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HDI-Gruppe investiert verstärkt in Start-ups – Fokus liegt auf der Cybersicherheit

Das Projekt wird von dem ehemaligen Hannover-Rück-Chef Ulrich Wallin geleitet – und nimmt jetzt an Fahrt auf. Kooperiert wird mit der Maschmeyer-Gruppe.

Durch den Trend zum Homeoffice haben Cyber-Security-Konzepte an Bedeutung gewonnen. Die HDI Gruppe interessiert sich für junge Firmen aus diesem Segment. Foto: dpa
Durch den Trend zum Homeoffice haben Cyber-Security-Konzepte an Bedeutung gewonnen. Die HDI Gruppe interessiert sich für junge Firmen aus diesem Segment. Foto: dpa

Es hätte der perfekte Abschied von der Management-Karriere sein können. Knapp zehn Jahre stand Ulrich Wallin an der Spitze der Hannover Rück. Die Prämieneinnahmen hatten sich in dieser Zeit verdoppelt, der Aktienkurs verfünffacht. Zum Abschied im Frühjahr 2019 konnte der damals 64-jährige Jurist noch einmal einen Milliardengewinn verkünden.

Andere hätten sich nach einer Phase der Abkühlung womöglich in den Aufsichtsrat wählen lassen oder repräsentative Aufgaben übernommen. Wallin übernahm lieber die Leitung der Hannover Digital Investments, in der die HDI-Gruppe ihre Beteiligungen an jungen Start-ups bündelt.

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Das Projekt, das die Muttergesellschaft der Hannover Rück im Jahr 2017 gestartet hatte, nahm mit seinem Eintritt an Fahrt auf. Elf Minderheitsbeteiligungen gibt es inzwischen, dazu mit Perseus eine hundertprozentige Tochter. „Ziel im Portfolio sind 20 bis 25 Beteiligungen, etwa fünf sollen pro Jahr dazukommen“, so Wallin.

Erst vor wenigen Tagen wurde die Beteiligung an der britischen Sicherheitsplattform Cybsafe bekannt. Deren Auswertungen zu Verhaltenswissenschaft und Datenanalyse beim Management menschlicher Cyber-Risiken nutzen bereits internationale Großbanken wie Credit Suisse und HSBC.

Wo Kollegen den Ruhestand genießen, erfindet sich Wallin noch einmal neu. Denn mit seinem früheren Leben als Chef der weltweit drittgrößten Rückversicherung hat die neue Aufgabe nur am Rand zu tun.

Hannover Digital Invest sucht nach interessanten Start-ups in einer frühen Unternehmensphase: Von „Seed“, also der Früh- oder Gründungsphase, bis „Series B“, der Start-up-Phase. Dann werden bereits Strukturen bei Produktion, Vertrieb und Mitarbeitern aufgebaut.

Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren

Im Schnitt 1,8 Millionen Euro investiert die HDI-Gruppe in der ersten Finanzierungsrunde, dabei geht es bei jedem Investment um einen Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren. „Bis zur nächsten Finanzierungsrunde soll die Bewertung dann idealerweise höher sein“, so Wallin. Insgesamt hat die HDI-Gruppe bislang eine mittlere zweistellige Millionensumme in ihre Beteiligungen gesteckt.

Schon in früheren Zeiten gab es bei Hannover Rück den Versuch, in Start-ups einzusteigen. „40 Prozent der Investments haben nicht funktioniert, die restlichen 60 Prozent entwickelten sich dagegen sehr positiv“, erinnert sich Wallin. Bei Hannover Digital Investments soll die Erfolgsquote höher sein, so der Plan.

Damit der aufgeht, steht ein Team aus rund einem Dutzend Experten aus der HDI-Gruppe zur Verfügung. Dazu gibt es eine Kooperation mit der Maschmeyer-Gruppe, die aus der breiten Auswahl an Start-ups, die dort täglich nach Kapital suchen, eine Vorauswahl trifft. Auch unterstützt sie bei der Bewertung und tritt teils als Co-Investor auf.

Bei Hannover Digital Invest suchen sie vor allem nach jungen Unternehmen, die einen Nutzen für das Versicherungsgeschäft liefern. Vor jedem potenziellen Investment versucht Ulrich Wallin dann, die Sicht des Kunden einzunehmen. „Der Mehrwert aus der Idee muss für ihn entstehen“, betont er seinen Investment-Ansatz.

Schwerpunkt Cybersicherheit

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Gebiet der Cybersicherheit. Gerade die Coronakrise wirkte für Hacker weltweit wie ein Konjunkturprogramm. Erst vor wenigen Tagen gelang es Ermittlern aus acht Ländern, die bis dato gefährlichste Schadsoftware Emotet auszuschalten. Mit ihr hatten sich Kriminelle über Jahre Zugang zu Computernetzwerken verschafft und damit laut Bundeskriminalamt allein in Deutschland 14,5 Millionen Euro erbeutet.

Der Corona-bedingte Trend zum Homeoffice hatte die Möglichkeiten zum Angriff noch erhöht, enthielten doch häufig Anhänge von gefälschten Rechnungen oder Lieferankündigungen Schadprogramme, die Mitarbeiter dann ohne Rücksprache mit Kollegen zu Hause öffneten.

Gleich mehrere Start-ups aus dem Bereich Cybersicherheit gehören mittlerweile zum Portfolio der Hannover Digital Invest. Im Mittelpunkt steht dabei die hundertprozentige Beteiligung an der Berliner Perseus Technologies.

Das 2017 gegründete Unternehmen verspricht vor allem kleinen und mittleren Unternehmen Schutz vor Datenverlust und Bedrohungen aus dem Internet. Die Zusammenarbeit entwickelt sich für beide Seiten inzwischen zur Win-win-Situation. „Die Kooperation mit der HDI versetzt uns in die Lage, Cyberversicherungen und Cyber-Security-Konzepte aus einer Hand anzubieten“, sagt Perseus-Geschäftsführer Christoph Holle.

Minderheitsbeteiligungen mit dem Schwerpunkt Cybersicherheit hat Hannover Digital Invest auch am israelischen Software-Spezialisten Resec, am Münchener Technologieentwickler Alyne und am IT-Spezialisten Enginsight aus Jena.

Für die HDI-Gruppe hat die Investition in Insurtechs auch einen handfesten Eigennutzen: „Kunden, die sich für eine Cyberversicherung interessieren, wollen auch Services, um entweder Angriffen vorzubeugen oder im Schadensfall schnell wieder arbeitsfähig zu sein“, weiß Ulrich Wallin aus der Praxis.

Hohe Nachfrage weltweit

Im weltweiten Wettbewerb um die innovativsten Insurtechs ist Hannover Digital Invest trotz regelmäßiger Erweiterung des Portfolios weiter ein kleiner Name. Insgesamt floss im vergangenen Jahr bei 377 Transaktionen die Rekordsumme von 7,1 Milliarden Dollar von Investoren. Das haben die Experten von Willis Towers Watson (WTW) errechnet.

Gerade das Schlussquartal brachte mit 2,1 Milliarden Dollar einen gewaltigen Schub, nachdem die Kapitalgeber im ersten Halbjahr wegen der Coronakrise noch zurückhaltend agierten. Die größten Einzelsummen flossen allerdings in sechs Mega-Deals mit späteren Finanzierungsrunden. Sie hatten jeweils ein Volumen von über 100 Millionen Dollar.

Dagegen war das Interesse an Insurtechs in frühen Phasen, wie sie Hannover Digital Invest bevorzugt, im Schlussquartal deutlich rückläufig. Für WTW-Experte Michael Klüttgens ist das in der anhaltenden Pandemie nachvollziehbar. „Neben den Insurtechs im Rampenlicht gibt es auch Start-ups, die bereits das wirtschaftliche Überleben des Jahres 2020 als Erfolg verbuchen müssen.“ Bei der HDI-Gruppe sehen sie die Pandemie als Chance auf der Suche nach Investments. „Insurtechs mit Bezug zum Endkundengeschäft haben durch Corona sehr profitiert“, betont Ulrich Wallin.