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"Hate Speech hat keinen Platz": ZDF und SRG arbeiten mit internationalen Partnern an neuem Social-Konzept

Das ZDF startet mit internationalen Partnern ein gemeinsames "Forschungsprojekt" für offenen Dialog im Netz. Was bislang über die Pläne bekannt ist, klingt durchaus vielversprechend, aber auch noch einigermaßen kryptisch. (Bild: designer491)
Das ZDF startet mit internationalen Partnern ein gemeinsames "Forschungsprojekt" für offenen Dialog im Netz. Was bislang über die Pläne bekannt ist, klingt durchaus vielversprechend, aber auch noch einigermaßen kryptisch. (Bild: designer491)

Das kommt überraschend: Das ZDF startet mit drei internationalen Partnern ein gemeinsames Forschungsprojekt für offenen Dialog im Netz. Was bislang bekannt ist, klingt durchaus vielversprechend, aber auch noch einigermaßen kryptisch. Eine erste Einordnung der am Mittwoch vorgestellten Pläne.

Unter Masochisten ist es wohl längst mehr als ein Geheimtipp: Wer sich heutzutage so richtig die Laune verderben will, braucht dafür keinen finsteren Keller mehr, sondern nur noch ein paar Minuten im Netz - ein kurzer Blick in die Kommentarspalte irgendeiner x-beliebigen Nachrichtenseite auf Facebook oder eines anderen sozialen Netzwerks genügt, und schon ist die Stimmung nachhaltig verfinstert. Und wer's noch ein bisschen härter braucht, der muss nur versuchen, einen wenig mitzuschreiben, und wird dann garantiert einmal komplett durchbeleidigt ... - Tortur 2.0 sozusagen.

Aber Spaß beiseite: Es ist unstrittig, dass sich in den sogenannten sozialen Medien Hetze, Hass, Pöbelei und Rechthaberei, und das oft fernab jedweder Kompetenz und Umgangsform, durchgesetzt haben. Mit einem Diskurs im eigentlichen Sinne hat das zunehmend aggressive Gebaren jedenfalls vielfach nichts mehr zu tun. Von gezielten Fake-News und Stimmungsmache mit Fakeaccounts ganz zu schweigen.

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Die Folge von alldem: Die Lauten bleiben, aber wer schlau ist, schweigt und hat sich längst aus diesem zunehmend toxischen Depressivum verabschiedet. Das ist ein Problem für eine demokratische Gesellschaft, deren Stabilität auch auf Austausch, Dialog und der fairen Debatte fußt. Dass sich Anbieter mit tragfähigen Gegenkonzepten in Position bringen, ist überfällig, und dass dies eher von unabhängigen, öffentlichen finanzierten als von kommerziellen Medien kommen müsste, versteht sich. Dennoch kommt der Vorstoß, den am Mittwochvormittag das ZDF verkündete, einigermaßen überraschend.

Das ZDF, so hieß es in einer Mitteilung aus Mainz noch ein wenig kryptisch, will gemeinsam mit öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aus Kanada (CBC), der Schweiz (SRG SSR) und Belgien (RTBF) "online-basierte Lösungen entwickeln, um bürgerliches Engagement und den demokratischen Diskurs im digitalen Raum abseits von Hasskommentaren und zunehmender Desinformation zu ermöglichen".

"Die Demokratie lebt von einem offenen und fairen Dialog in der Gesellschaft. Das dürfen wir nicht den amerikanischen Großplattformen überlassen", ließ sich ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler zitieren. (Bild: ZDF/Ralph Orlowski)
"Die Demokratie lebt von einem offenen und fairen Dialog in der Gesellschaft. Das dürfen wir nicht den amerikanischen Großplattformen überlassen", ließ sich ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler zitieren. (Bild: ZDF/Ralph Orlowski)

Was ist der "Public Spaces Incubator"?

Unter dem Namen "Public Spaces Incubator" solle ein internationales Forschungsprojekt "innovative Bausteine für offene und respektvoll geführte Online-Diskussionen entwickeln und testen". Im Zentrum stünden die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer. Kommerzielle Aspekte spielten keine Rolle, so das ZDF.

"Die Demokratie lebt von einem offenen und fairen Dialog in der Gesellschaft. Das dürfen wir nicht den amerikanischen Großplattformen überlassen", ließ sich ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler zitieren. "Das Projekt 'Public Spaces Incubator' soll Wege aufzeigen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk unabhängige und faktenbasierte Kommunikationsräume in der digitalen Welt aufbauen kann. Unser gemeinsames Ziel ist es, der Zunahme von Hass, Gewalt, Propaganda und Diffamierung in den sozialen Medien mit einer öffentlich-rechtlichen Alternative zu begegnen."

Viel konkreter wurden die Verantwortlichen bislang nicht. Das Forschungsprojekt führten die vier Rundfunkhäuser in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation "New_Public" durch, "die über weitreichende Erfahrungen und Expertise in nicht-profitorientierte digitaler Kommunikation verfügt", hieß es. Mitgründer Eli Pariser ist in Deutschland als Autor des Buchs "The Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden" bekannt.

SRG-Generaldirektur Gilles Marchand sagt: "Die SRG will die Menschen in der Schweiz zusammenbringen. Dazu baut sie Brücken und fördert den Austausch. Und deshalb sucht sie nach Lösungen, um mit den Menschen im Land einen Dialog zu führen, der im Inhalt konstruktiv und im Ton anständig ist. Hate Speech hat keinen Platz. Das Ziel ist es, den demokratischen Diskurs zu stärken."  (Bild: A_B_C- stock.adobe / SRG SSR)

SRG-Chef: "Ziel ist es, den demokratischen Diskurs zu stärken"

In der ebenfalls am Mittwoch verbreiteten Mitteilung der Schweizerischen Rundfunkgesellschaft wird Generaldirektur Gilles Marchand zitiert, der sagt: "Die SRG will die Menschen in der Schweiz zusammenbringen. Dazu baut sie Brücken und fördert den Austausch. Und deshalb sucht sie nach Lösungen, um mit den Menschen im Land einen Dialog zu führen, der im Inhalt konstruktiv und im Ton anständig ist. Hate Speech hat keinen Platz." Das Ziel sei es, "den demokratischen Diskurs zu stärken".

Laut SRG-Info habe die Zusammenarbeit an dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt "Public Spaces Incubator" zum Ziel, "gemeinsame Erkenntnisse zu gewinnen und neue Lösungsansätze auszuloten". Diese sollen dazu beitragen, "dass der Online-Dialog mit der Bevölkerung fair, konstruktiv und frei von Hate Speech stattfindet".

Natürlich kommen einem zu diesen durchaus vielversprechend klingenden Ankündigungen gleich diverse Fragen in den Sinn. Eine davon ist sicherlich die nach einer Beteiligung der ARD. Es wäre kaum nachvollziehbar, wenn sich die großen öffentlich-rechtlichen Anbieter in Deutschland bei einer Initiative von derartiger Tragweite nicht zu einem konzertierten Vorgehen aufschwingen würden. Noch ist lediglich von einem "Forschungsprojekt" die Rede. Aber es steht außer Frage, dass die Pläne bei allen, die auf eine hassfreie Alternative zu Facebook, Twitter und Co. hoffen, große Hoffnungen schüren. Die Gebührenzahler werden genau hinsehen.