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Hunderte Stellen bei Tesla in Grünheide sind noch unbesetzt - VW rüstet bereits gegen Abwerbungsversuche auf

Tesla-Chef Elon Musk beim Besuch der Fabrik in Grünheide im September 2020.
Tesla-Chef Elon Musk beim Besuch der Fabrik in Grünheide im September 2020.

Der Bau von Teslas Fabrik in Grünheide geht in die letzte Phase. Im Juli soll die Produktion des Model Y im neuen Werk vor den Toren Berlins aufgenommen werden — trotz Bauverzögerung und fehlenden Genehmigungen. Der straffe Zeitplan könnte jedoch noch zum Problem für den Elektroautohersteller aus Kalifornien werden. Obwohl ein großes Interesse an dem Unternehmen herrscht, verläuft die Besetzung der Top-Positionen in Grünheide schleppend. Andere Hersteller wie Volkswagen wehren sich indessen durch interne Vereinbarungen vor den Abwerbungsversuchen von Tesla.

Das Unternehmen von Elon Musk sucht derzeit nach knapp 350 Fachkräften für die Fabrik in Grünheide, berichtet das "Handelsblatt". Ungefähr ein Drittel der ausgeschriebenen Stellen gehen demnach auf hochrangige Positionen wie Managerposten oder Batterie- und Softwareexperten zurück. Viele der Stellenausschreibungen stammen noch aus dem vergangenen Jahr — teilweise Februar und März 2020 — und sind scheinbar immer noch nicht besetzt.

Dabei gilt der Autobauer als besonders angesagt in der Branche und zieht vor allem junge Arbeitskräfte an. Aus Unternehmenskreisen heißt es im "Handelsblatt" dazu, dass Stellenanzeigen oft für mehrere gleichwertige Positionen ausgeschrieben werden. Das erklärt jedoch nicht, warum weiterhin viele der Top-Positionen beim deutschen Tesla-Werk nicht besetzt wurden. Die Hälfte der Ausschreibungen sind dem "Handelsblatt" zufolge mindestens drei Monate alt.

"Lex Tesla" soll Abgang zur US-Konkurrenz verhindern

Tesla profitierte dabei zuletzt sogar vermehrt von ausgebildeten Fachkräften anderer Autobauer. So hat Daimler zu Beginn des vergangenen Jahres ein großes Sparprogramm beschlossen. Weltweit will der Konzern aus Stuttgart 10.000 Stellen abbauen, wie Business Insider berichtete. Die Ex-Ingenieure erhalten vom Konzern eine üppige Abfindung. Das Sparprogramm von Daimler spielt Tesla in die Karten. Viele Fachkräfte, die nun Daimler mit einem vollen Geldbeutel verlassen, wechseln zur Konkurrenz aus Kalifornien. „Daimler betreibt ungewollte Quersubventionierung von neuen Tesla-Mitarbeitern“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.

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Um den Abgang zur wachsenden Konkurrenz zu verhindern, reagieren andere Hersteller mit internen Vereinbarungen. Mitarbeiter von Volkswagen können nun nach einer Freistellung nicht mehr so einfach zum Konzern aus Wolfsburg zurückkehren, wenn sie zwischendurch bei der US-Konkurrenz angeheuert haben. Die Vereinbarung ist intern als "Lex Tesla" bekannt und trat nach der Ankündigung des Tesla-Baus in Grünheide in Kraft.

Einige Bewerber werden auch die branchenunüblichen Arbeitsverträge bei Tesla abschrecken. In den Verträgen, die Business Insider vorliegen, sind sehr lang ausformulierte Vertragsklauseln festgelegt, die Mitarbeiter zum Schweigen bringen sollen. Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse sind demnach "streng geheim". Mitarbeiterinformationen, die an Dritte weitergegeben werden, wie zum Beispiel der Arbeitsbeginn oder die genaue Abteilung, werden hart vom Unternehmen bestraft. Bei Verstoß winken Strafzahlungen von einem Bruttomonatsgehalt pro Vergehen, heißt es in den Verträgen. Die Schweigeklausel gilt auch über das Ende des Arbeitsvertrags hinaus.

Tesla zahlt weniger Gehalt

Beim Gehalt hängt Tesla im Vergleich zur Konkurrenz hinterher. Bei VW verdienen Fachkräfte mit Spezialwissen in der höchsten Tarifgruppe ein Grundgehalt zwischen 95.000 und 105.000 Euro. Bei Mitgliedern des oberen Managements wird dank Boni und Sonderleistungen eine halbe Million ausgezahlt, berichtet das "Handelsblatt".

Tesla zahlt im Schnitt dagegen weniger. Auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld können Mitarbeiter hier nicht erwarten. Als Ausgleich verfügen Beschäftigte jedoch nach vier Jahren Unternehmenszugehörigkeit über ein Aktienpaket. Je nach Position kann dieses Aktienpaket nach Insider-Informationen im mittleren fünfstelligen Bereich liegen. An der Börse legte das Unternehmen in den vergangenen Jahren einen unglaublichen Höhenflug hin. Doch die Zeiten der rasant wachsenden Kurse dürften bei Tesla vorbei sein.

Keine Bindung an Tarifsystem

Tesla versteht sich dabei immer noch als eine Art Start-up. Das macht den US-Hersteller auf der einen Seite attraktiv, da sich hier neue Perspektiven für etablierte Fachkräfte auftun. Andererseits sorgt diese Unternehmensphilosophie auch für viel Fluktuation unter den Beschäftigten. Das Karrierenetzwerk "LinkedIn" rechnete aus, dass Beschäftigte im Durchschnitt bei Tesla nur 2,3 Jahre arbeiten. Bei Volkswagen verbringen Mitarbeiter im Schnitt demnach doppelt so viel Zeit.

Die Wolfsburger versprechen ihrer Belegschaft außerdem eine Beschäftigungssicherung bis 2029. Bei Tesla ist eine solche Sicherheit im Job nicht gegeben. Eine Bindung an das Tarifsystem ist ebenfalls noch nicht erfolgt. Die Gespräche der IG Metall mit dem Autobauer waren erfolglos. Auch das dürfte den ein oder anderen Bewerber trotz eines attraktiven Arbeitsumfelds davon abhalten, einen Job bei Tesla anzutreten.