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Hoffen auf den digitalen Hühnerstall

Der neue stellvertretende CEO Harald Schwager will mehr aus der Forschung des Essener Chemiekonzerns herausholen. Projekte wie Big Data in der Hühnerzucht und Tarnkappen für Schiffe sollen das große Geschäft bringen.

Nein , ein erstes Fazit könne er noch nicht über seine Arbeit bei Evonik ziehen, sagt Harald Schwager in Pfälzer Dialekt. Er sei ja gerade erst 35 Tage im Amt als stellvertretender Vorstandschef. Aber der frühere BASF-Topmanager hat eine klare Vorstellung von dem, was er bei seinem neuen Arbeitgeber in Essen bewirken will: „Ich bin der Neue für Neues“, sagte Schwager am Donnerstag in Essen bei einer Forschungspräsentation von Evonik.

Es war der erste öffentliche Auftritt Schwagers, der Anfang September nach einigen Monaten Pause bei Evonik startete. Schwager ist Chemiker mit Leib und Seele, und genau deshalb hat ihn der Aufsichtsrat engagiert. Der 57-Jährige ist der einzige Chemiker im Vorstand des Spezialchemiekonzerns. Die neue Rollenverteilung im Vorstand sieht vor, dass er sich vor allem um Innovationen und ums Chemiegeschäft kümmern. Sein Vorgesetzter, CEO Christian Kullmann, bestimmt die Strategie und kulturelle Neuordnung des Unternehmens.

Schwager weiß um die Bedeutung von Innovationen in der Spezialchemie: Junge Produkte mit hohem Umsatzpotenzial versprechen gute Gewinne, weil sie für eine Alleinstellung und eine enge Kundenbindung sorgen.

Alte Produkte laufen hingegen Gefahr, im globalen Konkurrenzkampf der Chemie zum Massengeschäft mit Mini-Margen zu werden. „Wir brauchen mehr Innovationen um die Arbeitsplätze zukunftsfähig zu halten“, sagt Schwager.

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Er weiß auch, dass dies leichter gesagt als getan ist. Der Mensch habe jeden Tag viele Ideen, philosophierte Schwager, die meisten davon gerieten jedoch wieder in Vergessenheit. Dass die Übersetzung in echte Innovationen häufig scheitert, hat er oft genug in seinem bisherigen Berufsleben erfahren. Schwager war nach dem Studium bis zum Frühjahr 2017 bei BASF beschäftigt, zuletzt als Vorstandsmitglied.

Evonik hält große Stücke auf seine Forschung und Entwicklung. „Kraft für Neues“, lautet das Motto des Konzerns. Schwager hat bereits Verbesserungspotenzial ausgemacht: Er will das Portfolio deutlich verjüngen. Derzeit entfällt rund zehn Prozent des Umsatzes auf Produkte, die jünger als fünf Jahre sind. „Das ist zu wenig“, befindet der Neue und gibt 16 Prozent als Ziel aus.

Das Forschungsbudget von rund 400 Millionen Euro will Evonik konstant halten, aber geschickter einsetzen. So sollen Naturwissenschaftler und Digitalexperten künftig enger zusammenarbeiten. Rund 100 Millionen Euro steckt Evonik zudem in die Digitalisierung. Aufwendige Experimente sollen künftig dank IT schneller und besser gestemmt werden. Aber Evonik schweben auch ganz neue Geschäftsmodelle vor – beispielsweise der digitale Hühnerstall.

Dahinter verbirgt sich die optimale Steuerung der Hühner-Großzucht per Datenanalyse. Aus Sicht von Evonik wird der Hühnerstall der Zukunft mit vielen Sensoren ausgerüstet sein, die für das richtige Klima sorgen und den Gesundheitszustand der Tiere überwachen. Software soll dem Bauern dann Empfehlungen für die Fütterung Haltung liefern.

Evonik baut dabei auf seinem Kerngebiet Tierfutterzusätze auf: Der Konzern stellt Aminosäuren her, mit der die Ernährung der Hühner ausgewogener gemacht wird, oder Probiotika, die das Immunsystem der Tiere stärken. Diese Geschäfte sollen nun um digitale Dienste ergänzt werden. Im kommenden Jahr will Evonik dazu erste Pilotprojekte starten.

Bis zum 2020 will der Essener Konzern zudem eine Art Tarnkappe für Schiffe entwickeln. Dabei geht es nicht um den militärischen Einsatz, sondern um einen neuartigen Zusatz für Marine-Lack. Evonik entwickelt derzeit einen Stoff, der den Bewuchs von Schiffsrümpfen verhindern soll. Bisher müssen die regelmäßig aufwendig von dem grünen Pelz - Biofouling genannt - gereinigt werden. Der neue Lackzusatz soll die Ansiedlung von Mikro-Organismen verhindern: Ihnen wird dann vorgegaukelt, dass sie keinen Schiffsrumpf, sondern Wasser vor sich haben.

Auf sechs Innovationsfelder will sich Evonik in der Forschung konzentrieren, etwa auf Zusätze für nährstoffreiche Ernährung und Kosmetik oder den 3D-Druck. Sie sollen bis zum Jahr 2025 einen zusätzlichen Umsatz von einer Milliarde Euro bringen. 2016 setzte Evonik insgesamt 12,7 Milliarden Euro um.

Analysten sehen gute Chancen, dass Evonik dieses Ziel erreicht. Für die ausgemachten Trends sei der Konzern bestens positioniert, schreibt Markus Mayer von der Baader Bank in einer Studie. Die Innovationskraft habe sich aber bisher noch nicht ausreichend im organischen Wachstum niedergeschlagen.