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„Ich handele lieber mit der freien Welt“

Natürlich ist der Name Trump allgegenwärtig an diesem Abend in Berlin. Amerikaner und Deutsche sind auf Einladung der Amerikanischen Handelskammer gekommen, um über die transatlantischen Beziehungen zu reden, Politiker und Unternehmer. Es ist ja nicht nur ein historisch-kulturelles Band, das die Länder verknüpft, es ist auch der intensive Handel zwischen den beiden großen Volkswirtschaften.

Die westlichen Werte gerieten überall auf der Welt unter Druck, ruft US-Botschafter John Emerson in seiner Eröffnungsrede in den Raum, eine ehemalige Lagerhalle im Berliner Westhafen, der mal der zweitgrößte deutsche Binnenhafen war. Der amerikanische Autobauer Ford hat hier bis 1931 produziert. Nach dem Krieg ging nach Westdeutschland. „Am besten geht es uns, wenn wir zusammenarbeiten“, sagt Emerson.

Natürlich muss da auch über die US-Wahl gesprochen werden. Zumal, wie Gabor Steingart, Herausgeber des Handelsblatts, zu Beginn der Debatte anmerkt, wenn eines der fünf deutschen Unternehmen, die hier für ihre Verdienste um die transatlantischen Beziehungen ausgezeichnet werden, fast so heißt wie Kandidat Donald Trump: Trumpf. Vor einigen Jahren sollen Anwälte des Immobilien-Milliardärs deshalb mit der Bitte bei Trumpf vorstellig gewesen sein, den Firmennamen zu ändern. Der schwäbische Konzern hat den Wunsch entschieden abgelehnt.

Nicola Leibinger-Kammüller, der Eigentümerin von Trumpf, bereitet etwas anderes mehr Sorge: Die Haltung der Deutschen gegenüber „unserem stärksten Verbündeten, den USA“. „Verwöhnt“, so nennt sie Landsleute, die gegen das Freihandelsabkommen TTIP demonstrieren, das sich Manager auf beiden Seiten des Atlantiks wünschen, das viele Mitbürger jedoch fürchten.

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Wayne Smith, BASF-Vorstand mit Sitz in Nordamerika, warnt: Es reiche nicht aus, langsam zusammenzuwachsen, „die Chinesen warten nicht auf uns“. Für Henkel-Chef Hans Van Bylen liegt der Grund für das angespannte Verhältnis im Erstarken des Populismus auf beiden Seiten. Er hoffe, dass sich die Lage nach den Wahlen in Amerika entspanne.

Stefan Sommer, CEO von Friedrichshafen, sieht noch keine Anzeichen für eine Abkühlung der Geschäftsbeziehungen mit den . Er schätzt Amerika nicht nur als Absatzmarkt: „Von den Technologien, die aus dem Silicon Valley nach Europa herüberkommen, profitieren wir alle“, sagt Sommer.

Steingart fragt, ob es für die deutschen Unternehmen eine Alternative zum Handelspartner USA gebe. China, zum Beispiel. Sie bevorzuge den Handel mit der freien Welt, erklärt Nicola Leibinger-Kammüller rundheraus. Sie wurde in den USA geboren, studierte Anglistik und verehrt William Faulkner.

Die anderen möchten sich nicht festlegen: Er folge seinen Kunden, sagt Henkel-Chef Van Bylen, und wenn die Industriekunden aus den USA abwanderten, würde er auch mit nach Asien ziehen. Jede Region habe ihre Vorteile, so formuliert es -Mann Wayne Smith.

Die in Berlin versammelten Unternehmen gehörten zu den größten Arbeitgebern in den USA, sagt Botschafter Emerson und versichert, die Obama-Regierung werde bis zum letzten Tag dafür arbeiten, TTIP zu einem Abschluss zu bringen. Wer ihr nachfolge, müsse das auch beherzigen.

Es sei klar, hatte zuvor auch Bernhard Mattes, Präsident der Amerikanischen Handelskammer, unterstrichen: „Unsere Volkswirtschaften sind abhängiger voneinander denn je. Wir sind stärker zusammen, als wenn wir getrennt sind.“

Es muss ein Kompromiss her, darüber sind sich die Unternehmer einig, aber er müsse für alle Seiten „gesichtswahrend“ sein, so Henkel-Chef Van Bylen. Der Belgier weiß, wovon er spricht: Er stammt aus einem Land, das zu klein ist, um ohne Partnerschaften zu existieren, aber divers genug, dass Sprache, Kultur und Religion die Menschen seit Jahrhunderten trennen. Die Wallonie, der wirtschaftlich schwächere, französisch-sprachige Teil Belgiens, boykottiert derzeit den Abschluss des europäisch-kanadischen Freihandelsabkommens Ceta.

Was die Deutschen von den Amerikanern lernen können? Für -Chef Stefan Sommer ist es der Geist aus dem Silicon Valley, die Risikobereitschaft der US-Investoren, aber auch der Mut der Arbeitnehmer, die den Gründern folgten.

Umgekehrt, findet der Amerikaner Wayne Smith, könnten seine Landsleute von der nachhaltiger orientierten deutschen Wirtschaft lernen. Und Nicola Leibinger-Kammüller bewundert den amerikanischen Optimismus: die Fähigkeit, positiv zu denken. Über andere und sich selbst.

KONTEXT

Ausgezeichnete Freunde

Der Preis

Der "Transatlantic Partnership Award" wurde am vergangenen Donnerstag zum 29. Mal von der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland verliehen. Er würdigt herausragende Verdienste um die transatlantische Partnerschaft. Zu früheren Preisträgern gehören unter anderem der in diesem Jahr verstorbene, ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher, aber auch Akteure aus der Kultur wie die Berliner Philharmoniker und ihr US-Pendant, die New York Philharmonic.

Die Unternehmen

In diesem Jahr hat die Jury unter Vorsitz von Kammerpräsident Bernhard Mattes fünf deutsche Unternehmen ausgezeichnet: BASF, BMW, Henkel, Trumpf und ZF Friedrichshafen. Sie gehörten zu den wichtigsten Investoren und Arbeitgebern in den USA, sagte Mattes. Sponsor Ulrich Reinholdt, Aufsichtsrat bei der Amerikanischen Handelskammer und Manager des US-Versicherers AIG, erinnerte daran, dass es Friedrich der Große war, der als erster europäischer Herrscher die jungen USA anerkannt hatte - in einem Handelsvertrag, der als liberalster seiner Zeit galt.

Die Serie

Das Handelsblatt hat die ausgezeichneten Unternehmen, ihr US-Geschäft und die Manager dahinter in einer fünfteiligen Serie vorgestellt: www.handelsblatt.com/tpa

www.handelsblatt.com/tpa