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Hauptsache Shitstorm: Lidl provoziert mit frauenverachtender Werbung

Lidl macht Werbung mit Provokation im Netz – fast schon eine gängige Praxis heutzutage. Billiger hätte der Discounter dabei allerdings nicht vorgehen können.

Ohne Schrift handelt es sich hier nur um einen unschuldigen Bagel und einen unschuldigen Donut (Screenshot: Facebook/Lidl)
Ohne Schrift handelt es sich hier nur um einen unschuldigen Bagel und einen unschuldigen Donut (Screenshot: Facebook/Lidl)

Nichtmal 24 Stunden, nachdem Lidl ein Werbebild auf Facebook geteilt hatte, braute sich ein ernsthafter Shitstorm über der Supermarktkette zusammen. Allerdings war es selten so offensichtlich, dass die Social-Media-Abteilung genau das beabsichtigt hatte.

Werbung ist Werbung

Auf einem Bild waren ein Donut und ein Bagel zu sehen und der Spruch zu lesen: “Loch ist Loch”. Findet das wirklich jemand abseits des Pausenhofs lustig? Die meisten dürften bei diesem Spruch automatisch pubertierende Jungs vor Augen haben, die ihre Coolness beweisen, indem sie Frauen zu “Löchern” degradieren. Und diese Assoziation war Absicht, sonst hätte Lidl auch schreiben können “Weizen ist Weizen” oder “Gebäck ist Gebäck”.

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In weiser Voraussicht, dass es sich bei diesen Worten eindeutig um einen diskriminierenden, frauenfeindlichen Spruch handelt, hatte sich das Social-Media-Team bei Lidl auch gleich in Stellung gebracht und kurz darauf das Meme eines gehetzten Kinogängers gepostet auf dem stand: “Haben die Kommentare schon angefangen?”. Und natürlich hatten sie: Während die meisten Posts durchschnittlich um die 40 Kommentare erhalten, waren es nach nicht mal 24 Stunden in diesem Fall schon über 1.000 Kommentare.

“Ach @lidl, schade, dass ihr so etwas nötig habt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Frauenfeindlichkeit und Vergewaltigungswitze nur um viral zu gehen? Leider scheint auch ihr nichts aus #metoo gelernt zu haben”, kommentierte ein Nutzer und postete auch zwei Screenshots von der Aktion bei Twitter, bevor es den Verantwortlichen offenbar doch zu heiß wurde und sie den entsprechenden Facebook-Post löschten.

Lidl kam nicht daran vorbei, sich für den ursprünglichen Post zu entschuldigen. “Wir haben soeben unseren Bagel vs. Donut Post gelöscht, da es zu sehr kontroversen Diskussionen gekommen ist, die wir so nicht führen möchten”, hieß es in einem weiteren Beitrag auf Facebook unter anderem. Man möchte sich “bei all denen entschuldigen, die sich durch den Post verletzt fühlen und werden zukünftig versuchen den Ton besser zu treffen.”

Aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit

Die mehr als 1.000 Kommentare unter dem Ausgangsbeitrag waren unterdessen das langweiligste an dieser Geschichte, weil sie jeder Mensch, der schon mal im Internet unterwegs war, voraussagen kann: Die einen feierten die frauenverachtende Werbung. Die anderen kündigten Boykott an. Die einen warfen den Kritikern Humorlosigkeit vor. Die anderen schüttelten virtuell den Kopf und fragten sich, ob sie wirklich im Jahr 2019 leben. Ganz normaler Internetwahnsinn eben, der niemanden mehr überraschen dürfte – als allerletztes Lidl.

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Weshalb man davon ausgehen kann, dass Lidl das genau so geplant hatte. Dass sich die Menschen auf Facebook darüber die Tastaturen heiß tippen, ist klar. Auch kein Geheimnis ist, dass Frauenhass im Internet besonders beklatscht wird. Außerhalb dürfte die Werbung dem Image von Lidl allerdings nicht geholfen haben. Denn selbst wer kein Problem mit dem Sexismus hat, der will immer noch nicht von so einer plumpen, uninspirierten, durchschaubaren, provokativen Werbung instrumentalisiert werden.

Kurz gesagt: Billiger geht’s nicht – und in diesem Fall ist das selbst für einen Discounter nicht schmeichelhaft.

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