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„Hohes Maß an Frustration“: Ex-EZB-Chef Trichet im Gespräch über die größte Gefahr für Europa

Der Zustand Europas ist dramatisch schlecht. So sehen das jedenfalls zahlreiche Experten, und ihr Pessimismus hat gute Gründe: Der Brexit, Erdogan, Trump und ein grassierender Elitenhass bedrohen die EU nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich.

GettyImages 105951908_Jean_Claude_Trichet
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Klar ist: Europa befindet sich mitten in einem Schicksalsjahr. In den wichtigsten EU-Staaten werden 2017 neue Regierungen gewählt und überall buhlt die Neue Rechte um Aufmerksamkeit — mit schaurigem Erfolg.

Zerfällt die EU 60 Jahre nach ihrer Geburtsstunde, der Unterzeichnung der Römischen Verträge?

Jean-Claude Trichet (74) hat eine klare Meinung dazu. Der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), der von 2003 bis 2011 den Euro hütete, sieht die westliche Welt vor einer historischen Herausforderung. Im Gespräch mit dem Business Insider Deutschland warnte er: „Der Erfolg nationalistischer und protektionistischer Bewegungen zeigt das hohe Maß an Frustration, das es derzeit in allen entwickelten Gesellschaften gibt.“

Trichets deutlicher Appell an die EU-Bürger

Trichet sieht in der neuen Welle kollektiver Unzufriedenheit jedoch kein rein europäisches, sondern ein „generelles Problem moderner Wirtschaftsnationen“, wie die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gezeigt habe.

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Der einst mächtigste Notenbanker Europas fordert die EU-Bürger daher zum Gegensteuern auf: „Ich erwarte von den Europäern, dass sie ihr historisch gewachsenes Bemühen um eine gemeinsame Zukunft nicht nur aufrechterhalten, sondern auch verstärken.“

Zahlreiche Experten dürften Zweifel haben, ob das ausreicht, um Europa zu retten. Ökonomen wie der frühere Chef des Münchner ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, schätzen die Überlebens-Chance des Euro auf gerade mal „fifty-fifty“. Und selbst EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker fürchtet angesichts des Brexit einen Zerfall der EU.

Trichet hingegen sieht Europas Institutionen nicht vor einem Kollaps — trotz der anti-europäischen Rhetorik Donald Trumps. „Ich glaube nicht, dass die Eurozone existenziell bedroht ist“, so der frühere EZB-Chef. Nach dem Untergang der US-Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 und der anschließenden Finanzkrise habe der Euro schließlich eine hohe Widerstandsfähigkeit bewiesen, erinnert Trichet. „Zu Beginn der Lehman-Pleite waren 15 Staaten Mitglied im Euro-Raum, während der Krise sind dann sogar vier neue beigetreten, sodass es heute 19 Mitgliedsstaaten sind.“

„Ich glaube nicht, dass die Eurozone existenziell bedroht ist“

Tatsächlich hatte die damals noch junge EZB unter Trichets Führung viel Lob für ihren Umgang mit der wohl gefährlichsten Wirtschaftskrise seit Beginn des Zweiten Weltkrieges erhalten. Durch eine Senkung des Leitzins und gezielte Hilfsmaßnahmen verhinderte die EZB damals vermutlich (noch) Schlimmeres.

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Europa habe im Jahr 2017 dennoch weiterhin viel Arbeit vor sich, mahnt Trichet, denn: „Europas Einheit ist für Wachstum, Wohlstand und Jobs heute wichtiger als je zuvor.“ Aus seiner Sicht müssen dringend Reformen angeschoben werden: „Die Eurozone braucht einen eigenen, starken Finanzminister und ein Parlament nach EU-Vorbild, das mehr Macht besitzt. Das wäre ein Riesenschritt nach vorne.“

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