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Großevents im Zeichen des Terrors

Nach dem Anschlag von Manchester rücken beim Finale von „Germany’s Next Topmodel“ die Sicherheitsvorkehrungen in den Vordergrund. Auch die Veranstalter von Kirchentag und „Rock am Ring“ bessern nach.

Vier junge Frauen stehen am Donnerstagabend im Finale der Casting-Sendung „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM): Céline, Serlina, Leticia und Romina kämpfen um einen Titel, von dem sie sich die Eintrittskarte in die internationale Modelwelt erhoffen. Doch egal, welche der Schönheiten Jurychefin Heidi Klum am Ende des Abends erwählen wird, eines ist gewiss: Tausende begeisterte und kreischende Fans werden die Oberhausener Arena bevölkern, in der die reichweitenstarke Sendung für den Privatsender Pro Sieben produziert wird. Ein Großereignis, das gerade beim jüngeren Publikum gut ankommt.

Die Sicherheitsvorkehrungen in Oberhausen laufen bereits auf Hochtouren. Erst vor wenigen Tagen hat der Anschlag in Manchester, bei dem ein Attentäter am Ende eines Konzertes der US-Sängerin Ariana Grande 22 Menschen tötete und mehr als 60 weitere Menschen verletzte, die Menschen aufgerüttelt. Die Frage, die viele Menschen umtreibt, lautet: Wie sicher sind heutzutage Großveranstaltungen noch?

Die Verantwortlichen der Königs-Pilsener-Arena in Oberhausen haben deshalb ihre Sicherheitsvorkehrungen eingehend überprüft. Man sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass die seit langer Zeit geplanten Maßnahmen ausreichend seien, sagt Florian Wels, Sprecher der Oberhausener Arena. Rucksäcke und größere Taschen seien beispielsweise nicht erlaubt. Außerdem gäbe es sehr genau Einlasskontrollen.

Bereits vor zwei Jahren kam es bei dem Finale von GNTM zu einem Zwischenfall. Damals musste die Live-Übertragung der Model-Show wegen einer Bombendrohung vorzeitig beendet werden. Noch während der Sendung wurde deshalb die Mannheimer SAP-Arena evakuiert. Letztlich stellte es sich jedoch als Fehlalarm heraus. Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich zwei Jahre zuvor: 2013 stürmten Aktivisten der Gruppe „Femen“ die Live-Sendung.

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Mit der beginnenden Sommersaison stehen neben dem GNTM-Finale noch zahlreiche weitere Großveranstaltungen an. Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, der diese Woche in Berlin begonnen hat, wird als Gast neben Bundeskanzlerin Angela Merkel der ehemalige US-Präsident Barack Obama erwartet. Gleichzeitig findet im Berliner Olympiastadion auch noch das DFB-Pokalfinale statt.

Die Veranstalter des Kirchentages teilten auf Anfrage mit, die konkrete Sicherheitslage habe sich nach dem Anschlag von Manchester nicht wesentlich geändert. Man stehe bereits seit anderthalb Jahren im ständigen Austausch mit den Behörden. Die Berliner Polizei hat angekündigt, auf der Veranstaltung am Wochenende mit rund 2000 Polizisten pro Tag Präsenz zeigen. Ein Anschlag, wie der in Manchester, sei jedoch „keine völlig neue Gefahr“, meint Thomas Neuendorf, stellvertretender Leiter der Pressestelle der Berliner Polizei. Deshalb hätte das Sicherheitskonzept nicht überarbeitet werden müssen.

„Eine 100-prozentige Sicherheit kann es aber nicht geben“, sagte Neuendorf weiter, „dann hat man keinen freien Staat mehr.“ Eine Reaktion auf die allgemein erhöhte Terrorgefahr gibt es aber doch: Erstmals bei einem Kirchentag gibt es Taschenkontrollen vor den Eröffnungsgottesdiensten. Deshalb sollten Besucher möglichst keine großen Taschen mitnehmen, damit sich keine langen Schlangen an den Einlässen bilden. Außerdem wird das Gelände mit Videokameras überwacht.

Änderungen am Sicherheitskonzept kündigten hingegen die Verantwortlichen von „Rock am Ring“ an. Der Konzert- und Festivalveranstalter „Live Nation“ teilte mit, man werde „bereits bestehenden Maßnahmen zum Schutz unserer Veranstaltungen angesichts der latenten Bedrohung in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden und der Polizei weiter anpassen“. Festivalbesucher werden daher gebeten, auf möglichst alle größeren Behältnisse zu verzichten. Zudem seien intensive Körperkontrollen geplant. Mehr als 90.000 Besucher werden im Juni für das Festival auf dem Nürburgring erwartet.

KONTEXT

Vereitelte und verübte islamistische Anschläge in Deutschland

April 2002

Die Polizei nimmt Anhänger der zum Al-Kaida-Netzwerk zählenden Terrorgruppe Al-Tawhid fest. Die Männer planten Angriffe auf das jüdische Gemeindezentrum in Berlin und jüdische Gaststätten in Düsseldorf. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht verurteilt sie zu mehrjährigen Gefängnisstrafen.

Quelle: dpa / Stand: 20.12.2016

Juli 2006

Im Kölner Hauptbahnhof platzieren zwei Männer in Koffern versteckte Sprengsätze in Regionalzügen nach Hamm und Koblenz. Die Zeitzünder-Bomben explodieren jedoch nicht. Im Dezember 2008 wird einer der "Kofferbomber von Köln" zu lebenslanger Haft verurteilt.

September 2007

Die islamistische "Sauerland-Gruppe" wird gefasst. 2010 werden die vier Mitglieder wegen geplanter Terroranschläge auf Diskotheken, Flughäfen und US-Einrichtungen in Deutschland zu bis zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.

März 2011

Ein junger Kosovo-Albaner erschießt auf dem Flughafen Frankfurt/Main zwei US-Soldaten und verletzt zwei weitere schwer. Der Mann gilt als extremistischer Einzeltäter. 2012 wird er zu lebenslanger Haft verurteilt.

April 2011

Ermittler nehmen in Düsseldorf drei mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder fest, die einen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant hatten. Im Dezember 2011 wird in Bochum ein viertes mutmaßliches Mitglied der "Düsseldorfer Zelle" gefasst. Die vier Männer werden Ende 2014 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

März 2013

Die Polizei fasst vier Verdächtige aus der Bonner Islamisten-Szene, die einen Anschlag auf den Chef der rechtsextremen Splitterpartei "Pro NRW" geplant haben sollen. Der Kopf der Gruppe soll zudem im Dezember 2012 einen Sprengsatz im Bonner Bahnhof deponiert haben. Der Prozess in Düsseldorf dauert an.

Februar 2016

Die Polizei kommt einer mutmaßlichen Terrorzelle auf die Schliche und schlägt zeitgleich in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu. Die vier verdächtigen Algerier sollen einen Anschlag in Berlin geplant haben. Der sei jedoch im Frühstadium durchkreuzt worden, heißt es.

Februar 2016

Bei einer Kontrolle am Hauptbahnhof Hannover verletzt eine 15 Jahre alte Deutsch-Marokkanerin einen Bundespolizisten lebensgefährlich mit einem Messer. Laut Bundesanwaltschaft war die Attacke eine "Märtyreroperation" für den IS. Seit Oktober muss sich das Mädchen vor dem Oberlandesgericht in Celle für die Tat verantworten.

April 2016

Nach einer indischen Hochzeit verüben zwei junge mutmaßliche Salafisten aus Gelsenkirchen einen Bombenanschlag auf ein Gebetshaus der Sikhs in Essen. Drei Menschen werden verletzt. Der Prozess gegen die beiden Verdächtigen und einen Komplizen begann im Dezember in Essen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem versuchten Mord vor.

Juni 2016

Spezialkräfte der Polizei nehmen drei mutmaßliche IS-Anhänger in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Brandenburg fest. Sie sollen einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt geplant haben.

Juli 2016

Ein 17-Jähriger geht - mit Axt und Messer bewaffnet - in einer Regionalbahn bei Würzburg auf Fahrgäste los. Fünf Menschen werden verletzt. Polizisten erschießen den Attentäter, der sich in einem Video als Kämpfer des IS bezeichnete. Er kam als Flüchtling nach Deutschland und gab sich als Afghane aus.

Juli 2016

Im bayerischen Ansbach sprengt sich ein 27-Jähriger auf einem Platz vor einem Musikfestival in die Luft, 15 Menschen werden verletzt. Der syrische Flüchtling stand nach einer mehrfach verlängerten Duldung kurz vor einer Abschiebung nach Bulgarien. Er war wiederholt in psychiatrischer Behandlung. Der IS beansprucht den Anschlag für sich.

September 2016

In Schleswig-Holstein nehmen Sicherheitskräfte drei Syrer wegen Terrorverdachts fest. Die Bundesanwaltschaft wirft den Männern im Alter zwischen 17, 18 und 26 Jahren vor, im Auftrag des IS nach Deutschland gekommen zu sein, "um entweder einen bereits erhaltenen Auftrag auszuführen oder sich für weitere Instruktionen bereitzuhalten". Konkrete Aufträge gab es nach bisherigen Ermittlungen nicht, das Trio sitzt in Untersuchungshaft.

Oktober 2016

Der Syrer Dschaber al-Bakr wird in Sachsen festgenommen. Er soll einen Anschlag auf einen Berliner Flughafen geplant haben. Der 22-Jährige erhängt sich in seiner Zelle.

Oktober 2016

Die Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen einen seit März in Untersuchungshaft sitzenden 19-jährigen Syrer. Er soll Anschlagsziele für den IS in Berlin ausgekundschaftet haben.

November, Dezember 2016

Ein Zwölfjähriger steht im Verdacht, einen Anschlagsversuch auf einen Weihnachtsmarkt verübt zu haben. Der Junge hatte möglicherweise Kontakt zu radikalen Islamisten. Er soll laut Magazin "Focus" zunächst am 26. November versucht haben, ein mit Sprengpulver gefülltes Konservenglas auf dem Weihnachtsmarkt zu zünden. Am 5. Dezember soll er es dann in einer Tasche in einem Gebüsch nahe dem Rathaus deponiert haben, wo es entdeckt wurde. Die Bundesanwaltschaft ermittelt.

Dezember 2016

Kurz vor Weihnachten rast der 24-Jährige Tunesier Anis Amri mit einem Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin. Zwölf Menschen starben, 55 wurden verletzt. Vier Tage nach dem Anschlag hatten ihn italienische Polizisten nahe Mailand erschossen, nachdem er bei einer Personenkontrolle das Feuer auf die Beamten eröffnet hatte. In Deutschland hat der Anschlag eine Debatte über schärfere Gesetze und mehr Videoüberwachung auf Plätzen und Straßen ausgelöst. Amri galt als "Gefährder", dem ein Anschlag zugetraut wurde, verschwand aber vom Radar der Behörden. Recherchen des WDR ergaben, dass er im Ruhrgebiet gut vernetzt war und ein Dutzend Moscheen besucht hatte.

Ebenfalls im Dezember erhebt die Staatsanwaltschaft Köln Anklage gegen einen 16 Jahre alten syrischen Kriegsflüchtling. Der im September festgenommene Jugendliche soll einen Anschlag geplant haben. Er soll von einem Chatpartner im Ausland mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Anleitungen zum Bombenbau erhalten haben.