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Hitzewelle in Europa: Welche Länder es besonders hart trifft

Europa hat derzeit mit Temperaturen jenseits der 39-Grad-Marke zu kämpfen. - Copyright: picture alliance / ROPI | Cattaneo/Fotogramma
Europa hat derzeit mit Temperaturen jenseits der 39-Grad-Marke zu kämpfen. - Copyright: picture alliance / ROPI | Cattaneo/Fotogramma

In ganz Europa brodelt es derzeit – unter siedenden Temperaturen schmelzen asphaltierte Straßen, Wälder brennen lichterloh, und die Notaufnahmen der Krankenhäuser stoßen an ihre Grenzen. Grund für die Hitzewelle ist ein Hoch über Mitteleuropa, das heiße Luft aus den Subtropen bringt und das sich laut Vorhersage in den kommenden Tagen noch verstärken wird.

Demnach erwarten Großbritannien und Frankreich nach Schätzungen der Wetterdienste noch nie aufgezeichnete Rekordtemperaturen. Der Chefmeteorologe der britischen Wetterbehörde, Paul Gundersen, sagte, die Rekordhitze sei dem Klimawandel geschuldet. Die Menschen müssten sich darauf einstellen, dass solche Temperaturen künftig im Sommer die neue Normalität darstellen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, schlug am Montag einen ähnlichen Ton an. „Hitzewellen werden immer häufiger und extremer“, sagte er. Hierzulande sollen die Temperaturen am Dienstag mancherorts auf bis zu 40 Grad steigen. Mit wenig Abkühlung in Aussicht haben viele Länder in der Zwischenzeit schon die höchsten Hitzewarnstufen ausgerufen – ein Überblick über die am stärksten betroffenen Regionen:

England

"Only travel if essential": Aufgrund der Hitze werden Einheimische in London dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben. - Copyright: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow
"Only travel if essential": Aufgrund der Hitze werden Einheimische in London dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben. - Copyright: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

England hat die höchste Wetterwarnstufe ausgerufen. Für weite Teile des Landes sowie die Hauptstadt London wurden Anfang der Woche Temperaturen von über 40 Grad vorhergesagt. So sollen die Temperaturen am Dienstag – zum ersten Mal in der Geschichte des Landes – auf bis zu 41 Grad steigen. Wetterdienst-Chef Davies zeigte sich mit Blick auf den Dienstag besorgt. „Ich bin seit 30 Jahren Meteorologe, aber solche Vorhersagen habe ich hierzulande noch nie gesehen.“ Die Briten seien auf solche Extremtemperaturen nicht vorbereitet. Demnach könnten verkehrsrelevante Straßen einfach dahinschmelzen, denn sie seien nur zur Hälfte aus hitzebeständigem Material.

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Am Montagnachmittag teilte der Londoner Flughafen Luton mit, dass mehrere Flüge gestrichen und umgeleitet werden mussten. Die Hitze habe die Oberfläche des Rollfeldes stark beschädigt. Auch die Militärbasis in Brize Norton kann nach Angaben der Royal Air Force zurzeit nicht bedient werden. Sky News hatte zuvor unter Berufung auf eine anonyme Quelle im Militär berichtet, die Landebahn sei „geschmolzen“.

Auch steige die Angst vor Gleisverwerfungen. Am Dienstagmorgen wurde daher der Bahnverkehr entlang der englischen Ostküste lahmgelegt, wie der Streckennetzbetreiber Network Rail mitteilte. „Wir treffen diese Entscheidungen nicht leichtfertig. Unsere Techniker arbeiten sehr hart daran, die Infrastruktur auf ihre Widerstandsfähigkeit angesichts dieser Rekordhitze zu prüfen und wir haben beschlossen, dass wir keine andere Wahl hatten, als sie zu sperren“, erklärte der zuständige Network-Rail-Manager Jake Kelly gegenüber BBC am Morgen. Indes befürchten Krankenhäuser, die immer noch gegen die derzeitige Corona-Welle ankämpfen, in den kommenden Tagen an ihre Belastungsgrenzen zu stoßen.

Hitze in Deutschland
Hitze in Deutschland

Frankreich

Die Schiffe des Lac des Brenets, eines Grenzsees zwischen der Schweiz und Frankreich, sitzen derzeit auf dem Trockenen. - Copyright: picture alliance/KEYSTONE | ANTHONY ANEX
Die Schiffe des Lac des Brenets, eines Grenzsees zwischen der Schweiz und Frankreich, sitzen derzeit auf dem Trockenen. - Copyright: picture alliance/KEYSTONE | ANTHONY ANEX

Auch Frankreich kämpft derzeit mit den höchsten Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen. 15 von 101 Départements haben bereits die rote Warnstufe für Hitze ausgerufen. Besonders betroffen sind die Atlantikküste und die Bretagne, wo die Temperaturen am Anfang der Woche die 40-Grad-Marke knackten. Wegen einer durch Sonne und Hitze verursachten Luftverschmutzung verhängte die Region Grand Est im Osten des Landes außerdem Verkehrseinschränkungen. Zu den Maßnahmen, die seit Dienstagmorgen greifen, zählt eine Temporeduzierung um 20 Stundenkilometer auf Autobahnen und Straßen mit zwei Richtungsfahrbahnen.

In südlichen Teilen des Landes brennen indes die Wälder – südlich von Bordeaux am Bassin d'Arcachon sind bereits 15.000 Hektar Wald in den Flammen untergegangen. In der Gemeinde La-Teste-de-Buch in der Nähe der Dune du Pilat wurden am Montag rund 8000 Menschen vorsorglich evakuiert. Bei Landiras wurden zusätzlich 3500 Menschen in Sicherheit gebracht. Der ausbleibende Regen hat auch für die Seen des Landes verheerende Folgen. Der Wasserpegel des Lac des Brenets, eines Grenzsees zwischen der Schweiz und Frankreich, ist innerhalb weniger Wochen um fast sieben Meter gesunken – zu tief für die zahlreichen Schiffe, die sonst auf dem kleinen See parken. So sitzen sie derzeit auf dem Trockenen. Und das wird sich so schnell nicht ändern, denn auch für die nächsten zehn Tage ist kein Regen in Aussicht.

Italien

Italien bleibt von der Hitzewelle und Dürre ebenso wenig verschont. Der Po, Italiens wichtigste Wasserquelle und der längste Fluss des Landes, hat vor kurzem einen Rekord-Niedrigwasserstand erreicht. Der Wassernotstand bereitet den Behörden und Einheimischen große Sorgen – so ist der Po die Hauptquelle für Trinkwasser und Agrar-Bewässerung. In der norditalienischen Region Piemont haben bereits über 170 Gemeinden entsprechende Verordnungen über den Wasserverbrauch hervorgebracht. Die Wassernutzung solle sich auf die Ernährung, den Hausgebrauch und die Gesundheitspflege beschränken. Wer fortan etwa für die Autowäsche oder den privaten Garten das Wasser benutzt, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 500 Euro rechnen.

In weiten Teilen des Landes kämpfen die Feuerwehren zudem gegen Wald- und Buschbrände. Montagabend brach ein weiteres großes Feuer in der Gemeinde Massarosa nördlich von Pisa aus, wie die Feuerwehr Dienstagfrüh mitteilte. Nach Angeben des Zivilschutzes wurden aus dem Wohngebiet vorsichtshalber etwa 30 Menschen in Sicherheit gebracht. Auch in Sizilien herrscht für Dienstag die höchste Warnstufe für Waldbrände. Aufgrund der anhaltenden Dürre warnte der Bauernverband Coldiretti am Sonntag außerdem vor Ernteverlusten von bis zu 70 Prozent, da das Obst und Gemüse, wie etwa Paprika, Melonen oder Tomaten, auf den Feldern regelrecht verbrenne.

Spanien

Ein Einheimischer blickt auf die Überbleibsel des Brandes in Losacio in Losacio, Zamora, Kastilien. - Copyright: picture alliance / abaca | Europa Press/ABACA
Ein Einheimischer blickt auf die Überbleibsel des Brandes in Losacio in Losacio, Zamora, Kastilien. - Copyright: picture alliance / abaca | Europa Press/ABACA

Seit Monaten bleibt in Spanien der Regen aus. Seit etwa zehn Tagen machen dem Land zusätzlich Temperaturen von bis zu 45 Grad zu schaffen – die extreme Hitze, die anhaltende Dürre sowie starke Winde haben zu beinahe unkontrollierbaren Waldbränden geführt. Insgesamt haben die Flammen nach amtlichen Schätzungen bisher 25.000 Hektar Wald zerstört. Am Montag waren laut Zivilschutz noch 22 aktive Feuer im Umlauf. Zwei Menschen, ein Feuerwehrmann und ein Schafhirte, haben im Feuer offiziellen Angaben ihr Leben verloren.

"Der Klimawandel tötet“, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez. Schätzungen des öffentlichen Gesundheitsinstituts Carlos III zufolge sind in der vergangenen Woche zwischen dem 10. und 15. Juli rund 360 Menschen durch die Hitzewelle ums Leben gekommen. Der Wetterdienst Aemet gab am Montag allerdings einen Grund zum Aufatmen. Demnach solle die Hitzewelle im Land am Dienstag ein Ende nehmen.

Portugal

Die Waldbrände haben auch Portugal fest im Griff. Hier galt bis Sonntag die dritthöchste Gefahrenstufe für Brände. Nach Schätzungen der Naturschutzbehörde ICNF zerstörten die Flammen innerhalb weniger Tage etwa 30.000 Hektar. Die extremen Temperaturen haben im Land hunderte Tote gefordert. Zwischen dem 7. und dem 13. Juli sind 238 mehr Menschen gestorben als in Vergleichszeiträumen der Vorjahre, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Lusa. Diese Todesfälle seien der extreme Hitze zu schulden. In den kommenden sollen die Temperaturen, ähnlich wie in Spanien, auch in Portugal wieder sinken.

Deutschland

Auch in Deutschland bringt die Hitzewelle extrem hohe Temperaturen. Am Dienstag rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) bei Temperaturen von verbreitet 34 bis 38 Grad, und im Südwesten und Westen bis zu 40 Grad, mit dem wärmsten Tag des Jahres. Aufgrund der anhaltenden Dürre ruft der fünfstufige Gefahrenindex des DWD in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Berlin, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen die höchste Warnstufen aus. Am Montag kämpften 100 Feuerwehrleute ein weitflächiges Feuer in der Sächsischen Schweiz. Etwa 2500 Quadratmeter Mischwald kamen dabei zu Schaden. Ab Mittwoch sollen die Temperaturen im Westen etwas sinken, während es im Osten des Landes wieder heißer wird. Gesundheitsbehörden raten dazu, ausreichend zu trinken und sich im Schatten und in kühlen Räumen aufzuhalten sowie körperliche Anstrengungen zu vermeiden.

Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt sprach sich am Montag angesichts immer häufiger werdenden Hitzewellen für einen nationalen Hitzeschutzplan aus. „Hitze kann krank machen. Hitzestress und hohe bodennahe Ozonkonzentrationen können insbesondere für vulnerable Personen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben“, sagte er in einer Pressemitteilung.