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Der große Run auf Super Mario

Märkte irren manchmal, aber lügen nicht. Und geht es nach den Aktienkursen, hat der japanische Videospielehersteller Nintendo Apple bei der Präsentation der neuen iPhone-7-Modelle ganz klar die Schau gestohlen. Kaum hatte -Chef Tim Cook angekündigt, dass Nintendos Dauerbrenner , begann ein Run auf -Aktien.

Zuerst ging der Kurs von in den gelisteten Nintendo-Papieren durch die Decke. Am Donnerstagmorgen setzte sich der Boom dann im Heimatland des Unternehmens fort. Kurz nach Börsenbeginn in Japan stieg der Aktienkurs um 15 Prozent auf mehr als 28.000 Yen und ließ danach nur etwas nach.

Der simple Grund: Der Erfolg des mobilen Spiels „Pokémon Go“ hat den Anlegern schon einen Vorgeschmack darauf gegeben, was Nintendo mit Smartphone-Spielen winkt. „Nintendo wird jährlich Milliarden US-Dollar Umsatz mit mobilen Spielen machen“, ist der Videospielexperte Serkan Toto in Tokio überzeugt.

Mehr als 500 Millionen Mal wurde „Pokémon Go“ nach dem Start im Sommer bereits heruntergeladen, allerdings ohne großen Einfluss auf die Nintendo-Bilanz. Denn Pokémon Go wurde nicht von Nintendo selbst, sondern der Firma Niantic lanciert, an der Nintendo lediglich Anteile hält.

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Als dies den Aktionären klar wurde, brach die Nachfrage kurz ein, die Nintendos Aktie auf über 30.000 Yen getrieben hatte. Doch bei „Super Mario Run“ könnte der Aufwind länger anhalten. Denn bei diesem Spiel sammelt Nintendo selbst die Goldmünzen ein. Schließlich wurde das Spiel von Nintendo selbst entwickelt.

Dies wurde auch auf dem Apple-Event deutlich. Tim Cook holte als Gaststar keinen geringeren als Mario-Vater Shigeru Miyamoto auf die Bühne. Der stellte dann das Spiel vor, das Super Mario zum Zeitvertreib für digitale Smartphone-Nomaden machen soll. „Erstmals kann man Mario mit einer Hand spielen“, so die Gaming-Legende. So könne man das Spiel in der U-Bahn spielen. Oder beim Essen eines Hamburgers, „oder eines Apfels“, witzelte der Japaner in Anspielung auf das Markenzeichen von Apple, einem angebissenen Apfel.

Dazu haben die Japaner das Spiel deutlich simplifiziert. In der Smartphone-Version, die wahrscheinlich später auch für Android kommen wird, rennt Super Mario automatisch. Der Spieler muss ihn dann nur durch Fingerdruck rechtzeitig so springen lassen, dass der knollennasige Sympathieträger der Japaner möglichst viele Schätze einsammeln kann.


Totgesagte leben länger

Die Jubelstimmung des Marktes ist ein postumer Applaus für den verstorbenen Nintendo-Chef Satoru Iwata. Das Unternehmen litt in den vergangenen Jahren darunter, dass die Gelegenheitsspieler von Konsolen zu Smartphones flüchteten. Doch jahrelang sperrte sich das Unternehmen gegen den Trend und setzt weiterhin darauf, Spiele nur auf eigenen Konsolen anzubieten. Erst kurz vor seinem Tod gelang es dann Iwata, intern den Kulturbruch durchzusetzen und Nintendos Spiele wie von Analysten gefordert auch auf Handys zu bringen.

Dazu verbündete sich Iwata mit Japans mobilem Spieleentwickler Dena, um dessen Erfahrung mit Online-Spielen und vor allem deren Monetarisierung in die eigenen Spiele einfließen zu lassen. Denas Aktie sprang am Donnerstagmorgen ebenfalls um mehr als zehn Prozent in die Höhe.

Dabei ist noch offen, wieviel Geld vor allem mit „Super Mario Run“ einnehmen wird. Der Download und ein Grundniveau werden kostenlos sein. Danach kann man mit In-App-Käufen mehr Inhalte kaufen.

Wie aggressiv Nintendo es mit den In-App-Verkäufen halten wird, dürfte das Interesse von Eltern wie Anlegern wecken. Denn die wirklich profitablen mobilen Spiele arbeiten damit, den meist jugendlichen Nutzern durch den Verkauf von neuen Funktionen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nintendo könnte daher eine weniger aggressive Variante wählen.

Allerdings winkt der Bilanz auf einem weiteren Weg zusätzlicher Umsatz: Der Erfolg von „Pokémon Go“ auf den Smartphones scheint auch den Verkauf von Nintendos portablem Spielgerät 3DS moderat anzukurbeln, meint Junko Yamamura von der japanischen Investmentbank Nomura.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wäre das schon eine kleine Überraschung. Nintendo selbst hatte sich zwar immer wieder zum Konsolengeschäft bekannt. Aber einige Experten hatten geunkt, dass der Vorstoß in die Welt der Smartphones möglicherweise den langsamen Tod der Konsolen einläuten würde. Aber wie Sony am Mittwoch in New York mit der Vorstellung seiner neuen Spielekonsolen Playstation 4 Pro und Slim klarmachte, sind die Totgesagten noch quicklebendig.

Die Anleger werden daher mit großem Interesse darauf schauen, wie sich ab November der Start der Spiele „Pokémon Sun“ und „Pokémon Moon“ auf Nintendos Hardwareverkäufe auswirken werden. Denn im kommenden Jahr soll auch Nintendos neue Spielekonsole NX auf den Markt kommen. Und für die Zukunft der Konsole ist wichtig, dass sie als erfolgreicher wahrgenommen wird als Nintendos bisherige Heimkonsole Wii U. Deren Absatz hatte die Anleger an der Zukunft von Nintendo zweifeln lassen.

KONTEXT

Apples iPhone: Vom Pionier zum Kassenschlager

Das erste iPhone

Für das Jahr 2007 waren der große Touchscreen ganz ohne Tastatur und die Bedienung per Finger ein radikales Konzept, das die Smartphone-Revolution entscheidend anschob. Dabei verzichtete Apple bei der ersten Version sogar auf den schnellen UMTS-Datenfunk.

iPhone 3G

Ein iPhone 2 gab es nie - stattdessen kam im Sommer 2008 das iPhone 3G, was auf die Unterstützung des 3G-Standards UMTS hinwies. Das Aluminium-Gehäuse wurde durch eine Plastik-Schale ersetzt. Mit dem App Store öffnete Apple die Plattform für Programme verschiedener Entwickler.

iPhone 3GS

Mit dem Modell des Jahres 2009 führte Apple sein "Tick-Tock"-Prinzip ein, bei dem die iPhones alle zwei Jahre radikal erneuert werden und es zwischendurch ein "S"-Modell im unveränderten Design, aber mit aufgerüstetem Innenleben gibt. Das 3GS bekam eine bessere Kamera und einen schnelleren Chip.

iPhone 4

Das letzte Modell, das Gründer Steve Jobs noch selbst vorstellte. Das kantige Design des iPhone 4 mit einer gläsernen Rückwand war 2010 aufsehenerregend, zugleich häuften sich zunächst Berichte über Empfangsprobleme mit der Antenne am Außenrand.

iPhone 4S

Apple ließ sich 15 Monate Zeit bis Oktober 2011 mit einer Aktualisierung. Zu den Neuerungen gehörte neben technischen Verbesserungen die Sprachassistentin Siri.

iPhone 5

Während die Smartphones der Wettbewerber immer größer wurden, erweiterte Apple 2012 zunächst vorsichtig die Bildschirm-Diagonale von 3,5 auf 4 Zoll. Zugleich wurde das Gerät deutlich dünner gemacht und bekam wieder eine Aluminium-Hülle.

iPhone 5S

Die wichtigste Neuerung im Herbst 2013 war der Fingerabdruck-Sensor zum Entsperren der Telefone. Zudem entwickelte Apple unter anderem die Kamera weiter.

iPhone 6

Erstmals entschied sich Apple 2014 für zwei neue Modelle mit deutlich größeren Bildschirmen mit Diagonalen von 4,7 und 5,5 Zoll. Der Schritt löste einen Absatzsprung aus, Apple kam monatelang der Nachfrage nicht hinterher. Die Geräte wurden abermals dünner.

iPhone 6S

Gleiches Gehäuse, bessere Technik - das reichte im Weihnachtsquartal 2015 knapp für den nächsten Absatzrekord von knapp 74,8 Millionen verkauften iPhones.

iPhone 7

Zum ersten Mal geht Apple ins dritte Jahr mit einem weitgehend unveränderten äußeren Design. Doch der Großkonzern verzichtete unter anderem auf die klassische Ohrhörer-Buchse zugunsten des digitalen "Lightning"-Anschlusses.

KONTEXT

Pokémon GO: Kleine Kampf-Monster erobern die Welt

Das Spiel

"Pokémon", kurz für "Pocket Monster", tragen seltsame Namen wie Pikachu, Traumato oder Magnetilo, kämpfen gern gegeneinander und haben eine gewaltige weltweite Fangemeinde.

1. Wieso scheint die ganze Welt auf einmal nach "Pokémon" verrückt zu sein?

Es ist das erste Mal, dass man "Pokémon" auf dem Smartphone spielen kann. Der japanische Spiele-Anbieter Nintendo brachte die beliebten Figuren bisher nur in Games für die hauseigenen Konsolen heraus. Inzwischen jedoch wechseln immer mehr Spieler auf Smartphones und Nintendo konnte diesen Trend nicht mehr ignorieren.

2. Was sind "Pokémon" überhaupt und worum geht es bei dem Spiel?

"Pokémon" ist eine Wortbildung aus "Pocket Monster" - Taschenmonster. Zum ersten Mal tauchten sie 1996 in einem Spiel in Japan auf. Die "Pokémon" sind darauf versessen, gegeneinander zu kämpfen. Der Spieler fängt sie als "Pokémon-Trainer" mit Hilfe weiß-roter Bälle ein und bildet sie aus. Im "Pokémon"-Universum gibt es mehr als 700 Figuren. Die beliebteste dürfte "Pikachu" sein - ein kleines gelbes Monster mit einem Schwanz in der Form eines Blitzes. Neben den Videospielen blüht ein gewaltiges Geschäft mit Sammelkarten und allen möglichen anderen Fanartikeln von Plüschfiguren bis Brotdosen.

3. Was ist das besondere an dem Smartphone-Game?

Im Grunde geht es auch hier darum, "Pokémon" zu fangen und dann gegeneinander antreten zu lassen. Der Clou ist jedoch die Standort-Erkennung (GPS) auf dem Smartphone. Die "Pokémon" verstecken sich an verschiedenen Orten - und ein Spieler sieht sie nur, wenn er in der Nähe ist. Dann werden die Figuren auf dem Display des Telefons in die echte Umgebung eingeblendet ("Augmented Reality"). In den USA, Neuseeland und Australien sammelten sich schon große Menschenmengen an Orten mit populären "Pokémon" an. Die kleinen Monster reagieren auf die virtuelle Umgebung: So tauchen Wasser-Pokémon besonders häufig in der Nähe von Flüssen oder Seen auf.

6. Wer steckt hinter dem Spiel?

Es wurde gemeinsam entwickelt von der Nintendo-Beteiligung Pokémon Company und der ehemaligen Google-Tochter Niantic Labs. Letztere hatte unter dem Dach des Internet-Konzerns das ebenfalls auf Ortungsdaten basierte Spiel "Ingress" programmiert. In ihm kämpfen zwei Lager um virtuelle Portale, die an verschiedenen Orten platziert wurden.