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Hilfsjob trotz Ausbildung: Millionen Beschäftigte überqualifiziert

BERLIN (dpa-AFX) - Rund jeder achte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland hat einen Job unterhalb seines eigentlichen Ausbildungsniveaus. Das geht aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Insgesamt übten Ende vergangenen Jahres 4,05 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte eine Tätigkeit aus, deren Anforderungsniveau unterhalb ihrer Qualifikation lag. Das waren 12,0 Prozent der 33,74 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Bei den Minijobbern war sogar jeder Fünfte formal überqualifiziert: 911 000 von ihnen arbeiteten unterhalb ihres Qualifikationsniveaus.

Gezählt wurden hierbei Menschen, die einen Berufsabschluss hatten, aber nur eine Helfertätigkeit ausübten, also einfache Routinearbeiten. Das waren Ende 2019 rund 2,57 Millionen Menschen. Dazu kamen 1,48 Millionen mit akademischem Abschluss, die als Helfer oder Fachkraft arbeiteten, die also für ihre Arbeit formal ihren Fachhochschul- oder Hochschulabschluss nicht gebraucht hätten.

Überproportional betroffen sind Frauen und Menschen in Ostdeutschland. Bei ihnen liegen die Anteile von Arbeitnehmern mit höherer formaler Qualifikation als nötig im Vergleich jeweils über denen der Männer beziehungsweise der Menschen in Westdeutschland.

Gleichzeitig geht auch rund jeder achte Beschäftigte einer Arbeit nach, für die seine formale Qualifikation eigentlich gar nicht reicht. 2,87 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss waren Ende vergangenen Jahres als Fachkraft, Experte oder Spezialist beschäftigt. Für solche Tätigkeiten braucht man üblicherweise eine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung, einen Meisterabschluss oder sogar einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss. Dazu kommen 1,14 Millionen, die einen nichtakademischen Abschluss haben, aber für ihre Tätigkeit üblicherweise einen Uniabschluss bräuchten.

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Zugleich warnt der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, vor einem verschärften Fachkräftemangel und sieht auch die Politik in der Pflicht. "Die Fachkräftezuwanderung nach Deutschland ist zu gering und geht weiter zurück", sagte Scheele den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" (Samstag). "Wir sind dringend darauf angewiesen, unsere eigenen Arbeitskräfte fortzubilden. Das ist in der Krise ins Hintertreffen geraten. Die Kluft zwischen Arbeitsplatzzuwachs und Arbeitskräftepotenzial wird immer größer."

Scheele forderte eine Vereinfachung beim "Arbeit-von-morgen-Gesetz" von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), das die Förderung der beruflichen Weiterbildung im Strukturwandel regelt. "Es gibt 13 verschiedene Fördervarianten", sagte der BA-Chef. "Das ist sehr schwer umzusetzen und sollte zumindest für die Zeit der Pandemie erleichtert werden."

Notwendig sei auch ein funktionsfähiges Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Die Hürden für die Zuwanderung von Fachkräften seien "sehr hoch". Dabei gehe es um die volle Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Ausland und um Arbeitsplatzzusagen in Deutschland.

Doch was ist mit all jenen, die unter ihrer formalen Qualifikation beschäftigt sind? "Arbeiten unter Qualifikation schadet der Arbeitszufriedenheit der Betroffenen und schmälert ihr Einkommen", sagte die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann, die die Anfrage im Bundestag gestellt hatte, der dpa. Tatsächlich liegt das Durchschnittsentgelt von Fachkräften nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit 806 Euro höher als das Durchschnittsentgelt der Helfer.

"Die pandemiebedingte Wirtschaftskrise und die laufende wirtschaftliche Transformation verschärfen die Situation nochmals, weil hunderttausende Menschen ihre Arbeit verloren haben und weitere ihre Arbeit verlieren werden", sagte Zimmermann. Zudem würden Fachkräfte gebunden, die andernorts händeringend gesucht würden.

Doch es gibt in der Corona-Krise auch Lichtblicke: Die Lage am Ausbildungsmarkt sieht BA-Chef Scheele recht optimistisch. "Meine Erwartung ist, dass wir am Ende geringfügig mehr Unversorgte haben als vor der Pandemie", sagte er. "Wir sehen keinen Corona-Jahrgang". Insgesamt gebe es gut 513 000 Ausbildungsstellen für ungefähr 460 000 Bewerberinnen und Bewerber. 100 000 von ihnen seien noch unversorgt. "Das bedeutet, wir hängen sechs bis acht Wochen hinter dem normalen Ausbildungsgeschehen hinterher. Wir sind uns aber mit den Kammern einig, dass wir bis Januar nachvermitteln wollen."