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Hoffnungsfaktor Joe Biden: Deutsche Unternehmen wollen ihr US-Geschäft stärken

Die deutsche Wirtschaft will ihre Investitionen in den USA ausbauen. Sie hoffen unter Joe Biden auf unkompliziertere Visa, mehr Verlässlichkeit und Aufträge durch den neuen Klima-Kurs.

An der US-Ostküste sind verschiedene Großprojekte für Offshore-Windparks geplant. Foto: dpa
An der US-Ostküste sind verschiedene Großprojekte für Offshore-Windparks geplant. Foto: dpa

Die deutschen Unternehmen schauen unter der neuen US-Regierung von Joe Biden optimistisch in die Zukunft. Trotz Coronakrise sind die USA noch immer einer der profitabelsten Standorte für deutsche Firmen. 82 Prozent wollen dort auch weiter investieren. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsagentur KPMG und der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern (AHKs) unter deutschen Tochterfirmen in den USA hervor.

Die Geschäftsführer in den USA hoffen unter Biden auf einen besseren Dialog zwischen den beiden Seiten des Atlantiks, auf mehr Planungssicherheit, mehr Visa-Freiheit und weniger Zölle. Außerdem hoffen sie auf Chancen beim neuen Klimakurs der US-Regierung. An den niedrigeren Steuern und der Deregulierung von Ex-US-Präsident Donald Trump würden sie aber gern festhalten.

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„Wir hoffen, dass sich unter der neuen Regierung die Handelsbeziehungen wieder normalisieren“, sagt Antonis Papadourakis, der als CEO die US-Aktivitäten des Spezialchemie-Herstellers Lanxess mit 20 Produktionsstätten leitet. „Wir begrüßen auch, dass die USA wieder dem Pariser Klimaabkommen beigetreten sind“, erklärt er.

„Mit der neuen Regierung ist die Unsicherheit weniger geworden, dass jeden Tag ein neuer Tweet kommt, der schon 24 Stunden später nicht mehr gilt“, beschreibt Peter Riehle gegenüber dem Handelsblatt die Lage. Riehle ist CEO des Antriebsspezialisten Wittenstein und Chairman der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern. Er hofft, dass Biden die Zölle auf Aluminium und Stahl wieder senkt.

Andreas Fibig, der CEO von International Flavors & Fragrances (IFF), geht auch davon aus, dass der Dialog wieder ziviler wird. Er mahnt jedoch auch, dass der neue US-Präsident „Steuern erhöhen und Regulierungen verschärfen“ könnte.

Für Crispin Teufel, CEO der Linde-Tochter Lincare, ist es wichtig, dass sich bei der Immigration etwas tut. „Wir hoffen, dass wir bald wieder in der Lage sind, Mitarbeiter aus dem Ausland zu holen“, erklärt Teufel. Lincare liefert unter anderem Sauerstoff für Krankenhäuser und hat daher auch in der Corona-Pandemie gut zu tun. Teufel plant auch für dieses Jahr Investitionen.

Hoffen auf ein Ende des Handelskriegs

Offene Märkte und Handelsabkommen nennen 64 Prozent der Befragten als wichtigste Themen für ihr Wachstum. 47 Prozent nennen die Verfügbarkeit von Arbeitsvisa für Fachkräfte.

Grundsätzlich sind die Unternehmen optimistisch gestimmt. 92 Prozent der deutschen Unternehmen in den USA rechnen 2021 mit einem Wachstum ihres US-Geschäfts. 82 Prozent der deutschen Unternehmen in den USA planen Investitionen im laufenden Jahr. Viele wollen mehr Mitarbeiter einstellen.

„Auch wenn die Coronakrise für eine wirtschaftliche Eintrübung sorgt, kann sie den generellen Optimismus deutscher Unternehmen in den USA nicht stoppen“, kommentiert Andreas Glunz von der KPMG das Ergebnis der Umfrage.

Dabei ist den Deutschen durchaus bewusst, dass auch Biden mit seiner Präferenz für „Buy American“ die Produktion in den USA fördern will, wenn es um öffentliche Ausschreibungen geht. Das muss allerdings kein Hindernis sein, da viele deutsche Unternehmen Produktionsstätten in den USA haben.

„Wir verlegen unsere Produktion ohnehin schon stark in die USA, weil wir näher am Kunden sein wollen“, erklärt etwa der Wittenstein-Chef Riehle. „Die amerikanischen Kunden verlangen Flexibilität und schnelle Reaktion. Da müssen sie schnell und kompetent vor Ort reagieren können.“

Die neue Klimapolitik könnte auch deutschen Unternehmen helfen

Hoffnungen machen sich die deutschen Unternehmen bei der neuen Klimapolitik unter Biden. Er will 1,7 Billionen Dollar in erneuerbare Energien und energiesparende Infrastruktur stecken. Davon könnten auch deutsche Anbieter und Zulieferer profitieren.

Dietmar Rieg, der Chef der Handelskammer in New York, hat bereits mehrere deutsche Delegationen begleitet, weil an der US-Ostküste verschiedene Großprojekte für Offshore-Windparks geplant sind. Gerade demokratisch regierte Bundesstaaten haben sich schließlich auch schon unter Donald Trump ehrgeizige Ziele für den Energiemix gesetzt.

Mit der Unterstützung aus Washington werden solche Großprojekte noch zahlreicher werden. „Da sind die Deutschen gut positioniert“, ist Rieg überzeugt. Er hört oft von Amerikanern, dass sie europäisches Know-how wollen, weil diese gerade bei den alternativen Energien weiter sind.

Auch der Wittenstein-Chef Riehle malt sich Chancen aus. „Als Zulieferer von Komponenten könnten auch wir von neuen Großprojekten profitieren“, erklärt er.