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„Eine gute Regierung ist auch ein guter Schuldner“

Fondsmanager Thierry Larose von Degroof Petercam erklärt im Interview, warum stabile, demokratische Regierungen wichtig für seinen Investmentansatz sind. Und warum er Staatsanleihen aus Tansania kauft und keine aus China.

FundResearch: Herr Larose, Sie investieren mit Ihrem Fonds Petercam L Bonds Emerging Markets Sustainable in Staatsanleihen aus Schwellenländern. Das Ganze unter Kriterien sozialer Verantwortung (SRI - Socially Responsible Investment). Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) klingt nach hochgesteckten Zielen. Was können Anleger von Ihnen als Fondsmanager erwarten?

Thierry Larose: Anspruchsvolle SRI-Kriterien anzulegen und solide Renditen erzielen zu wollen, ist kein Widerspruch. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit ist gut für die Wirtschaft. Das haben viele Studien bereits belegt. Und es gilt nicht nur für Investments in westlichen Industriestaaten, sondern natürlich auch für Schwellenländern-Investments. Die Zahlen überzeugen. Der MSCI Emerging Markets SRI Index entwickelt sich besser als der MSCI Emerging Markets Index.

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FundResearch: Dass sich Aktien von Firmen, die nachhaltig wirtschaften, gut entwickeln, ist nachvollziehbar. Sie investieren aber in Staatsanleihen aus den Emerging Markets. Warum bietet soziale Verantwortung auch im Anleihenmarkt einen Investmentvorteil?

Thierry Larose: Die Erfahrung zeigt uns, dass sich die Wirtschaft eines Landes umso besser entwickelt, je stabiler und transparenter die Demokratie dort ist. Das hat natürlich Implikationen auf die Entwicklungsfähigkeit und damit auch die Bonität eines Landes als Schuldner.

FundResearch: Ein Land wie beispielsweise China ist nicht gerade für Demokratie und Transparenz bekannt, hat sich aber wirtschaftlich in den vergangenen Jahren beeindruckend entwickelt. Sind chinesische Staatsanleihen nicht interessant für Sie?

Thierry Larose: China steht trotz der zurückliegenden wirtschaftlichen Erfolge nicht auf unserer Liste von Ländern, deren Staatsanleihen wir kaufen.

FundResearch: Warum nicht?

Thierry Larose: Wenn ein Land nicht demokratisch regiert wird, sind bestimmte Entwicklungsschritte einfach nicht möglich. Es ist jetzt bereits spürbar, dass China in einigen Bereichen an seine Grenzen stößt. Das wirtschaftliche Potenzial wäre da, diese Grenzen zu überwinden, das gesellschaftlich politische Umfeld bremst China jedoch auf Dauer aus. Zentralismus und starre Strukturen bergen immer die Gefahr von Willkür und Korruption. Das ist für die Wirtschaft eines Landes niemals förderlich. Das gilt natürlich nicht nur für China.

FundResearch: Wie entscheiden Sie, welche Länder auf Ihrer Investment-Liste landen und welche nicht?

Thierry Larose: Unser Research-Team (NYSE: TISI - Nachrichten) legt über die infrage kommenden Schwellenländer einen SRI-Filter, der verschiedene Bereiche mit unterschiedlicher Gewichtung bewertet. Ökologie, Bildung, Gesundheit und Ökonomie machen zusammen zwei Drittel der Bewertung aus. Der wichtigste Bereich ist Transparenz und Demokratie. Darunter verstehen wir unter anderem solche wichtigen Faktoren wie Pressefreiheit, Grad der Korruption oder natürlich auch Bürgerrechte. Am Ende unterteilen wir die Staaten in vier Gruppen. In Staatsanleihen des oberen Viertels können wir bedenkenlos investieren. Das untere Viertel kann mit höchsten zehn Prozent im Portfolio gewichtet werden. Staaten, die autoritär oder nicht frei sind, werden vom Anlageuniversum ausgeschlossen.

FundResearch: Polen und Ungarn stehen in Ihrem Ranking unter den Top fünf. Auch die Türkei gehört zum ersten Viertel in Ihrem Ranking. Wie bewerten Sie unter SRI-Gesichtspunkten die Entwicklung in diesen Staaten?

Thierry Larose: Dass diese drei Länder in unserer Wertung weit oben stehen, hat auch damit zu tun, dass wir Dreijahresbetrachtungen machen. 50 Prozent der Bewertung kommen aus den sogenannten Trend-Kriterien. Wir verfolgen die Entwicklung in Polen, Ungarn und in der Türkei aufmerksam. Eine Aufweichung demokratischer Grundrechte kann über die Zeit zu einer Abwertung in unserem Ranking führen. Aber eben nicht sofort. Unabhängig von der Nachhaltigkeitsanalyse kann eine Veränderung der demokratischen Strukturen auch Einfluss auf die fundamentale Finanzanalyse haben, da solche Prozesse Unsicherheit bedeuten und Investoren abschrecken.

FundResearch: Spielt das Thema Währungen in Ihrem Investmentansatz eine Rolle?

Thierry Larose: Eine sehr große sogar. Wo es möglich ist, investieren wir in Staatsanleihen, die in der Lokalwährung emittiert wurden. Die Performance unseres Fonds ergibt sich aus der Mischung aus Kupon und Währungsentwicklung.

FundResearch: Ist das gerade bei kleineren Schwellenländern nicht ein großes Risiko?

Thierry Larose: Nein. Im Gegenteil. Lokale Zentralbanken können keine US-Dollars drucken. Das sehen wir durchaus als Vorteil bei Ländern, die unsere SRI-Kriterien erfüllen. Aber natürlich gibt es auch Staaten, die gar keine Staatsanleihen in Landeswährung ausgeben oder deren Lokalmarkt für ausländische Investoren nicht zugänglich ist. Tansania zum Beispiel. Da greifen wir auch schon mal zu einer US-Dollar-Anleihe.

FundResearch: Der Markt für Staatsanleihen aus Tansania ist vermutlich eng. Wie sehr achten sie auf die Handelbarkeit einer Staatsanleihe?

Thierry Larose: Die Liquidität muss schon da sein. Aber wir fischen als mittelgroßer Player gerne unterhalb des Radars der großen US-Westküstenhäuser.

FundResearch: Was finden Sie dort, was die Großen verschmähen?

Thierry Larose: Die Größenordnungen, in denen JP Morgan oder Goldman Sachs Geld in Staatsanleihen investieren, können bei einem kleinen Land schnell dazu führen, dass ein Investor (London: 0NC5.L - Nachrichten) plötzlich 50 Prozent der Staatsschulden hält. Der Anleger könnte diese Anleihen de facto nicht mehr verkaufen. Deshalb gibt es eine Reihe von Staaten, die von den Großen der Branche ignoriert werden – die aber attraktive Anleihen herausbringen, die für uns interessant sind.

FundResearch: Wie finden Sie solche Perlen?

Thierry Larose: Wir nutzen unser Knowhow. Unser Rentenfonds ist zwar erst seit drei Jahren auf dem Markt. Aber wir haben mit dem Thema Schwellenländer schon seit der Jahrtausendwende Erfahrung, ebenso wie mit Hochzinsanleihen. Unser aktuelles Research fußt also auf einer Expertise, die wir über die Jahre aufgebaut haben. Dazu gehören auch viele persönliche Kontakte, Reisen und auch mal ein Kamingespräch am Rande einer Konferenz. Unter vier Augen erfährt man oft mehr als beim Blick auf den Monitor in Brüssel. Gerade bei Schwellenländer-Investments ist das sehr viel wert. Dies macht sich auch in der Wertentwicklung bezahlt, Morningstar (NasdaqGS: MORN - Nachrichten) hat uns nach drei Jahren fünf Sterne gegeben.

(MvA)