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Höchster Tagesgewinn seit fünf Jahren für Banken

Endlich einmal erfreuliche Nachrichten von Europas Banken. Das gute Abschneiden von Emmanuel Macron sorgte zumindest einen Tag lang für ein regelrechtes Kursfeuerwerk. Die Frage ist: Was bleibt von der Euphorie?

Auf solche Zahlen mussten die leidgeprüften Aktionäre der europäischen Banken lange warten. Der Sieg des europafreundlichen Kandidaten Emmanuel Macron in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen bescherte den Geldhäusern am Montag zumindest zwischenzeitlich den höchsten Tagesgewinn seit fünf Jahren.

Der Index für die Banken der Euro-Zone schnellte um bis zu 7,2 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 134,53 Punkten. Neben französischen Geldhäusern wie Société Générale oder BNP Paribas waren vor allem die krisengeplagten italienischen Institute gefragt. Banken aus diesen beiden Ländern verbuchten teilweise zweistellige prozentuale Kursgewinne.

Der Grund für die Rally liegt auf der Hand: pure Erleichterung. Denn im Moment gehen die meisten Experten davon aus, dass sich Macron nach seinem guten Abschneiden am vergangenen Sonntag auch in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen gegen die Rechte Marine le Pen durchsetzt. Die europakritische Politikerin hat für den Fall ihres Sieges bereits eine schnelle Abstimmung über den Austritt Frankreichs aus der EU und dem Euro angekündigt. Die Gefahr des „Frexits“ lastete wie Blei auf den Kursen der Banken, die wie kaum eine andere Branche von der politischen Stabilität in Europa und vor allem von der Integrität der Eurozone abhängen.

Mit dem Linksaußen Jean-Luc Mélenchon war noch ein zweiter Europafeind in die erste Runde der Präsidentschaftswahlen gegangen. Dagegen hatte sich der Kandidat der Konservativen François Fillon durch einen Skandal selbst disqualifiziert, und der Kandidat der Sozialisten Benoît Hamon war durch die miserablen Popularitätswerte des bisherigen Präsidenten François Hollande ebenfalls von Anfang an chancenlos. In dieser Konstellation war der linksliberale ehemalige Banker Macron und seine neue Partei En Marche! der klare Favorit der Märkte.

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Die entscheidende Frage lautet jetzt, was bleibt von der Euphorie, wenn die erste Erleichterung über das zumindest vorläufige politische Happy-End in Frankreich verflogen ist.


Nicht nur politische Risiken

Die Analysten des Investmenthauses Kepler Cheuvreux sehen abgesehen von der Politik noch ein paar andere Gründe, die für die Geldbranche sprechen und die reichen um die Banken von „neutral“ auf „übergewichten“ hochzustufen. Die Experten machen Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung in Europa und steigende Inflationserwartungen aus, die wiederum zu einem Anstieg der ultraniedrigen Zinsen führen könnten.

Die erste Runde der Frankreich-Wahl stimmt auch Goldman Sachs positiver für europäische Finanzwerte. Die Analysten sehen vor allem die Aktien deutscher, französischer und italienischer Banken als Profiteure. Zu den „Key Calls“ der US-Bank zählen unter anderem BNP Paribas, die am Montag um über acht Prozent zulegten und die italienische Unicredit, die sogar elf Prozent gewannen. Spitzenreiter im deutschen Leitindex Dax waren die Aktien der Commerzbank, die mit einem Plus von über acht Prozent auf den höchsten Stand seit Anfang 2016 nach oben schnellten.

Die Deutsche Bank verbuchte ebenfalls Kursgewinne von knapp acht Prozent. Dabei profitierte das größte heimische Geldhaus auch von einer Empfehlung der australischen Bank Macquarie, die die Papiere von „Underperform“ auf „Outperform“ hochstufte und als neues Kursziel 17,50 Euro ausgab. Am Montag Nachmittag lag der Kurs bei 16,78 Euro.

Bei aller Euphorie sollten die Anleger allerdings nicht vergessen, dass es nicht nur die politischen Risiken sind, die Europas Banken an den Börsen bislang ausgebremst haben. Die Branche schiebt noch immer einen gigantischen Berg von knapp einer Billion Euro an faulen Krediten vor sich her. Zwar trifft dieses Problem vor allem Länder wie Portugal und Italien, aber auch die beiden deutschen Großbanken stecken noch immer mitten in der Sanierung. Die Branche hat gleich mit drei Herausforderungen zu kämpfen: Die Altlasten der Finanzkrise sind noch lange nicht beseitigt, die strengere Regulierung untergräbt die alten Geschäftsmodelle, und die Digitalisierung wird für einen Strukturwandel sorgen.

Erst vor kurzem beklagte Europas oberste Bankenaufseherin Danièle Nouy im Interview mit dem Handelsblatt die Zwickmühle, in der die Geldhäuser stecken: Die Kosten sind viel zu hoch, die Einnahmen viel zu niedrig und in der Folge lässt die Profitabilität viele Wünsche offen. Nouy glaubt, dass sich die Probleme nicht ohne eine Bereinigung des deutlich überbesetzten Bankenmarkts in Europa lösen lassen. Aber bis die in Gang kommt, dürfte es noch eine ganze Weile dauern.

Das heißt aber, dass selbst bei einem endgültigen Wahlsieg von Macron in Frankreich längst nicht alle Probleme der Banken gelöst sind. Die Auflösung der politischen Risiken ist zwar eine notwendige Bedingung für eine nachhaltige Erholung der Geldhäuser, aber noch lange keine hinreichende.

KONTEXT

Meilensteine des Dax

1. Juli 1988

Der Dax wird aus der Taufe gehoben. Basis der Berechnung ist der 30. Dezember 1987 mit einem Wert von 1.000 Punkten.

18. November 1996

Bei der Privatisierung der Deutschen Telekom wird die T-Aktie als Volksaktie vermarktet. Das Interesse der Öffentlichkeit am Dax nimmt dramatisch zu.

7. März 2000

Der Dax erreicht ein Rekordhoch von 8136,16 Punkten. Händler begründen die Euphorie mit Fusionsfieber. Ein geplanter Zusammenschluss der Deutschen mit der Dresdner Bank scheitert aber. Die Dresdner Bank geht an die Allianz, die sie im Mai 2009 an die Commerzbank weiterreicht.

12. März 2000

Auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie wird die Chip-Tochter von Siemens, Infineon, zu einem Emissionspreis von 35 Euro an den Anleger gebracht. Die Platzierung ist 33fach überzeichnet. Beim Börsendebüt am nächsten Tag erreicht die Aktie in der Spitze knapp 85 Euro. Heute notieren die Infineon-Titel bei 6,60 Euro. Danach beginnt eine langjährige Abwärtsbewegung, die von den Anschlägen in New York und Washington am 11. September 2001 verschärft wird.

12. März 2003

Der Dax rutscht unter 2200 Punkte und notiert damit so tief wie zuletzt im November 1995. Im Laufe des Jahres dreht er. Mit der Erholung der Weltwirtschaft in den Folgejahren wächst auch das Vertrauen in die Gewinnentwicklung der Unternehmen wieder.

13. Juli 2007

Mit 8.152 Zählern setzt der Dax einen neuen Meilenstein. Trotz erster Bankenpleiten und Notoperationen der EZB am Geldmarkt hält sich der Dax zu Beginn des Krisenjahres 2008 über 8000 Zählern. Doch ab dann geht es bergab.

21. Januar 2008

Der Absturz des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate leitet die Talfahrt des Dax ein. Am 21. Januar fällt der Index um mehr als 500 Zähler oder sieben Prozent auf 6790 Punkte.

9. März 2009

Die Krise der Banken hat Tribut gefordert: Mit 3588 Punkten erreicht der Dax zeitweise den niedrigsten Stand seit Oktober 2003. Doch es gibt Hoffnung. Denn nur wenige Tage später wirft die Fed die Notenpresse an. Von nun an geht es bergauf.

25. Oktober 2013

Der Dax schafft zum ersten Mal in seiner Geschichte den Sprung über die Marke von 9000 Punkten.

5. Juni 2014

Erstmals in seiner Historie ist der Dax fünfstellig. Um 14:33 Uhr knackt der deutsche Leitindex die magische Marke und steigt bis auf 10.014 Punkte .

22. Januar 2015

EZB-Präsident Mario Draghi beschließt ein Anleihekaufprogramm im Stile der Federal Reserve. Die Zentralbank wird bis September 2016 Staats- und Unternehmensanleihen im Wert von 60 Millionen Euro aufkaufen. Insgesamt sollen so 1,14 Billionen in die Märkte gespült werden. Der Dax springt nach nervösen Pendelbewegungen auf ein Rekordhoch von 10.454 Punkten. In den folgenden Tagen hält die Hausse an.

13.Februar 2015

Ein Mix aus guten Konjunkturnachrichten und die lockere Hand der EZB hatten den Dax am Freitag, den 13. Februar 2015, das erste Mal in seiner Geschichte über die 11.000-Punkte-Marke springen lassen. Damit sollte die Rekordjagd aber gerade erst beginnen...

10. April 2015

Und weiter geht die Rekordjagd. Der Dax kletterte zwischenzeitlich am 10. April zeitweise auf 12.390 Punkte. Seit Jahresbeginn hat der Index mehr als 25 Prozent zugelegt.

16.März 2015

Bereits wenige Wochen nach der Eroberung der 11.000-Punkte steht ein weiterer Meilenstein der Dax-Geschichte auf der Börsen-Agenda. Der Leitindex klettert zum ersten Mal über 12.000 Punkte. Weder der Konflikt in der Ostukraine noch der sich immer weiter zuspitzende Schuldenstreit scheinen die Börsenteilnehmer groß zu stören. Sie kaufen Aktien und befeuern die Hausse.

10. April 2015

Der Dax erreicht sein Allzeithoch: 12.390,75 Zähler.

24. April 2017

Nach dem Erfolg des europafreundlichen Politikers Emmanuel Macron bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich knackt der Dax eine neue Rekordmarke. Der deutsche Leitindex springt kurz nach Handelseröffnung um 2,9 Prozent auf ein Hoch von 12.399,91 Punkten. Im Lauf des Tages erreicht der Dax sogar den Rekordstand von 12.456 Punkten - ein Plus von ganzen 3,4 Prozent und 407 Punkte über dem Handelsschluss des vergangenen Freitags.

KONTEXT

Der Deutsche Aktienindex

Deutschlands 1. Börsenliga

Der Deutsche Aktienindex Dax bildet die Entwicklung der 30 führenden und umsatzstärksten börsennotierten heimischen Unternehmen ab, gewissermaßen Deutschlands 1. Börsenliga. Eingeführt wurde der Dax am 1. Juli 1988 mit einem Stand von 1000 Punkten. Sein erster Schlusskurs: 1163,52 Punkte.

Sekündliche Neuberechnung

Der Index-Stand wird von der Deutschen Börse über das elektronische Xetra-System sekündlich neu berechnet. Grundlage dafür ist eine Formel des Ökonomen Ernst Louis Á‰tienne Laspeyres aus dem Jahr 1871, nach der Aktien in einem Index unterschiedlich gewichtet werden.

Auf- und Abstieg

Ändern sich das Gewicht einzelner Werte, kann ein Unternehmen aus dem Dax ab- und ein anderes aufsteigen - ähnlich wie in der Fußball-Bundesliga. Maßgeblich dafür sind zwei Ranglisten: Eine für die Marktkapitalisierung (Börsenwert) der frei handelbaren Papiere und eine für den Umsatz der Aktien an der Börse.

57 Titel in 28 Jahren

In seiner fast 30-jährigen Geschichte hat der deutsche Leitindex viele Unternehmen kommen und gehen sehen - etwa Nixdorf Computer, Kaufhof, Mannesmann, Degussa, Hoechst, Hypo Real Estate und Dresdner Bank. In den inzwischen 28 Jahren waren 57 verschiedene Titel gelistet.

Die Urgesteine

15 Gesellschaften sind seit dem Dax-Start ununterbrochen im Aktienindex gelistet: Allianz, BASF, Bayer, BMW, Commerzbank, Daimler (vorher als Daimler-Benz), Deutsche Bank, Deutsche Lufthansa, Eon (vorher Veba und Viag, die sich im Juni 2006 zu Eon zusammenschlossen), Henkel, Linde, RWE, Siemens, ThyssenKrupp (früher als Thyssen) und Volkswagen. Mit Continental ist heute ein weiteres Gründungsmitglied vertreten - allerdings war der Autozulieferer zwischenzeitlich zweimal ausgeschieden und wieder aufgenommen worden.