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Mit Hauke Stars zieht eine Digitalexpertin in den Wirecard-Aufsichtsrat ein

Die Deutsche-Börse-Vorständin geht in den Wirecard-Aufsichtsrat. Dort soll sie helfen, den verunsicherten Konzern endlich auf Dax-Niveau zu heben.

Mit Umbrüchen kennt Hauke Stars sich aus. 1967 in Merseburg geboren, wurde sie in der Spätphase des realexistierenden Sozialismus groß. Als hätte sie die kommende Wende erahnt, schreibt sich Stars 1986 für ein zukunftsweisendes Studium ein: Informatik.

Im Unterschied zu heute war das Fach in der DDR keine Männerdomäne, die Hälfte der Kommilitonen war weiblich. „Das fand ich extrem spannend. Vielleicht hatte ich schon immer ein Gespür für Zukunftsthemen“, sagt Stars. Wenige Tage nach dem Mauerfall klapperte sie die ausländischen Botschaften ab, um ein Stipendium für eine Westuni zu ergattern. 50 gab die britische Regierung aus, eines davon erhielt Stars. 1992 erwarb sie in Coventry ihren Master.

Danach ging es schnell: In Essen baute Stars als Angestellte Nummer 300 Thyssen-Krupps IT-Tochter Triaton mit auf, bis das Unternehmen 3000 Mitarbeiter zählte – und an den Computerhersteller HP verkauft wurde. Für HP ging Stars nach Holland und in die Schweiz, fungierte dort als Landeschefin.

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2012 wechselte sie zur Deutschen Börse, wo sie im Vorstand die Themen Kassamarkt und Wachstumsfinanzierung betreut. Zusätzlich stellte sie als Arbeitsdirektorin 2019 den Personalbereich neu auf. Ein Kernprojekt: Arbeiten im Homeoffice. In der Coronakrise zahlt es sich aus.

Selbstgewählter Abschied

Im Herbst scheidet Stars auf eigenen Wunsch aus. „Nach acht Jahren war es Zeit für etwas Neues. Es ist immer gut, wenn man seinen Abschied selbst wählen kann“, sagt sie. Was dann kommt, dazu schweigt sie. Aber eine neue Aufgabe ist nun bekannt: Stars zieht in den Aufsichtsrat von Wirecard ein, des schwer gebeutelten Zahlungsdienstleisters aus Aschheim bei München.

Dort muss sie einen weiteren Umbruch begleiten und mithelfen, aus einer skandalumwitterten Wachstumsfirma einen veritablen Dax-Konzern zu formen. Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann verkündete im Handelsblatt-Interview am Mittwoch die noch zu bestätigende Berufung: „Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Dax-Vorständin und in den Themen IT und Corporate Governance ist sie eine tolle Verstärkung“, sagte er. Der frühere Börsen-Vorstand hatte die Börse bereits vor Stars Antritt 2012 verlassen. Ein Personalberater schlug sie nun vor.

Bei Wirecard warten komplexe Aufgaben auf die neue Aufsichtsrätin. Stars‘ Berufung ist die erste einer ganzen Reihe an Personalentscheidungen. Eichelmann reagiert damit auf die quälende Debatte um angeblichen Bilanzbetrug. Die Vorlage eines Sonderberichts der Wirtschaftsprüfer von KPMG am Dienstag sollte diese Vorwürfe eigentlich endgültig aus der Welt schaffen.

Belege für eine Bilanzfälschung fanden die Prüfer zwar nicht, dafür übten sie scharfe Kritik an den internen Strukturen und Prozessen. Die Aktie gab um mehr als ein Viertel nach.
Eichelmann muss nun rasch die Organisation des zu schnell gewachsenen Konzerns professionalisieren.

Die Debatte über die Zukunft von Vorstandschef Markus Braun hält er für schädlich: „Eine Ablösung von Herrn Dr. Braun sehe ich heute nicht“, sagte er dem Handelsblatt. Aus dem KPMG-Bericht will er aber Konsequenzen ziehen: „Bei der Compliance muss es weitere Verbesserungen geben“, betonte Eichelmann. Das umstrittene Drittpartnergeschäft stellt er sogar zur Disposition. Dort „müssen wir uns ganz grundsätzlich fragen: Was bringt uns das?“

Stars lehrt das Programmieren

Mit Hauke Stars zieht eine kundige Mitstreiterin ins Kontrollgremium ein. Sie glaubt an das Potenzial, das in Wirecards Geschäftsmodell steckt. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe. Wirecard hat die Chance, weltweit eine führende Rolle zu spielen. Beim Aufbau der nötigen Governance-Strukturen kann ich mit meinem Wissen über Wachstumsunternehmen einen Beitrag leisten“, sagt Stars. Wichtigste Aufgabe wird sein, den lange allein herrschenden CEO Braun zu beraten – und im Zweifel zu korrigieren.

Stars, die unter anderem auch im Fresenius-Aufsichtsrat sitzt, könnte das gelingen. Für ihr früheres Hobby Golf findet die Vielarbeiterin seit Jahren keine Zeit mehr. Dennoch gibt es ein Leben abseits der Konzerne. Sie und ihr Mann haben drei Kinder.

Der älteste Sohn ist zehn, Stars bringt ihm gerade Programmieren bei. Eigentlich will er am liebsten Computer spielen, doch noch verbietet Stars das erfolgreich. Die Digitalexpertin weiß freilich auch: Manche Umbrüche lassen sich nicht verhindern.