Hoffnung im Handelsstreit treibt Wall Street an – US-Anleihen geben nach
Entspannungssignale im Handelsstreit zwischen China und den USA haben die Wall Street am Donnerstag gestützt. US-Staatsanleihen standen hingegen nicht hoch in der Gunst der Anleger.
Anleger an der Wall Street haben am Donnerstag auf eine Entspannung im Zollstreit gesetzt und bei Aktien zugegriffen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,4 Prozent höher auf 26.728 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,8 Prozent auf 8116 Punkte vor und der breit gefasste S & P 500 legte 1,3 Prozent auf 2976 Punkte zu.
Anlegern gefiel vor allem die Aussicht auf hochrangige Handelsgespräche zwischen den USA und China. „Von einer Lösung des Problems sind wir damit zwar noch weit entfernt“, warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. „Die Tatsache aber, dass sich China zurückhaltend zeigt und einen versöhnlichen Ton anschlägt, ist ein positives Zeichen.“
Nach Angaben des Handelsministeriums in Peking haben sich die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt auf weitere Handelsgespräche Anfang Oktober in Washington verständigt. Negative Nachrichten würden momentan ausgeblendet, sagte Stratege David Cheethma von xtb Market. „Sich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren, ist oft auch ein Merkmal so mancher Börsenrally.“
Angesichts steigender Aktienkurse standen US-Staatsanleihen nicht hoch in der Gunst der Anleger. Risikobereiter wurden die Anleger auch infolge von starken Wirtschaftsdaten, was Aktien ebenfalls befeuerte und so gegen die US-Rentenpapiere als sichere Häfen der Anleger sprach.
Die Stimmung im Dienstleistungssektor der USA hatte sich im August deutlich stärker aufgehellt als erwartet. Außerdem hat die US-Industrie im Juli deutlich mehr Aufträge erhalten als prognostiziert, und obendrein kamen vor dem am Freitag erwarteten offiziellen Arbeitsmarktbericht positive Signale vom Jobmarkt. Die Privatwirtschaft der USA hatte im August mehr Stellen geschaffen als erwartet.
Einzelwerte im Fokus
Die von China-Geschäften abhängigen Chipwerte legten zu. Intel gewannen 2,4 Prozent und AMD 1,8 Prozent. Aktien von besonders konjunkturabhängigen Firmen wie Boeing und Caterpillar kletterten um bis zu 3,3 Prozent.
Facebook-Anteilsscheine zogen zwei Prozent an. Das Internet-Netzwerk kündigte an, in den USA einen neuen Dienst zur Partnersuche zu starten.
Mit einem besonders großen Kurssprung fielen auch die Papiere der Juwelierkette Signet auf, die um 27 Prozent nach oben schossen. Die Anleger freuten sich nach einem guten zweiten Quartal über eine optimistischere Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Auch die Papiere des Softwareunternehmens Cloudera gewannen nach gesunkener Verlustprognose zweistellig, in diesem Falle waren es fast 15 Prozent.
Der erst im Juni an die Börse gegangene Anbieter von Kommunikationslösungen Slack enttäuschte hingegen mit einer geringer als erwarteten Aufstockung der Umsatzprognose. Viele Anleger wurden damit nach einem Vortagskurssprung um 8 Prozent zunächst auf dem falsche Fuße erwischt. Die Aktie brach erst prozentual zweistellig ein, erholte sich dann aber. Am Ende betrug das Minus noch 3,4 Prozent.
Ein düsterer Tag war es auch für die Aktionäre von Mallinckrodt: Sorgen um die Zahlungsfähigkeit des Pharmakonzerns ließen die Aktien an der Wall Street um 38,6 Prozent einbrechen. Als Auslöser galt ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach das Unternehmen externe Restrukturierungsberater engagierte und auch einen Insolvenzantrag in Erwägung ziehen soll.