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Haribo schließt einziges Werk in Ostdeutschland

Der Goldbärenhersteller gibt das Werk in Sachsen mit 150 Mitarbeitern auf, weil es nicht mehr wirtschaftlich sei. Allerdings zieht der Umsatz hierzulande an.

Fruchtgummi- und Lakritzhersteller Haribo schließt sein Werk in Sachsen. Die Produktion bei Zwickau wird zum 31. Dezember eingestellt. Betroffen sind rund 150 Mitarbeiter. Der Standort in Wilkau-Haßlau erfülle nicht mehr die „Anforderungen an eine wirtschaftliche und effiziente Produktionsstruktur“, teilte das Familienunternehmen am Freitag mit. Dem Werk in Sachsen fehle die „erforderliche Flexibilität für ein breites und schnell anpassbares Produktportfolio“.

Zudem sei die Logistik sehr aufwendig. Das Haribo-Zentrallager im rheinland-pfälzischen Grafschaft liegt etwa 500 Kilometer entfernt. Der Süßwarenhersteller hat vor, seine Produktion in Deutschland an weniger Standorten, aber mit mehr Produktionsstraßen zu bündeln. Dadurch will Haribo seine marktführende Position im Fruchtgummi- und Lakritzmarkt weltweit ausbauen.

„Dafür benötigen wir mit Blick auf die sich rasch ändernden Marktanforderungen ein hochmodernes Produktionsnetzwerk und effiziente Lieferketten“, begründet Michael Molsberger, Geschäftsführer Produktion und Technik von Haribo Deutschland, die Pläne.

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Den betroffenen Mitarbeitern in Sachsen soll ein Wechsel in die anderen vier deutschen Werke nach Bonn, Grafschaft, Neuss oder Solingen angeboten werden. Haribo hatte nach der Wende den einstigen Volkseigenen Betrieb (VEB) Süßwarenfabrik Wesa übernommen. Hier wurden schon zu DDR-Zeiten Gummibärchen hergestellt und in den Westen geliefert.

„Wut und Tränen gab es auf der heutigen Betriebsversammlung“, berichtet Gewerkschaftssekretär Thomas Lißner von der NGG Dresden Chemnitz. Als 2018 die neue große Zentrale in Grafschaft bei Bonn eröffnet wurde, hätten sich Mitarbeiter bereits Sorgen gemacht. Doch waren ihnen bis Ende 2020 sichere Arbeitsplätze versprochen worden. Die Schließung kommt laut Lißner völlig überraschend. „Das ist für alle ein herber Schlag.“

Die Mitarbeiter und die NGG wollen um den Erhalt des Werkes kämpfen. Schließlich habe Haribo als Familienunternehmen auch eine gesellschaftliche Verantwortung - gerade im strukturschwachen Osten, so Lißner. Der Raum Zwickau sei von der Automobilkrise und Corona ohnehin wirtschaftlich sehr gebeutelt.

Goldbären in Coronazeiten beliebt

Der traditionsreiche Fruchtgummihersteller erholt sich gerade von schwachen Geschäften. 2018 musste Haribo im Heimatmarkt Deutschland einen herben Umsatzeinbruch von fast zehn Prozent verkraften. „Wir haben unsere Top-Produkte wie den Goldbären aus den Augen verloren“, sagte Deutschland-Chef Andreas Patz vor einem Jahr dem Handelsblatt. „Durch eine falsche strategische Ausrichtung haben wir hierzulande eine Delle bekommen, die korrigieren wir jetzt.“ Nach einer Software-Umstellung gab es zudem massive Lieferprobleme.

Der Umsatz hierzulande soll 2019 wieder gestiegen sein, um rund drei Prozent. Haribo hat einen Marktanteil von etwa 60 Prozent in Deutschland, der nächstgrößere Wettbewerber zehn Prozent. Das Geschäft mit Goldbären und Lakritz wuchs hierzulande in der Coronakrise leicht. Wettbewerber wie Katjes und Storck konnten aber noch mehr zulegen, berichtet die „Lebensmittelzeitung“. Derzeit liegt Haribo im Streit mit Lidl und Edeka über eine Preiserhöhung. Mehr als sieben Jahre hatte der Hersteller seine Preise nicht angehoben.

Haribo hat weltweit fast 7000 Mitarbeiter, davon etwa 3000 in Deutschland. Branchenkenner schätzen den Jahresumsatz des verschwiegenen Familienunternehmens, dessen Holding von Gründerenkel Hans Guido Riegel geleitet wird, auf mehr als drei Milliarden Euro. In diesem Jahr feiert Haribo sein 100-jähriges Jubiläum.