Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.492,49
    +15,40 (+0,08%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.083,42
    +1,68 (+0,03%)
     
  • Dow Jones 30

    39.807,37
    +47,29 (+0,12%)
     
  • Gold

    2.254,80
    +16,40 (+0,73%)
     
  • EUR/USD

    1,0800
    +0,0007 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.203,58
    -314,98 (-0,48%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    83,11
    -0,06 (-0,07%)
     
  • MDAX

    27.043,04
    -48,91 (-0,18%)
     
  • TecDAX

    3.454,38
    -2,98 (-0,09%)
     
  • SDAX

    14.294,62
    -115,51 (-0,80%)
     
  • Nikkei 225

    40.369,44
    +201,37 (+0,50%)
     
  • FTSE 100

    7.952,62
    +20,64 (+0,26%)
     
  • CAC 40

    8.205,81
    +1,00 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.379,46
    -20,06 (-0,12%)
     

Hautpflege in dritter Generation – Enkel übernehmen Dr. Schrammek Kosmetik

Großmutter Christine Schrammek gründete die gleichnamige Essener Hautpflegmarke – nun übernehmen die Enkel das Geschäft. Deren Schwerpunkte ergänzen sich.

Christina und Alexander Drusio sind sich einig: 2020 wird ihr Jahr. Dann wird die 31-Jährige in die Geschäftsführung des Essener Familienunternehmens aufsteigen – und damit die Übergabe bei Dr. med. Christine Schrammek Kosmetik an die dritte Generation komplettiert. Ihre Mutter Christine Schrammek-Drusio wird sich zurückziehen, und die Geschwister können zeigen, ob sich ihre Ideen zur Verjüngung der Marke auszahlen.

Wobei sich Alexander Drusio, der das Unternehmen für dermatologische Hautpflegeprodukte schon seit 2013 gemeinsam mit der Mutter führt, gar keine Mühe gibt, Erwartungen zu bremsen: „In den Jahren, seitdem ich im Unternehmen bin, war immer das letzte Jahr das beste in der Unternehmensgeschichte – und so wird es auch 2019 sein.“ Der Umsatz werde im unteren achtstelligen Millionenbereich liegen, das Wachstum, sagt er, „overall gesund zweistellig“.

Der Direktvertrieb über die Onlinekanäle, den Drusio erst vor wenigen Jahren initiiert hat, lege sogar um mehr als 100 Prozent zu. Das sind Werte, die man sonst aus der Start-up-Szene kennt. Darauf angesprochen, muss der 36-Jährige, der schnell denkt, fast ebenso schnell spricht und immer wieder englische Ausdrücke einstreut, grinsen. „Ja, solche Werte hätte Olli gern gehabt“ – Olli, damit ist Oliver Samwer, der Rocket-Internet-Gründer gemeint.

WERBUNG

Drusio ist ja nicht direkt nach dem BWL-Studium an der WHU in Vallendar ins Familienunternehmen eingestiegen, sondern hat seine ersten Karriereschritte bei Rocket Internet in Berlin gemacht und an Samwers Seite gearbeitet. Dort habe er viel gelernt, gut verdient, alles ausprobieren und mit vollem Ressourceneinsatz wirtschaften dürfen. „Aber ich habe mich da langfristig nicht gesehen, auch nicht mit dem Pensum – eine Siebentagewoche an der anderen.“

Der fällige Wechsel führte ihn zum Dumont-eigenen Start-up-Finanzierer Dumont Venture. Sein damaliger Chef Jörg Binnenbrücker, heute Leiter der Venture-Capital-Firma Capnamic Ventures Management GmbH, sagt über Drusio, er habe echte Leadership-Qualitäten: „Er ist verlässlich, loyal, wissbegierig, verliert dabei nie seine Ethik – und auch nicht den Humor.“

Ein Anflug von Patina

Dass es Drusio schließlich doch ins Familienunternehmen gezogen habe, könne er verstehen. „Ich hätte ihn gern behalten und würde ihn wieder einstellen. Aber ich bin mir sicher, dass das gut funktioniert. Alexander bringt viel neuen Wind rein, digitalisiert, stellt das Unternehmen neu auf.“

Das war auch nötig. Trotz ihrer Präsenz in heute mehr als 60 Ländern und des soliden Umsatzwachstums über Jahrzehnte hinweg hatte die Marke Dr. Schrammek etwas Patina angesetzt. Gegründet hatte die Firma in den 1950er-Jahren Christine Schrammek: Sie gab wegen des Zweiten Weltkriegs ihren Traum vom Medizinstudium auf, fand dann ihre Berufung als Kosmetikerin und mixte unter anderem jene Kräuterschälkur, die in fast unveränderter Rezeptur bis heute einer der Verkaufsschlager ist.

Die patente Frau reiste noch mit einem Koffer voller Schachteln nach Asien zur Produktvorstellung, Zoll und Zulassungsverfahren waren ja noch nicht derart aktiv wie heute. Die Legende zur bis heute starken Nachfrage gerade in Südkorea lautet, dass unter anderem Krankenschwestern, die in der Nachkriegszeit in Deutschland arbeiteten, die Popularität der Marke wieder mit in ihre Heimat zurücktransportieren.

Ende der 1980er-Jahren übergab die Gründerin dann an ihre Tochter Christine Schrammek-Drusio, die dafür ihre Hautarztpraxis aufgab und das Unternehmen rasant ausbaute. Heute sind sogenannte Doctor Brands wie Dr. Hauschka oder Murad Cosmetic in jeder Drogerie und Parfümerie ein Label, aber Schrammek-Drusio, Dermatologin und Allergologin, war die erste Hautärztin, die ihre medizinische Expertise zur Marke machte und das Unternehmen ausbaute.

Neue Umsatzfelder erschließen

Nun zieht sich die heute 67-Jährige ebenfalls aus dem operativen Geschäft zurück, verbringt bereits etwa die Hälfte ihrer Zeit mit ihrem Mann am Wohnsitz in der Schweiz. Immer öfter lässt sie sich auf Geschäftsreisen begleiten, etwa jüngst von ihrer Tochter in Südafrika – und übergibt so peu à peu an die nächste Generation.

Alexander und Christina Drusio beteuern, die Mutter rede ihnen nicht rein und lasse ihnen, wie auch bei der ursprünglichen Berufswahl, die Freiheit sich zu entfalten. Es war ja bei beiden nicht vorgezeichnet, dass sie ins Unternehmen eintreten. Und so sieht es in Essen, wo Dr. Schrammek insgesamt etwa 40 Mitarbeiter beschäftigt, nach einer vorbildlichen Übergabe aus, wie sie nicht allzu oft anzutreffen ist. Auch die Geschwister, die schon als Schüler beim Kistenpacken im Unternehmen aushalfen, harmonieren und haben Wege gefunden, ihre Aufgaben klar voneinander zu trennen.

Vorgenommen haben sie sich einiges: noch mehr Online- und Direktvertrieb, weitere Professionalisierung der Kosmetikerinnen-Ausbildung, Ausbau der neuen Körperpflegelinie, Produkte für Männer. „Eigentlich ist unsere Produktpalette fertig“, sagt Alexander Drusio. „Die Frage ist also: Wo wirklich neue Umsatzfelder erschließen – ohne unseren Markenkern zu verlassen?“ Er wiegt eine der schwarzen Schachteln für Männer in der Hand – offenbar so ein Produkt, schließlich sind bislang etwa 85 Prozent der Kunden weiblich.

Medizinische Expertise in der Familie

Ein anderes neues Produkt, auf das die Drusios stolz sind: eine Bodylotion mit integriertem Massageapplikator. „Das zaubert Cellulite nicht weg, das wäre unlauter zu behaupten“, legt sich Alexander Drusio fest, man sei schließlich eine „No-Bullshit-Company“. Aber: „Es ist eine wirkliche Innovation und hat eine Wirkung.“

Die Entwicklung neuer Wirkstoffe für spezielle Hauttypen – zum Beispiel Anti-Aging-Produkte, unreine oder hypersensible Haut – ist dann Aufgabe von Christina Drusio. Sie schließt gerade an der Universität Essen ihre Facharztausbildung zur Dermatologin ab, managt also gleich zwei Mehr-als-Vollzeitjobs gleichzeitig.

Dass sie damit in die Fußstapfen der Mutter tritt, war nicht immer geplant – aber passt ins Konzept. „Meine Schwester bringt als Ärztin die Expertise für die Entwicklung unserer Produkte ein, ich das Kaufmännische“, meint Alexander Drusio. Und die Schwester ergänzt anerkennend: „Mein Bruder hat die Marke entstaubt, das Unternehmen sichtbar verjüngt, auch die Belegschaft. Wir sind die ideale Kombination.“