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HSBC will offenbar bis zu 10.000 Jobs streichen

Die britische Großbank kürzt drastisch Stellen: Der Abbau macht deutlich, wie schwach die europäische Finanzbranche im Vergleich zu der in den USA ist.

Derzeit vergeht kaum eine Woche ohne neue Hiobsbotschaft für Europas Banker. Die jüngste kommt von der britischen Großbank HSBC, die der „Financial Times“ zufolge noch einmal bis zu 10.000 Arbeitsplätze abbauen will. Insgesamt beschäftigt das Londoner Geldhaus, das einen Großteil seiner Geschäfte in Asien macht, rund 240.000 Mitarbeiter.

HSBC ist nur das jüngste Beispiel für den rapiden Jobschwund in der Bankenbranche. Nach Berechnungen des Informationsdienstes Bloomberg summieren sich die in diesem Jahr geplanten Stellenstreichungen inklusive der Zahlen von HSBC auf rund 70.000. Die Deutsche Bank will im Zuge ihrer neuen Strategie 18.000 Jobs abbauen, bei der Commerzbank wird die Neuausrichtung voraussichtlich 4300 Arbeitsplätze kosten.

Die britische Barclays hat im zweiten Quartal 3000 Stellen gestrichen und will weiter sparen. Bei der französischen Société Générale stehen 1600 Stellen auf dem Spiel. Nach den Berechnungen von Bloomberg entfallen 90 Prozent der weltweit angekündigten Personalsparprogramme bei Banken auf Europa.

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Diese Zahl unterstreicht die Schwäche der europäischen Finanzbranche im Vergleich zur Konkurrenz aus den USA. Im ersten Halbjahr 2019 erzielten die zehn größten US-Banken einer Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zufolge die höchsten Gewinne seit der Finanzkrise. Mit einem Plus von einem Prozent fiel das Ergebnisplus der US-Häuser zwar ziemlich mager aus.

Da aber die zehn größten europäischen Banken zusammen einen Gewinnrückgang um sechs Prozent verzeichneten, klafft die Schere weiter auseinander. „Das Grundproblem von Europas Banken ist, dass ihre Eigenkapitalrendite seit Jahren unter den Kapitalkosten liegt“, meint Bertrand Lavayssiere von der Beratungsfirma ZEB. Einen Grund dafür sieht er in der kontinuierlich strengeren Regulierung.

Akut leiden die europäischen Institute unter der Abkühlung der Konjunktur, die durch die globalen Handelskonflikte noch verschärft wird. Dazu kommt die weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank. Statt der erhofften Normalisierung hat die EZB in ihrem jüngsten Paket die Strafzinsen für Einlagen der Banken noch einmal verschärft.

Zwar entlastet die EZB die Banken gleichzeitig durch die Einführung von Freibeträgen, aber Volkswirte gehen davon aus, dass mit der Entscheidung vom September die paradoxe Welt der Minuszinsen auf Jahre hinaus festgeschrieben ist.

Digitale Revolution

Verschärft wird die Lage durch den Strukturwandel in der Branche. Ralph Hamers, der Chef der niederländischen ING, geht davon aus, dass durch die digitale Revolution rund 50 Prozent der Jobs in einer klassischen Filialbank überflüssig werden. Gleichzeitig schafft die Digitalisierung aber auch neue Jobs, beispielsweise für Programmierer und Datenanalysten.

So plant die Commerzbank, im Rahmen ihrer Restrukturierung rund 2000 Stellen neu zu schaffen. Insgesamt dürfte der Effekt allerdings deutlich negativ sein. „Jede Bank in Europa steht unter dem Druck der Digitalisierung. Viele Mitarbeiter werden nicht mehr benötigt“, meint ZEB-Experte Lavayssiere: „Jeder Bankmitarbeiter weiß das.“

HSBC hatte bereits im August die Streichung von 3000 bis 4000 Stellen angekündigt. Dabei will sich die Bank vor allem auf besser bezahlte Posten konzentrieren. Bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen erläuterte Finanzvorstand Ewen Stevenson, dass das Geldhaus Rückstellungen für Abfindungspakete in Höhe von vier Prozent seiner Personalkosten gebildet habe, aber nur zwei Prozent der Stellen streichen wolle.

Zu diesen Planungen soll jetzt laut „Financial Times“ noch einmal der Abbau von bis zu 10.000 Stellen kommen. Die genauen Pläne könnte Vorstandschef Noel Quinn zusammen mit den Quartalszahlen Ende Oktober bekannt geben. HSBC wollte diese Informationen nicht kommentieren. Mit der Offensive will Quinn offenbar das Board beeindrucken. Sein Vorgänger John Flint war Anfang August von Chairman Mark Tucker gefeuert worden.

Dem Manager, der seine gesamte Karriere bei der Bank verbracht hatte, war vorgeworfen worden, sich um schwierige Entscheidungen zu drücken. Quinn war als Interims-Vorstandschef eingesetzt worden, macht sich aber Hoffnungen, dauerhaft bleiben zu können. Mit einem fünfstelligen Stellenabbau könne er sich nun als Kandidat empfehlen, wird in London spekuliert.

Auch Europas Investmentbanking schwächelt

HSBC hatte im ersten Halbjahr einen Gewinn von 12,4 Milliarden Dollar erzielt. 9,8 Milliarden Dollar davon kamen allerdings aus Asien. In Europa hingegen machte die Bank einen Verlust von 500 Millionen Dollar. Das liegt unter anderem daran, dass hier die Kosten für die globale Firmenzentrale in London anfallen.

Aber auch das Investmentbanking in Europa läuft deutlich schlechter als in Asien oder den USA. Beobachter erwarten deshalb, dass das Gros des Stellenabbaus Europa treffen wird. „Wenn diese Region am schlechtesten abschneidet, ist es logisch, dass hier die Stellen wegfallen“, meint ZEB-Experte Lavayssiere.

Finanzkreisen zufolge denkt die Bank darüber nach, sich von ihrem Privatkundengeschäft in Frankreich zu trennen. Dort beschäftigt HSBC insgesamt rund 8000 Mitarbeiter, davon 4000 im Retailbanking. In Deutschland, wo rund 3000 Menschen für die Bank arbeiten, hat HSBC bereits ein Effizienzprogramm auf den Weg gebracht. Finanzkreisen zufolge könnten bis 2021 rund zehn Prozent der Stellen wegfallen.

Mehr: Das EU-Gericht hat eine von der EU-Kommission verhängte Geldstrafe wegen Zinsmanipulationen gegen die Großbank HSBC aufgehoben.