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Die Hotelkrise ist trotz der ersten Lockerungen noch lange nicht vorbei

Um Pfingsten dürfen Deutschlands Herbergen voraussichtlich wieder für Urlauber öffnen. Doch das allein rettet die angeschlagene Branche nicht.

Die Auflagen für die Hotelbranche werden gelockert. Foto: dpa
Die Auflagen für die Hotelbranche werden gelockert. Foto: dpa

Für Deutschlands Hoteliers gibt es in der Coronakrise einen ersten Hoffnungsschimmer. So stellte es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Ministerpräsidenten am Mittwoch frei, wann sie den Herbergen wieder gestatten, in ihren Häusern Urlaubsgäste unterzubringen. Den Anfang hatte Bayern schon am Dienstag gemacht, das Öffnungen für den 30. Mai in Aussicht stellte.

Dem Handelsblatt gegenüber äußerten Hoteliers am Abend die Erwartung, dass Bayern wegen der dort relativ hohen Infektionszahlen eher den zeitlichen Endpunkt darstellen wird. „Ab der übernächsten Woche könnte es bereits in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern losgehen“, glaubt Dorint-Aufsichtsratschef Dirk Iserlohe.

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Mitte März hatte die Bundesregierung entschieden, wegen der Pandemie nur noch Geschäftsreisenden den Zutritt zu Hotels zu gewähren. Viele Unterkünfte, darunter auch das Baden-Badener Luxushotel Brenners, schlossen daraufhin komplett. Ein solcher Minimalbetrieb lohne sich nicht, erklärten die Betreiber.

Seither ist die Lage mehr als dramatisch. Im März und April zeigten die deutschen Herbergs- und Gastronomiebetriebe für 1,02 Millionen Beschäftigte Kurzarbeit an, wie der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga berichtet. Damit seien insgesamt mehr als 95 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gastgewerbe betroffen.

„Das sind katastrophale Zahlen“, erklärte Verbandspräsident Guido Zöllick. So habe eine Verbandsumfrage Ende April ergeben, dass jeder dritte Gastronomiebetrieb nur noch eine Liquidität für weniger als 20 Tage besitzt.

Entsprechend erleichtert zeigten sich bereits am Dienstag die ersten Unternehmer von den absehbaren Lockerungen. „Jetzt atmet die ganze Branche in Bayern auf“, erklärte Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Allgäu Top Hotels mit 80 Häusern. „Schon gestern Mittag gingen die ersten Buchungen ein“, berichtete sie. „Die Menschen wollen endlich wieder raus.“

Gut gerüstet sehen sich Deutschlands Hotelketten für die anstehenden Öffnungen allemal. „Wir haben uns in den vergangenen Wochen gezielt auf diesen Moment der Wiedereröffnung vorbereitet“, sagte Thomas Willms, Chef der Deutschen Hospitality (Steigenberger, Intercity Hotels).

Man habe per Videomeetings mit anderen Unternehmen, Regierungen und Verbänden praxistaugliche Umsetzungshilfen für die Branche erarbeitet. „Wir erleben einen Paradigmenwechsel“, sagte Willms. „Je schneller und mutiger wir diesen Schritt gehen, desto eher werden wir zu einem geregelten Geschäftsablauf finden.“

Staatlich verordnete Belegungsgrenzen

Doch viel mehr als ein ermutigendes Signal ist der Beschluss des Bundeskabinetts nicht. „Wir rechnen mit komplexen Auflagen“, sagt Dorint-Manager Iserlohe. Nicht nur Hotelbars, Fitness- und Wellnessanlagen müssen voraussichtlich geschlossen bleiben. Auch ein übliches Frühstücksbuffet wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben – aus hygienischen Gründen.

Für viele Herbergen dürfte dies mit drastischen Umsatzeinbußen verbunden sein. Bei der Dorint-Kette mit ihren 60 Häusern etwa stehen Speisen und Getränke für 35 Prozent der Einnahmen.

Mehr noch sorgen sich die Hoteliers um staatlich verordnete Belegungsbegrenzungen. So preschte Mecklenburg-Vorpommern bereits vor und brachte eine Belegungsquote von maximal 60 Prozent ins Spiel.

Für die Übernachtungsbetriebe, die oft erst ab einer jährlichen Durchschnittsbelegung von 60 Prozent die Gewinnschwelle erreichen, wäre dies ein Horrorszenario – zumal Urlaubshotels etwa an der Küste saisonale Schwankungen auszugleichen haben. „Wenn wir unsere Kapazitäten nicht auslasten dürfen“, warnt Iserlohe, „bedeutet das für uns eine Verlängerung der Verlustphase.“

Dabei seien höhere Belegungsquoten durchaus möglich, ohne hygienische Standards zu vernachlässigen. „Frühstück könnte man aufs Zimmer servieren“, schlägt der Dorint-Aufsichtsrat vor. Möglich sei es zudem, den Frühstücksservice in zwei Schichten zu unterteilen, um genügend Abstand zwischen den Tischen zu gewährleisten.

Was die zusätzlichen Hygienemaßnahmen, Belegungsgrenzen und Gastronomie-Einschränkungen für die Hotelgäste bedeuten, ist dagegen jetzt schon sicher: Um die Zusatzkosten und Mindereinnahmen zu decken, werden die Hoteliers in den kommenden Wochen ihre Preise steil nach oben schrauben müssen.