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Warum Höwedes Flick helfen kann

Warum Höwedes Flick helfen kann
Warum Höwedes Flick helfen kann

Etwas mehr als sieben Jahre ist es nun her, dass Deutschland mit einem falschen Linksverteidiger namens Benedikt Höwedes Weltmeister in Rio de Janeiro wurde.

Mit 33 Jahren wird der Ex-Profi, der vor einem Jahr seine Karriere beendete, nun Teammanager der Nationalmannschaft. Im Team des neuen Bundestrainers Hansi Flick wird er als “Bindeglied zwischen Management und Mannschaft”, agieren, erklärte Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff. “Er soll wichtige Impulse geben, an ihm können sich unsere jungen Spieler orientieren.”

Die Personalentscheidung ist überraschend. Höwedes ist jung für sein Amt und unerfahren. Und als einen herausragenden Spieler im DFB-Team dürften ihn die meisten Fußball-Fans auch nicht in Erinnerung haben. Kann er der Nationalmannschaft in ihrer Krise überhaupt helfen? Eine Spurensuche.

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Höwedes war kein begnadeter Techniker

Dass Höwedes sportlich oftmals belächelt wurde, das hatte mit seiner doch - bei allem Respekt - eher limitierten Technik zu tun. Am Ball war er als Innenverteidiger nicht immer sicher. Er war alles andere als ein defensiver Spielmacher, wie es heute gern gesehen ist. Eher ein Verteidiger der alten Schule.

Zweikampfstark, das war der in Haltern am See geborene Fußballer immer. Und ein Kämpfer vor dem Herrn. Er war ein Arbeiter und auch ein Leader, der bereits mit 23 Jahren zum ersten Mal die Kapitänsbinde seines langjährigen Klubs FC Schalke 04 überstreifte.

Über die Jugendteams seines Heimatortes Haltern und der SG Herten hatte er sich in die Akademie der Knappen gefightet. Dann entwickelte sich der durchsetzungsstarke Fußballer zu einem Publikumsliebling auf Schalke, der über die Jahre 335 Pflichtspiele für die Königsblauen absolvieren sollte.

Höwedes überrascht bei der WM 2014 viele Fußball-Fans

Als Joachim Löw den damals 26 Jahre alten Höwedes für die WM 2014 nominierte, da verstand trotzdem nicht jeder deutsche Fußball-Fan, was das denn nun sollte. Doch der Bundestrainer hatte einen Plan, den noch weniger kommen sahen.

Löw stellte Höwedes als linken Verteidiger auf. Alle sieben WM-Spieler absolvierte er auf dieser Position. Immer über die volle Distanz. “Keine schlechte Bilanz für einen eher rustikalen Fußballer, dem man einiges zutraute, etwa die Rolle des Prügelknaben, Unglücksraben, Gefahrenherds - aber sicher nicht sieben WM-Matches als Stammspieler hinten links, im Team mit dem modernsten Fußball”, schrieb die Züricher Zeitung nach dem Turnier treffend.

Höwedes gab Löw und dem DFB-Team das, was er hatte. Er warf sich in jeden Zweikampf, pushte seine Mitspieler und zermürbte die Gegner. Er spielte auch einige Fehlpässe und brachte sich selten gefährlich ins Offensivspiel ein. Doch Höwedes wusste schon immer, was er kann und was nicht. Eine nicht allzu oft gesehene Gabe unter den Profi-Fußballern.

“Es wird nicht meine Aufgabe sein, mit meinem starken linken Huf sensationelle Flanken zu schlagen”, sagte er in Brasilien. Und das dürfte Löw unterschreiben.

Höwedes kann mit den Stars der Szene

Meinungsstark war Höwedes über seine komplette Karriere hinweg. Er sagte, was ihm auf dem Herzen lag und stellte sich auch in unangenehmen und schwierigen Momenten und Zeiten. Vielleicht trug auch das zu dem Image bei, dass er nie einer der ganz großen Stars des deutschen Fußballs war.

Er war keiner, der die Fans mit Tricks, dem einen oder anderen Scherz über Social-Media-Kanäle oder einem blitzsauberen (und gleichzeitig oft nichtssagenden) Interview in seinen Bann zog. Die größten Starallüren erlaubte er sich noch rund um seine Haartransplantation. Die passt aber gar nicht so recht zu seinem Image.

Bei seinen Mitspielern genoss Höwedes hingegen immer einen guten Ruf - auch bei absoluten Welt-Stars. Rául war einer von ihnen. Der Spanier lernte Höwedes auf Schalke kennen und schätzen. Gleiches galt für die Stars des DFB-Teams.

Später wagte Höwedes den Schritt zu Juventus Turin. In seinem Jahr in Italien machte er verletzungsbedingt zwar nur drei Pflichtspiele, doch auch bei der alten Dame des italienischen Fußballs brachte er seine Leidenschaft ein.

Danach wagte Höwedes das letzte große Abenteuer in seiner Karriere, das ihn zu Lokomotive Moskau führte. In Russland wurde er zum Stammspieler und Leader - und bekam in der Champions League sogar so etwas wie ein Abschiedsspiel auf Schalke.

Höwedes in einem Lehrgang mit Kehl und Rolfes

Die letzten Jahre der Karriere des 44-maligen Nationalspielers waren ruhig, genau wie das Karriereende. Es wurde in Deutschland zur Kenntnis genommen - in etwa wie seine Nominierung für die WM 2014. Sein neuer Posten ist nun der große Knall, wie sein Stammplatz als linker Verteidiger.

Wer den Karriereweg von Höwedes nachzeichnet, der kann zu dem Schluss kommen, dass er dem DFB-Team eine große Hilfe sein kann. Er spricht die Sprache der Fußballer, ist noch nicht lange raus aus dem Geschäft.

Er kennt den einen oder anderen Spieler noch aus aktiven Zeiten und weiß, worauf es bei der Ansprache ankommt. Eloquent war Höwedes immer - und laut. Er war immer bodenständig, was für Flick bedeutsam zu sein scheint. Immerhin soll auch “der Tiger” Hermann Gerland das DFB-Team unterstützen.

Ein heller Kopf ist Höwedes auch. Derzeit absolviert er einen UEFA-Master-Studienkurs für Nationalspieler, der auch Simon Rolfes und Sebastian Kehl auf ihre derzeitigen Führungsjobs vorbereitet hat. Daher wird er auch “in einer Art Traineeprogramm die Management-Aufgaben rund um die Nationalmannschaft durchlaufen”, gab der DFB bekannt.

Höwedes wird Flick dabei helfen können, das Feuer in den Augen der Spieler zu entfachen und ihnen dabei zu helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Als Mario Götze 2014 das entscheidende Tor erzielte, hatte Höwedes “sofort Tränen in den Augen”, wie er einmal verriet. Sein Typ ist gefragt - in Zeiten, in denen dem DFB-Team manchmal das Herzblut und die Leidenschaft abgeschrieben wird.