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Die großen Vermögensverwalter versagen beim Klimaschutz

Nur wenige Vermögensverwalter engagieren sich stark im Klimaschutz. Dabei zeigen Untersuchungen, dass Themen wie Umweltschutz zunehmend die Aktienkurse beeinflussen.

Blackrock, der größte Asset Manager der Welt, schneidet in seinen Klimabemühungen schlecht ab. Foto: dpa
Blackrock, der größte Asset Manager der Welt, schneidet in seinen Klimabemühungen schlecht ab. Foto: dpa

Die 15 weltgrößten Vermögensverwalter versagen bei dem Ziel, den Umbau der Industrieunternehmen voranzutreiben. Nach der Analyse des Thinktanks Influence Map in Großbritannien erfordert das Erreichen der im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Vorgaben ein stärkeres Engagement. Der Temperaturanstieg soll weltweit auf unter zwei Grad begrenzt werden.

Lediglich die Allianz, Legal & General und UBS engagierten sich stark und dauerhaft in Unternehmen, damit diese ihr Geschäftsmodell klimafreundlicher ausrichteten. Sie betrieben zudem Lobbying in der Politik, um die Pariser Ziele zu erreichen. Die Asset Manager von Axa und Credit Agricole lägen nicht weit von der Spitzengruppe entfernt.

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Dagegen schneiden die großen US-Vermögensverwalter Blackrock, Vanguard und State Street schlecht ab, wenn es um das Vorantreiben von Verhaltensänderungen rund um Klimamodelle gehe. Influence Map versucht mit seiner erstmalig veröffentlichten Studie, einen Maßstab aufzubauen, der über das Engagement der Vermögensverwalter beim Klimawandel in den Unternehmen Aufschluss gibt.

Seit im November 2016 das Pariser Klimaabkommen in Kraft getreten ist, das den globalen Temperaturanstieg begrenzen will, hat sich einiges getan. Der Beitrag der Europäischen Union zum Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Treibhausgasemissionen bis 2030 schrittweise um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren. Deswegen hat die Bundesregierung ein Klimaschutzpaket auf den Weg gebracht, das den Ausstoß von CO2 bepreist.

Dabei kommt den großen Asset Managern weltweit eine wichtige Rolle zu. Gerade Spieler wie Blackrock und Vanguard sowie State Street, die Billionen an Geldern verwalten, können hier viel bewegen. Sie halten viele Aktien und besitzen enge Beziehungen zu großen Unternehmen.

Erhebliche Bedeutung für Aktienkurse

Der Chef des größten globalen Asset Managers Blackrock, Larry Fink, wendet sich etwa im Frühjahr jedes Jahres an die Vorstandschefs der wichtigsten Konzerne weltweit, gibt Denkanstöße und stellt Forderungen an die Manager auf. Mit der Kraft von rund 6,5 Billionen Dollar an verwaltetem Vermögen hat sein Wort Gewicht bei der Elite in den Unternehmen. Fink und seine Kollegen besitzen angesichts ihres Aktienengagements in einzelnen Konzernen von teilweise fünf Prozent und mehr einen großen Hebel, um Veränderungen in den Firmen voranzutreiben.

Insgesamt haben die 15 größten Asset Manager laut Influence Map 37 Billionen Dollar angesammelt, was einem Fünftel des weltweit an den Kapitalmärkten vorhandenen Geldes entspricht. Nach der Untersuchung der britischen Denkfabrik stehen deren Investments in bestimmten Branchen im Konflikt mit den Zielen des Klimaschutzes und dem schnellen Umbau in eine Wirtschaft, die wenig CO2 ausstößt.

Thomas O’Neill, Chef-Researcher von Influence Map betont: „Wenn globale Asset Manager die Pariser Vereinbarung unterstützen wollen und gleichzeitig in Autofirmen, der Energiebranche sowie Industrien mit fossilen Energien investiert bleiben möchten, müssen sie sich mit den Unternehmen auseinandersetzen, um den Wechsel in Karbon-Technologien mit einem niedrigeren Ausstoß zu beschleunigen.“ Außerdem sollten sie sicherstellen, dass ihre Lobbyaktivitäten in der Politik die Klimaziele unterstützten.

Dabei haben neue Untersuchungen gezeigt, dass Themen wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und gute Unternehmensführung (ESG) erheblichen Einfluss auf die Aktienkurse haben. Eine Studie der Deutschen Bank hat gezeigt, dass schon kleine Nachrichten eines Unternehmens über mehr Nachhaltigkeit im Klimabereich einen Unterschied ausmachen können.

Positive Presseberichte und Ankündigungen führen demnach auf Sicht von zwölf Monaten im Schnitt zu einer um 1,4 Prozentpunkte besseren Kursentwicklung gegenüber dem MSCI World Stock Index, der alle wichtigen Aktien weltweit berücksichtigt. Das entspricht einem Plus von 20 Prozent gegenüber dem Index. Am deutlichsten reagieren nach den Worten von Ulrich Stephan, des Chef-Anlagestrategen für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, die Branchen Technologie, Gebrauchsgüter und Gesundheit.

Engagement in „braunen Technologien“

Als Nachweis für das Klimaengagement führt Influence Map das Abstimmungsverhalten bei Aktionärsanträgen an, die die Pariser Ziele in Hauptversammlungen unterstützen sollen. „Blackrock und Capital Group stimmen in 90 Prozent der Abstimmungen im Jahr 2018 gegen derartige Resolutionen“, lautet ein Ergebnis der Untersuchung.

Finance Map hat insgesamt 50.000 Fonds analysiert, die von 150 Finanzgruppen gemanagt werden, und 8,2 Billionen Dollar an Investments gefunden, die in Schlüsselindustrien für den Klimawandel liegen. Dazu zählen die Experten die Branchen Öl und Gas, Kohleförderung, Automobile und Energieerzeugung.

Die Denkfabrik identifizierte 850 klimasensible Firmen, die von den Asset Managern gehalten werden, untersuchten deren Produktionspläne und verglichen sie mit dem Umbau in Richtung Technologien, die weniger CO2 ausstoßen und damit helfen, die Klimaziele zu erreichen. Dabei kam heraus, dass die Aktienportfolios der Top 15 Vermögensverwalter zwischen minus 16 bis minus 21 Prozent stark davon abwichen. Sie seien zu stark in den sogenannten „braunen Technologien“ engagiert und zu schwach in den grünen.

Als ein Beispiel für den dringend benötigten Umbau nennt Influence Map die Autoindustrie. Sie habe 2018 insgesamt 96 Millionen Fahrzeuge produziert, davon waren 1,4 Prozent Elektroautos. Die Experten erwarten bis zum Jahr 2024 eine Produktion von 101 Millionen Fahrzeugen, von denen dann 4,2 Millionen oder 4,2 Prozent elektrisch angetrieben würden. Nötig seien aber mindestens 9,2 Millionen Elektroautos, um die Klimaziele zu erreichen.

Der Einfluss Greta Thunbergs

Dass sich mit Blick auf die Zukunft einiges bewegt, zeigt eine Umfrage des Fondsverwalters Octopus Investments unter 100 Pensionsfonds, Versicherungen, Staatsfonds und Stiftungen. Dieser hat herausgefunden, dass die Asset Manager 15,6 Prozent ihrer Engagements in Kohle, Gas sowie Öl in den nächsten zehn Jahren umschichten wollen.

Das ist ein gewichtiges Wort, denn die Geldsammelstellen verwalten zusammen knapp sechs Billionen Dollar. Das Ergebnis zeigt trotz des ernüchternden Ergebnisses der Untersuchung von Influence Map den Einfluss der jungen Umweltaktivistin Greta Thunberg und der Protestbewegung Extinction Rebellion, die global Großinvestoren zum Handeln drängen.

Das stärkere Bewusstsein der Investoren hilft beim Umbau der Industrie, zeigt sich Matt Setchell, Co-Head von Octopus Renewables, überzeugt. Etwa 44 Prozent der befragten Investoren hätten im Lauf des vergangenen Jahres über eine Neuausrichtung ihrer Anlageportfolios wegen des steigenden Klima-Aktivismus nachgedacht.

Setchell spricht von einem Schritt in die richtige Richtung: „Über die nächsten zehn Jahre planen die Befragten, weltweit 920 Milliarden Dollar aus den fossilen Energieträgern Kohle, Gas und Öl abzuziehen.“ Das verdreifache fast den geplanten Abzug von Kapital im nächsten Jahr. Drei Viertel der Gelder sollen in Anlagen gesteckt werden, die erneuerbare Energien berücksichtigen, betont Octopus.

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