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Auf heikler Mission – Wie die Deutsche Bank ihre Investoren beruhigen will

Die Deutsche Bank will ihre selbst gesetzten Ziele unbedingt erfüllen. Investoren fürchten eine Kapitalerhöhung und fordern bescheidenere Boni.

Es ist wohl das letzte wichtige Datum im diesjährigen Kalender der Deutschen Bank. Am 10. Dezember lädt Vorstandschef Christian Sewing zum großen „Investors Day“ in Frankfurt. Dann werden sich in den Doppeltürmen an der Frankfurter Taunusanlage Dutzende von Analysten und Fondsmanagern versammeln. So, wie es aussieht, wird die Bank die ein oder andere gute Nachricht für die Aktionäre im Gepäck haben. Die wichtigste Botschaft, die Sewing und seine Kollegen senden wollen: Der Umbauplan funktioniert. „Trotz des schwierigeren Umfelds liegen wir mit der Umsetzung unserer Strategie im Plan“, neue Transformationsvorstand Fabrizio Campelli.

Im vergangenen Juli hatte Sewing dem größten heimischen Geldhaus den radikalsten Umbau der jüngeren Unternehmensgeschichte verordnet. Das Investmentbanking soll deutlich schrumpfen, stattdessen will der Vorstandschef die stabileren Bereiche wie das Geschäft mit Unternehmen, Privatkunden und die Vermögensverwaltung aufwerten. Die bereinigten Kosten sollen bis 2022 um rund ein Viertel sinken. Bis dahin hat Sewing den Kunden eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent versprochen.

Aber noch immer sind viele Investoren verunsichert, noch immer zweifeln viele am Erfolg des Radikalumbaus, und noch immer fehlt der Beweis, dass das Institut tatsächlich die Wende zum Besseren schaffen kann. Deshalb ist der Investorentag für die Deutsche Bank so wichtig. Er bietet Sewing und seinen Kollegen nach den durchwachsenen Zahlen für das dritten Quartal eine Möglichkeit, die Anleger vom Erfolg ihrer Strategie zu überzeugen.

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Enttäuschung im Privatkundengeschäft

Eine der wichtigsten Erkenntnisse für Campelli seit dem Juli: Die Kunden hielten der Bank die Treue. „Die Ankündigung des Umbauplans im Juli war ein Einschnitt“, räumt der Vorstand ein. Inzwischen zeige sich aber, „dass unsere Kunden die Strategie richtig finden und unterstützen“. Auch zahle es sich aus, den Fokus auf die Unternehmensbank zu setzen. Dieser Bereich hatte bereits im dritten Quartal positiv überrascht. Finanzkreisen zufolge hält das Momentum an.

Für Enttäuschung hatte dagegen im dritten Quartal das Privatkundengeschäft gesorgt, vor allem auf dem Heimatmarkt. Aber auch dort könnte die Bank eine Neuigkeit im Gepäck haben. Nach Informationen des Handelsblatts bereitet die Deutsche Bank eine Art Grundsatzbeschluss zur Integration der bislang in eine eigene Aktiengesellschaft mit eigener Banklizenz ausgelagerten Privatkundensparte in den Mutterkonzern vor.

Noch gebe es keine endgültige Entscheidung, und die operative Umsetzung der Integration werde frühestens im kommenden Jahr beginnen, heißt es, aber die Zeichen stünden auf Integration. Von der Wiedereingliederung der Privatkundensparte verspricht sich die Bank erhebliche Kostensynergien und Vorteile bei der Liquiditätssteuerung.

Ob diese Botschaften ausreichen werden, um die wichtigsten Aktionäre des Frankfurter Geldhauses zu beruhigen? Die Großinvestoren treiben derzeit vor allem zwei Themen um: Durch den Umbau wird die Deutsche Bank in diesem Jahr voraussichtlich erneut tiefrote Zahlen schreiben. Im Schnitt gehen die Analysten von einem Nettoverlust von 4,8 Milliarden Euro aus. Deshalb fordern die Aktionäre Bescheidenheit bei den Bonuszahlungen ein, auch und vor allem in der Vorstandsetage, und sie fürchten sich vor einer weiteren Kapitalerhöhung, es wäre die siebte seit der Finanzkrise.

Zum Thema Boni hat Andreas Thomae, Fondsmanager bei der Dekabank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen, eine klare Meinung: „Die Mitarbeiter und das Management müssen ihren Teil zum Umbau der Bank beisteuern“, sagt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Der Vorstand könne mitten in der Umstrukturierung keine hohen Boni kassieren. Unter dem Strich erwartet Thomae, dass die Boni geringer ausfallen als im vergangenen Jahr.

Ähnlich beurteilt Alexandra Annecke von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken, die Situation: „Hohe Bonuszahlungen für den Vorstand sind angesichts der operativen Entwicklung schwer vermittelbar.“ Einer der Topinvestoren der Bank bringt das Thema noch deutlicher auf den Punkt: „Eigentlich ist die Sache klar. 2018 hieß es: ‚Die Bank hat zum ersten Mal seit drei Jahren wieder einen Gewinn gemacht, also zahlen wir Vorstandsboni.‘ 2019 wird aller Voraussicht nach ein Milliardenverlust anfallen – also spricht vieles für einen Verzicht.“

Sorgen um die Kapitalausstattung

Für das vergangene Jahr kassierten die Vorstände des Geldhauses erstmals seit drei Jahren wieder eine Leistungsprämie, insgesamt lag die Vergütung bei 55,7 Millionen Euro. Das Thema Boni sorgte für heftige Kontroversen: Vor allem deshalb, weil der damalige Investmentbanking-Chef Garth Ritchie mit 8,6 Millionen Euro am meisten verdiente, obwohl er laut Geschäftsbericht die schlechteste Leistung aller Vorstände erbracht hatte. Insgesamt bezahlte die Bank 1,9 Milliarden Euro.

Beim Thema Leistungsprämien steckt die Bank in einer Zwickmühle. Zum einen muss sie Mitarbeiter, die trotz der Turbulenzen ordentlich Geld für die Bank verdient haben, adäquat bezahlen, um eine Abwanderungswelle zu verhindern. Auf der anderen Seite sind sich die Topmanager bewusst, dass die Investoren angesichts fallender Erträge und hoher Verluste einen schrumpfenden Bonuspool sehen wollen.

Ein anderes Thema ist für Fondsmanager Thomae noch wichtiger als die Boni: die Kapitalausstattung der Bank. „Die Kapitalquote wird 2020 allein aufgrund regulatorischer Veränderungen sinken. Die Bank muss beweisen, dass sie die Quote trotzdem über dem Mindestziel von 12,5 Prozent halten kann. Das wird nicht einfach“, warnt der Experte. Eine weitere Kapitalerhöhung will Thomae nicht ausschließen, für ihn ist das ein „Drohszenario“.

Ähnlich beurteilt Fondsmanagerin Annecke die Situation. Sewing hatte im Rahmen der neuen Strategie angekündigt, dass die harte Kernkapitalquote (CET1) auf bis zu 12,5 Prozent absinken könnte. „Das ist für ein Institut wie die Deutsche Bank knapp bemessen“, meint Annecke. „Die Bank sollte den Investoren überzeugende Argumente liefern, dass die Quote nicht unter dieses Niveau fallen wird.“

Für Ende 2019 sagen die Analysten eine CET1-Quote von 13,4 Prozent voraus, die den Prognosen zufolge bis 2022 aber auf 11,9 Prozent schrumpfen wird. Die Deutsche Bank versucht, den Investoren diese Angst zu nehmen: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die harte Kernkapitalquote wie angekündigt über der Untergrenze von 12,5 Prozent halten werden“, betont der Treasurer des Geldhauses, Dixit Joshi. Die Bank sei auf alle Szenarien gut vorbereitet und könne entsprechend agieren.

Sorgen bereitet den Investoren dabei vor allem die Erosion der Erträge, die in den ersten neun Monaten um weitere zehn Prozent geschrumpft sind. Wenn sich diese Entwicklung fortsetze und möglicherweise noch teure Rechtsstreitigkeiten dazukämen, würden die „Diskussionen über eine neue Kapitalerhöhung sicher wieder aufflammen“, fürchtet Deka-Manager Thomae. Für das gesamte Jahr 2019 erwarten die Analysten im Schnitt Einnahmen von rund 23 Milliarden Euro, nach 25,3 Milliarden Euro im Vorjahr.

Neue Ziele für Kosten und Erträge wird es auf dem Investorentag der Bank aller Voraussicht nach nicht geben. Die erwarten die großen Aktionäre des Instituts aber auch nicht. Sie wollen sehen, dass die Bank ihre Strategie konsequent umsetzt und die selbst gesetzten Ziele einhält. Das Problem von Sewing und seinen Vorstandskollegen: Seit Verkündung der Strategie im vergangenen Juli hat sich das Umfeld deutlich eingetrübt. Dafür hat vor allem die Entscheidung der Europäischen Zentralbank gesorgt, die Höhe der Strafzinsen, die Banken zahlen müssen, wenn sie kurzfristig Geld bei der EZB parken, auf absehbare Zeit auf dem jetzigen Niveau festzuschreiben. Mit dem detaillierten Zahlenwerk zu den einzelnen Geschäftsbereichen will die Bank beweisen, dass sie trotz des schärferen Gegenwinds ihre Planzahlen einhalten wird.

Das gilt auch für die Abbaubank, in die die Frankfurter Bilanzpositionen aus Geschäften auslagern, die sie nicht mehr weiterbetreiben wollen. Durch den Verkauf der Vermögenswerte aus der Capital Release Unit will die Deutsche Bank Eigenkapital freischaufeln, das sie für ihren Konzernumbau braucht. Die Positionen in der Abbaubank umfassten ursprünglich 74 Milliarden Euro an risikogewichteten Aktiva und eine Gesamtverschuldung (Leverage Exposure) von 288 Milliarden Euro. Ende des dritten Quartals lag das Leverage Exposure noch bei 177 Milliarden Euro, und Vorstandschef Christian Sewing hat versprochen, diese Kennzahl bis Ende des Jahres auf 119 Milliarden Euro zu senken. Einen Erfolg konnte die Bank dabei gerade erst verbuchen:Der US-Konkurrent Goldman Sachs übernahm Vermögenswerte aus der Abbaubank mit einem Nominalwert von 50 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass sich die Frankfurter – Finanzkreisen zufolge – auf einem guten Weg sehen, Sewings Vorgaben für die Abbaubank zu erfüllen.