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„Hillary Clinton hat uns Donald Trump beschert“

Nominierungsparteitag in Cleveland - „Hillary Clinton hat uns Donald Trump beschert“

Der Parteikonvent der Demokraten sollte ein Kontrastprogramm werden, der Gegenentwurf zur Negativveranstaltung der Republikaner. Harmonisch, von Tag eins an. Doch daraus ist nichts geworden. Die Wut auf ist bei vielen Anhängern des unterlegenen Präsidentschaftsbewerbers Bernie Sanders groß. Jedes Mal, wenn der Name Hillary erwähnt wird, erschallen reflexhaft Buh-Rufe. Vor dem Veranstaltungsgelände protestierten Hunderte Demonstranten. Manche von ihnen trugen Schilder mit der Aufschrift „Niemals Hillary“.

Buh-Rufe und Zwischenrufe erstickten auch die ersten Reden, die Sanders-Delegierten schrien ihren Frust heraus. Selbst der Bürgerrechtsheld Elijah Cummings bekam den Ärger im Plenum zu spüren. „No TTP“, riefen die Sanders-Fans aus Hunderten von Kehlen. Was Cummings sagte, war kaum zu verstehen.

Die Ablehnung des Transpazifischen Freihandelspakts ist ein Hauptanliegen der Sanders-Fraktion. Hillary Clinton ist längst auf diesen Kurs eingeschwenkt, auch sie lehnt das Abkommen, das sie als Außenministerin noch als „Goldstandard“ angepriesen hatte, inzwischen ab. Aber die Sanders-Delegierten trauen ihr nicht, einige verabscheuen sie regelrecht.

„Das hier ist der Augenblick zu zeigen, was für eine schwache Kandidatin Clinton ist“, sagt James Albrecht, der im himmelblauen Sanders-Shirt unter den kalifornischen Delegierten saß. Wäre es nicht besser Einigkeit zu beweisen, sich hinter Clinton zu stellen, die am Donnerstag offiziell die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin annehmen soll? Geht es für die Demokraten nicht darum, den Rechtspopulisten Donald Trump zu besiegen? „Nein“, meint Albrecht.

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E-Mail-Veröffentlichungen durch die Enthüllungsplattform Wikileaks haben die Wunden des Vorwahlkampfs wieder aufgerissen. Korrespondenzen zwischen wichtigen Funktionären scheinen den Verdacht der Sanders-Anhängers zu bestätigen, dass die Parteiführung der Demokraten sich nicht neutral verhielt, sondern eine klare Präferenz für Clinton hatte.

„Das System ist manipuliert“, schimpft Albrecht. Seine Wut auf die Spitzenkandidatin ist so groß, dass der 25-Jährige sich zu einem Nazivergleich versteigt: „Der Neoliberalismus, die Politik von Hillary Clinton, hat uns Donald Trump beschert. Für eine neoliberale Clinton zu stimmen, wäre Appeasement, der gleiche Fehler, den Chamberlain begangen hat.“ Der britische Premier Neville Chamberlain hatte in den 1930er-Jahren versucht, Hitlers Machtstreben zu besänftigen, statt ihm Grenzen zu setzen. Kritiker waren später der Meinung, der Zweite Weltkrieg hätte mit einem härteren Durchgreifen verhindert werden können. Die Demokraten müssen erkennen: Mit solchen Delegierten ist es schwer, eine Versöhnungsfeier abzuhalten.
Während die Kalifornier lärmen, bahnt sich eine Frau in einem grünen Kleid ihren Weg durch die Menge. Sie ist Sanders-Vertreterin aus Illinois. „Schaut auf eure Handys“, ruft sie. „Bernie hat uns eine Nachricht geschickt. Er will, dass wir aufhören zu buhen.“ Den Kaliforniern ist das egal: „Ich bin nicht für Bernie hier, sondern für die Wähler in meinem Wahlkreis.“ Die „politische Revolution“, die Sanders im Vorwahlkampf ausgerufen hatte, hat sich verselbstständigt. Der Revolutionsführer kann sie nicht mehr kontrollierten.


Sanders lobpreist Hillary Clinton

Dabei stellte sich Sanders am Montagabend mit klaren Worten hinter seine Ex-Rivalin, nach Monaten der erbitterten Auseinandersetzung. Er deutete an, dass es für seine Anhänger an der Zeit sei, die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin in ihrem Kampf gegen den Republikaner Donald Trump zu unterstützen.

„Jeder objektive Beobachter wird zu dem Schluss kommen, dass aufgrund ihrer Ansichten und ihres Führungsverhaltens die nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden muss“, verkündete Sanders in seiner Rede, die den Höhepunkt des ersten Tages des demokratischen Nominierungsparteitags darstellte. Ex-Präsident Bill Clinton - Hillarys Ehemann - stand nach Sanders' Ausführungen sogar von seinem Platz auf und applaudierte dem 74-Jährigen - wie die meisten Delegierten.

Sanders hatte Clinton schon vorher seine Unterstützung zugesagt, doch seine Rede am Montag markierte die bislang mit Abstand bedeutendste Lobpreisung seiner einstigen Konkurrentin. Für Clintons Wahlkampfteam kommt sie angesichts der Wikileaks-Enthüllungen zu einem entscheidenden Moment. Die Kontroverse hat dafür gesorgt, dass die Parteivorsitzende Debbie Wasserman Schultz ankündigte, nach dem Parteitag von ihrem Posten zurückzutreten.

Während politische Beobachter Sanders' Ansprache loben. Scott Pelley, Nachrichtenmoderator des Senders CBS, ist sich sicher, dass Sander mit seinen Worten die Wunden der Demokraten geheilt hat. Diese Meinung findet in der Kritikerriege weitgehend Nachhall, doch auf dem Nominierungsparteitag in Philadelphia sind sich nicht alle einig, ob Sanders' Unterstützung für seine Ex-Rivalin gleichbedeutend mit einem Friedensschluss aller Sanders-Anhänger mit der Partei sei.

Der Sender MSNBC findet im Saal bei manchen Sanders-Anhängern ein ganz anderes Bild vor. Viele sind deutlich weniger gewillt, ihrem Anführer wie von ihm gefordert ins Clinton-Lager zu folgen. „Ihn dabei zu sehen, wie er uns sagt, dass sie die beste Wahl ist, war für mich wirklich schwer zu akzeptieren“, sagt die kalifornische Delegierte Bernadette Gomez. Für die Präsidentschaftswahl im November schmiedet sie nun andere Pläne: Sie will jetzt für die Grünen stimmen.

Eine Delegierte aus Sanders' Heimatstaat Vermont, Ashley Andrea, sieht sich nach der Rede ebenfalls noch nicht auf der Seite der früheren US-Außenministerin und First Lady Clinton. „Vielleicht wird sich meine Meinung nach Donnerstag ändern. Vorstellen kann ich mir das nicht“, sagt sie mit Blick auf den Tag, an dem Clinton höchstwahrscheinlich die offizielle Nominierung der Partei annehmen wird.

Die anfänglich sehr aufgeheizte Stimmung in Cleveland beruhigte sich später etwas – als Michelle Obama sprach. Die First Lady hielt die meistumjubelte Rede des ersten Tages des Demokraten-Konvents.

Mit einem flammenden Wahlaufruf für Hillary Clinton eroberte Obama die Herzen. „Sie hat die Größe und das Herz“, sagte Obama über die Präsidentschaftsbewerberin. „Wegen Hillary Clinton halten es meine Töchter für gegeben, dass eine Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten werden kann“, sagte Obama.

Schon bei der Ankündigung des Namens von Michelle Obama sprangen die Delegierten von den Sitzen und hielten pinkfarbene „Michelle“-Stelen in die Höhe. „Unglaubliche Rede von einer unglaublichen Frau“, twitterte später der Präsident höchstpersönlich.