsteiger attraktiver werden, wenn sie hervorheben, dass Arbeitnehmer bei ihnen schnell viel Wissen erwerben und etwas bewirken können.

Mythos 3: Gen Y setzt stärker auf Zusammenarbeit als auf Wettbewerb

Realität: Die Angehörigen der Gen Y sind wettbewerbsorientierter als jede andere Generation. 58 Prozent von ihnen geben an, dass sie ihre Leistung mit der ihrer Kollegen vergleichen. Bei Arbeitnehmern anderer Generationen liegt dieser Anteil bei lediglich 48 Prozent. Um diesem Umstand gerecht zu werden, sollten Unternehmen nicht nur Anerkennungs- und Belohnungsprogramme in Erwägung ziehen. Sie sollten auch dafür sorgen, dass gute Arbeitsleistungen der Youngster sichtbarer und innerhalb des Unternehmens hervorgehoben werden.

Mythos 4: Gen Y verlässt sich bei der Arbeit auf Kollegen

Realität: Die jungen Berufstätigen bringen ihren Kollegen weniger Vertrauen als die älteren Mitarbeiter entgegen. Und viele von ihnen erledigen Aufgaben lieber "im Alleingang" - 37 Prozent verlassen sich nur auf sich selbst, wenn es darum geht, eine Aufgabe fehlerfrei zu erledigen. Dieser Anteil liegt bei anderen Generationen bei nur 26 Prozent. Trotzdem fühlen sich die Gen-Y-Mitglieder mit ihren Kollegen fast genauso eng verbunden wie andere Generationen. Mehr als ein Drittel der Gen Y und der Älteren gibt an, enge persönliche Beziehungen zu ihren Arbeitskollegen zu unterhalten. Um Mitarbeitern beim Aufbau von Beziehungen zu helfen und die Zusammenarbeit unter Kollegen zu fördern, sollten Chefs betonen, wie wertvoll Teamarbeit ist.

Mythos 5: Gen Y wechselt gern häufig den Arbeitgeber

Realität: Die jungen Mitarbeiter möchten unterschiedliche Erfahrungen sammeln, aber nicht unbedingt bei unterschiedlichen Firmen. Tatsächlich ist es so, dass die Youngster nicht von einem Arbeitgeber zum nächsten springen möchten, sondern von einer Erfahrung zur nächsten. Es ist wahr, dass der Anteil der Jobsuchenden unter ihnen höher ist als in anderen Generationen - und mehr als die Hälfte hält außerhalb ihres eigenen Unternehmens nach Karrierechancen Ausschau. Bei der Generation X liegt dieser Anteil bei 37 Prozent und bei der Baby-Boomer-Generation bei 18 Prozent. Trotzdem sind 53 Prozent der Gen Ys, ähnlich wie andere Generationen, der Ansicht, dass interne Jobmöglichkeiten wünschenswert sind. Unternehmen sollten ihre Karriere-Optionen entsprechend erweitern.