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„Dass die Hälfte der Amerikaner diesen Menschen wählt, lässt tief blicken“

Der Trigema-Chef Wolfgang Grupp hält Donald Trump für einen gescheiterten, verantwortungslosen und skrupellosen Unternehmer. Dass Trump in den USA dennoch so viel Zuspruch bekommt, ist für ihn ein Alarmsignal.

Wolfgang Grupp, Chef des Bekleidungsherstellers Trigema, kann die Trump-Fans in den USA nicht verstehen. Foto: dpa
Wolfgang Grupp, Chef des Bekleidungsherstellers Trigema, kann die Trump-Fans in den USA nicht verstehen. Foto: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Grupp, die USA-Wahl ist vorbei. Was denken Sie?
Wolfgang Grupp: Ich bin erstaunt, dass es so knapp wird für Joe Biden. Ich dachte, er würde einigermaßen klar gewinnen. Die Entscheidung der Amerikaner, bei der letzten Wahl Trump zu wählen und ihm auch dieses Mal so viele Stimmen zu geben, vertieft meine Skepsis gegenüber den USA. Trump zeigte schon als Unternehmer keine Verantwortung, lässt sich nach mehreren Pleiten immer noch als Milliardär feiern und wird dafür mit dem höchsten Amt belohnt. Also ich sage Ihnen: Mit diesem Land stimmt etwas nicht. Trump hat in guten Jahren kassiert und in schlechten Jahren die Verluste auf die Gläubiger und die Gesellschaft abgewälzt. Man benutzt den anderen, solange man ihn braucht, und dann schmeißt man ihn weg. Wenn dies ein Vorbild sein soll, wenn die Wähler ausgerechnet ihm den Auftrag geben, die USA zu führen, dann will ich mit diesem Land lieber nichts zu tun haben. Sie könnten mir viel Geld bieten, ich würde geschäftlich nie nach Amerika gehen.

Sie waren früher schon kein großer Amerika-Fan.
Das stimmt. Unabhängig von der Wahl habe ich immer gesagt, dass ich unsere Regierung nicht verstehe, wenn sie den USA immer nachläuft. Wir nehmen die Amerikaner ernst und können sie auch als Partner betrachten, wenn es um gemeinsame Interessen geht. Aber es gibt auch andere mögliche Partner, ob das etwa die Chinesen sind oder auch die Russen. Jeder hat uns vielleicht Dinge anzubieten und ich würde mit ihnen genauso zusammenarbeiten, wie mit den Amerikanern.

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Nun ja, die USA waren bislang als Rechtsstaat vielleicht doch ein seriöserer und besserer Partner als China oder Russland.
Warum müssen wir anderen Ländern immer sagen, wie sie sein sollen, ihnen vorhalten, dass sie anders ticken als unser Land. Ich sage Ihnen auch nicht, wie sie Ihre Kinder erziehen sollen. Entscheidend ist, dass Ihre Kinder zufrieden sind. Wenn die Russen mit ihrem Präsidenten überwiegend zufrieden sind, dann ist es ihr gutes Recht ihn zu wählen. Die Amerikaner haben sich auch einiges erlaubt. Sie haben etliche Kriege angezettelt, die aus meiner Sicht völlig unnötig waren. Und die Amerikaner wollen immer, dass Europa schwach bleibt und dass wir nicht Beziehungen mit Russland eingehen. Selbstverständlich gibt Amerika mehr für die Verteidigung aus, wovon auch wir profitieren. Aber wenn wir einen anderen Umgang mit China und Russland haben, dann brauchen wir nicht so hohe Ausgaben für Verteidigung. Russland ist viel zu vernünftig, um mit uns einen Krieg anzufangen. Ich bin der Meinung, dass wir die Amerikaner achten sollten, aber ihnen nicht immer nachlaufen. Spätestens diese Wahl sollte uns ermutigen, unseren eigenen Weg zu suchen und zu gehen.

Donald Trump wurde tausendfach der Lüge überführt. Er hat die wichtigste Aufgabe in seiner Amtszeit, die Corona-Pandemie, falsch gemanagt. Er verhöhnt ständig Menschen - Frauen, Ausländer, Schwarze, Soldaten. Er pfeift auf wissenschaftliche Fakten. Wäre er als Mitarbeiter für ein Unternehmen tragbar?
Wohl kaum. Also ich hätte keine Verwendung für einen solchen Selbstdarsteller. Als Unternehmer war er weder erfolgreich noch verantwortungsbewusst. Auch seine Art, wie er sich gibt, wie er öffentlich auftritt, das entlarvt ihn auf der ganzen Linie als Egoist und Angeber erster Kategorie. Er ist kein Mensch mit Format und schon gar kein Präsident mit Format. Er denkt nur an sich und er hat keine Skrupel für den eigenen Vorteil alles, also wirklich alles, zu tun. Dass die Hälfte der Amerikaner diesen Menschen wählen, lässt tief blicken. Ich fürchte, er wird von vielen Leuten unterstützt, die nicht in der Lage sind, ihn zu durchschauen. Er verspricht ihnen hier und da ein paar Dollar und schon stimmen sie für ihn. Wenn ich einem Mitarbeiter das Gehalt aufbessere, wird seine Kritik an mir womöglich auch schnell verstummen.

Mehr zum Thema: Viele Beobachter haben erwartet, dass Trump bei der US-Wahl schlecht abschneiden würde. Der Grund für diese Fehleinschätzung ist simpel.