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HSBC versetzt offenbar Vorstände nach China – und kürzt in Europa und den USA

Die britische Großbank setzt noch stärker auf Asien und will das US-Filialnetz weiter ausdünnen. Das dürfte den Spagat zwischen London und Peking noch verstärken.

HSBC-Chef Noel Quinn forciert seine Asienstrategie. Gleich drei zentrale Vorstände der Bank sollen von London nach Hongkong umziehen, berichtete der Finanzdienst Bloomberg am Wochenende. Zudem will das Institut laut „Financial Times“ das unprofitable US-Filialgeschäft komplett aufgeben. Der Plan soll am Dienstag bei Vorlage der Jahreszahlen verkündet werden.

Bei den Vorständen, die nach Hongkong umziehen sollen, handelt es sich demnach um Nuno Matos, Greg Guyett und Barry O’Byrne. Sie sind für das Geschäft mit vermögenden Privatkunden, das Investmentbanking und das globale Firmenkundengeschäft zuständig. Die drei Abteilungen erwirtschaften 95 Prozent des gesamten Unternehmensgewinns. Der Umzug der Manager muss noch von der britischen Aufsicht genehmigt werden.

Mit dem aufsehenerregenden Schritt unterstreicht Quinn die Bedeutung Chinas für die Bank. Die HSBC war 1865 in Hongkong gegründet worden und erst 1991 nach London umgezogen. Seither wurde eine Rückkehr der Zentrale nach China immer wieder diskutiert, aber letztlich verworfen. Die Bank macht jedoch seit Jahren den Großteil ihrer Gewinne in Asien.

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Vor einem Jahr hatte Quinn eine weitreichende Restrukturierung angekündigt. 35.000 von 235.000 Stellen weltweit sollen abgebaut werden – vor allem in den USA und Europa. Auch sollen 100 Milliarden Dollar an Kapital in die Wachstumsmärkte in Asien verlagert werden. Die Coronakrise erhöht nun den Druck, die Asienwende noch zu beschleunigen. Analysten erwarten, dass der Gewinn der Bank im vergangenen Jahr um rund die Hälfte eingebrochen ist.

Nachdem die Bank das US-Filialnetz bereits deutlich ausgedünnt hat, will sie laut „FT“ nun auch die restlichen 150 Filialen schließen. Im Investmentbanking an der Wall Street will das Institut jedoch präsent bleiben. US-Chef Michael Roberts ist künftig auch für Kanada und Lateinamerika zuständig. Er solle „die Konnektivität im HSBC-Netzwerk vertiefen“, teilte die Bank am Montag mit.

Fokus auf die Greater Bay Area

Seit einem Jahr versucht das Geldhaus zudem, einen Käufer für das kriselnde Filialgeschäft in Frankreich zu finden. Am Montag gab die HSBC bekannt, dass sich Compliance-Chef Colin Bell künftig als Europachef um die Restrukturierung in Europa kümmern werde. Der Manager sei seit Anfang 2020 für den Transformationsprozess der Gruppe zuständig und daher bestens geeignet, um diese „strategische Priorität“ umzusetzen, hieß es.

Neues Wachstum wird vor allem in Asien erwartet. Dort sehe er große Möglichkeiten, hatte HSBC-Chairman Mark Tucker im Januar bei einer Konferenz gesagt. Vor allem die Vermögensverwaltung in der Region soll ausgebaut werden. Ein Schwerpunkt dabei ist die Greater Bay Area in China, in der 70 Millionen Menschen leben. Laut „FT“ plant die Bank auch einen Zukauf in Singapur.

Scharfe Kritik an HSBC im Unterhaus

Quinns China-Strategie wird im Londoner Parlament kritisch gesehen, weil er aus Sicht der Abgeordneten zu viele politische Kompromisse mit dem Regime in Peking macht. Bei einer Anhörung vor dem Auswärtigen Ausschuss musste sich der Bankchef im Januar gegen den Vorwurf verteidigen, die chinesischen Behörden bei der Unterdrückung von Demokratie-Aktivisten zu unterstützen. Die Bank hatte auf Anforderung der Polizei in Hongkong mehrere Konten gesperrt. Quinn rechtfertigte den Schritt damit, dass die Bank sich an die Gesetze halten müsse.

Im vergangenen Sommer war die HSBC auch scharf kritisiert worden, als ihr China-Chef Peter Wong eine Petition für das umstrittene Sicherheitsgesetz in Hongkong unterzeichnete. Quinn hatte den Schritt damals verteidigt – und seine Position bei der Anhörung im Januar bekräftigt. Wong habe sich als Bürger Hongkongs besorgt über die Sicherheitslage gezeigt, sagte er. Es sei „kein politisches Statement“ gewesen.

Die Beschleunigung der Asienwende dürfte den Spagat der Bank zwischen London und Peking noch erschweren. Im Unterhaus wurde Quinn gefragt, ob sich das Unternehmen früher oder später aufspalten müsse – in einen westlichen und einen östlichen Teil. „Nein“, hatte Quinn geantwortet. Die Welt brauche internationale Banken. „Ich sehe keinen Punkt, an dem wir das Institut in zwei Teile spalten müssten.“