Hersteller denkt um: Das Problem mit den "hautfarbenen" Pflastern
Ob Malstifte oder Pflaster: “Hautfarbe” ist für die meisten Menschen ein Farbton irgendwo zwischen Beige und Zart-Rosa - dabei entspricht das überhaupt nicht der Realität von Vielen. Im Zuge der “Black Lives Matter”-Bewegung wird nun auch in Alltagsdingen umgedacht - zum Beispiel bei Pflastern.
Dinge über die man sich als weißer Mensch keine Gedanken macht, die Hundertste: das Wörtchen “Hautfarben”. Schon im Kindergarten weiß jedes Kind, dass der Malstift mit dem hellen Farbton zwischen Beige und Zart-Rosa der eigenen Hautfarbe entsprechen soll. Dass Haut unterschiedliche Farbtöne haben kann, fällt dabei einfach unter den Tisch.
Schon letztes Jahr ein großes Thema
Wie muss sich das für ein dunkelhäutiges Kind anfühlen, dessen Existenz von den Buntstiften bis zum Pflaster und später auch beim Make-up praktisch ignoriert wird? Dieses Problem hat ein Tweet aus dem letzten Jahr bereits eindringlich verdeutlicht.
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Darin schreibt der afroamerikanische Autor Dominique Apollon, was ein Pflaster in einem dunkleren Hautton bei ihm ausgelöst hat:
It's taken me 45 trips around the sun, but for the first time in my life I know what it feels like to have a "band-aid" in my own skin tone. You can barely even spot it in the first image. For real I'm holding back tears. pic.twitter.com/GZR7hRBkJf
— Dominique Apollon (@ApollonTweets) April 19, 2019
“Es hat mich 45 Umrundungen um die Sonne gekostet, aber zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich wie es sich anfühlt, ein Pflaster in meiner eigenen Hautfarbe zu haben. Man kann es im ersten Bild fast nicht sehen. Ernsthaft, ich muss meine Tränen zurückhalten.“
Der Tweet schlug Ende 2019 hohe Wellen, wurde über 100.000 Mal geteilt, brachte zahlreiche Zeitungsartikel hervor und löste viele Diskussionen aus. Vielen weißen Menschen wurde wohl zum ersten Mal bewusst, dass ihre Malstifte, Make-ups und Verbandskästen tatsächlich in erster Linie für sie gedacht waren.
Band-Aid kündigt verschiedenfarbige Pflaster an
Fast ein Jahr später beginnt nun auch der amerikanische Pflaster-Hersteller Band-Aid umzudenken. Nachdem Rassismus und Diskriminierung durch die “Black Lives Matter”-Bewegung nun überall Thema sind, scheint es auch bei Amerikas erfolgreichsten Verbands-Experten angekommen zu sein: Auch People of Colour hätten gerne Pflaster, die nicht sofort ins Auge springen, sondern sich in ihre Hautfarbe “einfügen”. Nun kündigte Band-Aid an, künftig Pflaster in verschiedenen Farbtönen herauszubringen.
In den sozialen Medien wird das unterschiedlich aufgenommen – viele kritisieren die Firma dafür, dass sie jetzt erst bereit ist, umzudenken und sehen dahinter eine reine Marketingstrategie. “Ein bisschen zu spät”, heißt es etwa in den Kommentaren. Oder, bezugnehmend auf das Statement der Firma: “‘Wir hören euch, wir sehen euch’? - Also habt ihr vorher nie Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben gesehen? Bye.”
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In einem Statement an “Insider.com” behauptet die Firma, sie habe bereits 2005 ein Produkt mit unterschiedlichen Hautfarben auf den Markt gebracht – damals sei das Interesse daran in den Geschäften allerdings nicht groß genug gewesen, deshalb hätte man die dunkleren Pflaster wieder eingestellt.
Mittlerweile gibt es in Amerika übrigens mehrere kleinere Unternehmen, die verschiedenfarbige Pflaster produzieren. Vielleicht hat sich das für den Pflasterriesen 2005 nicht gelohnt, aber ob es das Interesse auf dem Markt oder die Einstellung der Firma ist - offenbar hat sich etwas geändert.
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