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Vom Lehrling zum CEO: Mit seinem Solar-Startup Neoom macht er Millionenumsätze

Der Österreicher Walter Kreisel hat mit Neoom ein Millionenunternehmen aufgebaut.
Der Österreicher Walter Kreisel hat mit Neoom ein Millionenunternehmen aufgebaut.

„Fuck Oil“ steht in großen, grellen Buchstaben an der Wand im Büro des Neoom-Gründers Walter Kreisel. „Ich bin aufgewachsen mit Schreckensnachrichten aus dem Iran, Irak und Kuwait. Und in den meisten Konflikten dort wurde um Öl gekämpft“, begründet der heute 44-jährige Österreicher die Fototapete. Mit seinem Solar-Startup Neoom will der CEO nun die Energiewende vorantreiben – und den Frieden, wie er sagt.

Er wäre allerdings kein Geschäftsmann, wenn es ihm nicht auch ums Geschäft gehen würde. Denn Geld verdient er mit grünem Strom auch. Heißt konkret: Kreisel verkauft selbstproduzierte Hardware wie Batteriespeicher und Ladestationen an Elektrobetriebe in der Dach-Region, die diese dann zusammen mit Photovoltaikanlagen installieren. Obendrein entwickelt Neoom Software, worüber Nutzer dieser Anlangen, ob Privathaushalte oder Unternehmen, die Stromversorgung im Gebäude managen und steuern können. Über das Programm könne beispielsweise nicht genutzter Strom in das Netz eingespeist und verkaufen werden. Zu den wohl bekanntesten Gewerbekunden des Startup gehört bislang Ikea, das eine Wiener Filiale mit den Neoom-Geräten ausgestattet hat.

25 Millionen Wachstumskapital

Drei Jahre nach der Gründung im Jahr 2014 sei Neoom erstmals profitabel gewesen, so Kreisel. 2022 hat das österreichische Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 55 Millionen Euro generiert. Eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr.

Aktuell zählt Neoom 200 Mitarbeiter. Um weiter zu wachsen, sammelte Kreisel Anfang Februar dieses Jahres im Rahmen einer Series-B-Finanzierungsrunde 25 Millionen Euro von Investoren ein. Angeführt wurde die von Summiteer, der Beteiligungsgesellschaft von Sven Schulz, Gründer der börsennotierten Batteriefirma Akasol, sowie ING Sustainable Investments. Business Angels waren die Gründer zweier Softwarefirmen, Alexander Kirchgasser (Has.to.be) sowie Jürgen Höller (spring.io). Und der Gründer Walter Kreisel selbst ist die Runde ebenfalls mitgegangen – er habe sich bislang an jeder Kapitalrunde beteiligt.

Vom Lehrling im elterlichen Handwerksbetrieb zum CEO

Kreisel, Jahrgang 79, kennt die Schwachstellen im Energiemarkt genau. Bereits mit 15 Jahren, direkt nach der neunten Klasse, startete er eine Lehre im Handwerksbetrieb seiner Eltern. Anschließend studierte der Lehrling BWL, ärgerte sich aber weiterhin darüber, dass die Ausstattung von Häusern mit Solarstrom so schleppend voranging. Dabei wurde die dezentrale Energiegewinnung zunehmend wichtig: „Die Netze, die vor 50 und 100 Jahren gebaut wurden, sind nicht ausgelegt auf den stetig steigenden Stromverbrauch von heute“, sagt Kreisel. Das Produzieren und Managen von Solarenergie einfach machen, von der Stromproduktion über die Speicherung, Verteilung und der Bezahlung – darin sah er seine Chance.

Enpal, 1Komma5, Metergrid: Von der Komplexität der Energiewende wollen auch andere profitieren

Doch nicht nur er. Der Markt rund um Solarenergie boomt. In manchen Bundesländern wie etwa Berlin und Baden-Württemberg gibt es sogar bereits eine PV-Dach-Pflicht für Neubauten. Davon wollen Energie-Startups wie zum Beispiel Enpal profitieren. Das deutsche Solar-Einhorn vermietet Solaranlagen und hat Anfang dieses Jahres in einer Series-D-Finanzierungsrunde 215 Millionen Euro eingesammelt. Enpal-Konkurrent 1Komma5, das Philipp Schröder, Ex-Deutschlandchef von Tesla, gegründet hat, will ebenfalls zum One-Stop-Anbieter rund um Installation und Instandhaltung von Solaranlagen, Stromspeichern, Ladeinfrastruktur und Wärmepumpen werden. Und auch andere Geschäftsmodelle, die mit Stromversorgung zu tun haben, entstehen. Metergrid hilft Vermietern von Mehrparteienhäusern zum Beispiel dabei, Sonnenstrom zu verteilen und abzurechnen.

Neooms Angebote unterscheiden sich von denen seiner deutschen Konkurrenten: Während die Angebote von Enpal und 1Komma5 auf direkt auf Privathaushalte abzielen, richtet Neoom sich an Installateurs-Betriebe.

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Das sind diejenigen, die die Energiewende technisch umsetzten – aktuell aber mit einem Mangel an Fachkräften zu kämpfen haben. Ein riesengroßes Problem, wie Kreisel findet. „Es braucht zigtausende Mitarbeiter, wenn wir bis 2040 klimaneutral werden wollen.“ Wie Enpal auch, bildet Kreisel deshalb Installateure und Anlagenplaner in einer eigenen Akademie aus. Zudem betreibt Neoom einen eigenen Innovationshub, um Ideen von Mitarbeitenden innerhalb des Unternehmens zu fördern – und sie bei eventuellen Ausgründungen fachlich und finanziell zu unterstützen. Das Ganze soll vor allen Dingen im neuen Hauptquartier des Unternehmens stattfinden, einem Neubau in der österreichischen Stadt Freistadt, der eigenen Angaben zufolge komplett energieautark sein soll. Die „Fuck Oil" Wandtapete muss da natürlich mit.