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HEIDELBERGCEMENT IM FOKUS: Neuer Chef in schwierigem Fahrwasser

HEIDELBERG (dpa-AFX Broker) - Der Amtsantritt des neuen HeidelbergCement-Chefs <DE000604700> Dominik von Achten begann gleich mit einem Dämpfer. Keine zwei Wochen nachdem er das Ruder bei dem Baustoffkonzern übernommen hatte, musste der Manager Mitte Februar eine schwächer als gedachte Umsatzentwicklung für das vergangenen Jahr 2019 eingestehen. Nun muss er das Geschäft durch das schwere Fahrwasser der Corona-Krise manövrieren. Die Ziele für das laufende Jahr kappte von Achten im März. Seit Februar steht die Aktie unter Druck, die sich 2019 noch um gut ein Fünftel verteuert hatte. Was im Unternehmen los ist, was die Aktie macht und was Experten dazu sagen.

DAS IST LOS BEI HEIDELBERGCEMENT:

Von Achten wird sich seine Übernahme des Chefsessels auch anders vorgestellt haben - kaum im Amt zerstörte die Corona-Pandemie die Hoffnung auf gute Geschäfte, die er noch Mitte Februar bei der Bekanntgabe der 2019er-Eckdaten in Aussicht gestellt hatte. Damals war das neuartige Coronavirus vor allem ein Problem in China und Teilen Asiens, bevor er es sich dann zuerst in Europa und anschließend in Amerika rasant ausbreitete.

Die massiven Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erforderten fortwährende Anpassungen bei der operativen Steuerung der Geschäfte, sagte Unternehmenschef dann bei der Bilanz-Pressekonferenz im März, als schon klar war, dass sich das Coronavirus schneller ausbreitet als noch Mitte Februar gedacht. Täglich müsse das Unternehmen die Situation neu bewerten. Es sei nicht abzuschätzen, wie lange die Maßnahmen anhielten und welche Auswirkungen diese auf den Bau in den einzelnen Ländern habe.

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"Vor diesem Hintergrund ist ein seriöser Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020 zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich", sagte der Konzernchef. Ursprünglich wollte HeidelbergCement 2020 Umsatz und operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr leicht steigern. Seine Hauptversammlung verschiebt das Unternehmen und verlegt damit auch die Dividendenzahlung auf einen späteren Zeitpunkt. HeidelbergCement legt an diesem Donnerstag (7. Mai) Zahlen für das erste Quartal 2020 vor.

"Es ist für uns eine skurrile Situation, wir sind so gut in das neue Jahr gestartet wie noch nie zuvor", sagte von Achten. In den ersten beiden Monaten habe der Absatz von Zement, Zuschlagsstoffen und Transportbeton über dem bereits hohen Niveau des Vorjahres gelegen.

Dabei setzte HeidelbergCement von Achten zufolge in allen Regionen der USA mehr ab. Allerdings seien einige Bauprojekte in Boston, San Francisco und im US-Bundesstaat Pennsylvania wegen des Coronavirus gestoppt worden. In West- und Südeuropa sei der Absatz bis vor kurzem noch gestiegen, die Volumina würden mittlerweile aber sinken. Dies treffe neben Frankreich und Spanien vor allem Italien. Weiter gut liefen die Geschäfte in Osteuropa, wo HeidelbergCement momentan noch deutlich mehr absetzen könnte. In Asien gebe es hingegen ein uneinheitliches Bild. Während der Absatz in Thailand und Indien steige, würde er in China, Australien und Indonesien sinken.

Mittlerweile hat HeidelbergCement wegen der tiefgreifenden Auswirkungen der Corona-Krise einen Teil seiner Mitarbeiter bei der Konzernmutter in Deutschland Anfang Mai in Kurzarbeit geschickt. Davon seien zunächst 800 Beschäftigte am Stammsitz betroffen, wie das Unternehmen Mitte April mitteilte. Die Muttergesellschaft zählt in Deutschland 2100 Mitarbeiter.

Um den Baustoffkonzern profitabler zu machen, hatte der 15 Jahre lang amtierende Vorgänger von Achtens, Bernd Scheifele, bereits vor mehr als einem Jahr ein neues Sparprogramm aufgesetzt. Das Ziel, bis 2020 weltweit 100 Millionen Euro an Vertriebs- und Verwaltungskosten einzusparen, hat das Unternehmen mehr als ein Jahr früher erreicht als geplant. Bis Ende 2020 will HeidelbergCement weitere 30 Millionen einsparen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Das Geschäft in fast allen Regionen sei von den Shutdowns im März wegen der Coronavirus-Pandemie betroffen gewesen, schrieb Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe. Das zweite Quartal könnte noch schlimmer ausfallen. Analyst Gregor Kuglitsch von der Schweizer Großbank UBS rechnet deshalb mit einem Volumenrückgang in den meisten Regionen. Laut JPMorgan-Analystin Elodie Rall macht HeidelbergCement in den beiden letzten März-Wochen, die vor allem von der Corona-Pandemie betroffen waren, rund 30 Prozent des Umsatzes und Absatzes des Auftaktquartals.

Neben China dürfte auch Indonesien von der Coronavirus-Pandemie betroffen sein, schrieb Rall in einer jüngsten Studie. Allein im März sei der nationale Zementabsatz in dem Land um 6,7 Prozent gesunken. Während sich Thailand solide entwickelt haben sollte, dürfte in Afrika neben dem neuartigen Coronavirus vor allem die jüngste Ölpreisentwicklung die Konjunktur in Ländern wie Ghana und Tansania belasten. In Europa sollten nach Ansicht von Rall neben Italien vor allem Großbritannien, Frankreich und Spanien von der Pandemie betroffen sein. Deutschland dürfte sich etwas besser entwickelt haben.

Besser sollte es in Nordamerika für HeidelbergCement gelaufen sein, so Rall. In den ersten beiden Monaten habe das Unternehmen noch von guten Wetterbedingungen profitiert, zum Quartalsende sollte aber das Coronavirus und der Ölpreisverfall die Geschäfte belastet haben.

HeidelbergCement habe bereits Maßnahmen wie etwa Kurzarbeit eingeleitet, um der Krise entgegenzuwirken, schrieb Gabriel vom Bankhaus Lampe. Das Jahr 2020 werde aber ein verlorenes Jahr. Nach Ansicht von UBS-Experte Kuglitsch dürfte das HeidelbergCement-Management die Dividende reduzieren, um Geld zu sparen. Auch sollte das Unternehmen derzeit keinen Ausblick geben.

Von den insgesamt acht von dpa-AFX seit Mitte März erfassten Analysten empfehlen drei zum Kauf der Aktie, drei raten zum Halten und zwei zum Verkauf. Das durchschnittliche Ziel liegt mit rund 53 Euro rund ein Viertel über dem aktuellen Kurs der Anteilsscheine.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Mitte Februar schlugen sich die Ängste um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Aktie des Zementherstellers nieder. Die Aktie verlor binnen eines Monats mehr als die Hälfte an Wert und rutschte Mitte März auf ein Jahrestief von 29 Euro, nachdem HeidelbergCement den Ausblick für das laufende Jahr wegen der Pandemie ausgesetzt hatte.

Seitdem konnte sich das Papier wieder von seinem Jahrestief etwas erholen und kostet nun wieder knapp 43 Euro. Mit einem Minus von rund 30 Prozent im Corona-Chrash, der die Finanzmärkte seit dem 24. Februar im Griff hat, gab das Papier aber deutlich mehr nach als der Dax <DE0008469008> und gehört in diesem Zeitraum zu den schwächsten deutschen Standardwerten.

Das Papier knüpfte damit an die schwache Entwicklung der vergangenen Jahre an. Seit dem Mehrjahreshoch von 96 Euro Anfang 2018 ging es stets bergab - das einstige Rekordhoch von 112 Euro ist meilenweit entfernt. Seit der Aufnahme in den Dax im Sommer 2010 gab die Aktie rund acht Prozent nach, während der deutsche Leitindex in der Zeit um 70 Prozent zulegen konnte.

Mit einem Börsenwert von etwas mehr als acht Milliarden Euro zählte HeidelbergCement damals wie heute zu den Leichtgewichten im Dax./mne/nas/zb

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