Werbung
Deutsche Märkte schließen in 54 Minuten
  • DAX

    18.110,66
    -26,99 (-0,15%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.997,43
    -10,74 (-0,21%)
     
  • Dow Jones 30

    38.460,05
    -43,64 (-0,11%)
     
  • Gold

    2.335,10
    -7,00 (-0,30%)
     
  • EUR/USD

    1,0695
    -0,0009 (-0,09%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.885,93
    -1.849,13 (-2,95%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.426,59
    +2,49 (+0,18%)
     
  • Öl (Brent)

    82,95
    -0,41 (-0,49%)
     
  • MDAX

    26.435,44
    -189,58 (-0,71%)
     
  • TecDAX

    3.306,71
    +19,80 (+0,60%)
     
  • SDAX

    14.243,34
    -16,37 (-0,11%)
     
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • FTSE 100

    8.046,91
    +2,10 (+0,03%)
     
  • CAC 40

    8.100,24
    -5,54 (-0,07%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.769,83
    +73,20 (+0,47%)
     

Große Mehrheit der Verbraucher befürwortet Wettbewerb zwischen RWE, Eon und Co.

Die Hoffnung von einst auf niedrigere Preise und Wahlfreiheit im Stromsektor ist passé. Strom wird immer teurer, der Markt immer kleiner.

Strom vom Staat – das können sich die meisten heute gar nicht mehr vorstellen. Dabei ist die Liberalisierung des Strommarktes noch gar nicht so lange her. 1998 wurde sie eingeführt. Lieber ein freier Wettbewerb in der Hoffnung auf sinkende Preise, dachte sich die Bundesregierung damals. Zwanzig Jahre später kostet die Kilowattstunde so viel wie noch nie, und der Markt wird hauptsächlich von den großen Anbietern dominiert.

Verbraucher finden die Entscheidung für freie Wirtschaft und gegen staatliche Kontrolle trotzdem richtig. Fast 80 Prozent gaben bei einer Umfrage des Energieversorgers lekker Energie an, dass sie von der Wahlfreiheit auf dem Strommarkt profitiert haben. Die Umfrage liegt dem Handelsblatt vor. Viele glauben sogar, dass die Preise ohne die Marktliberalisierung noch mehr gestiegen wären.

Seit der Einführung des freien Wettbewerbs auf dem Strommarkt sind die Kosten für private Haushalte, ausgehend von dem Durchschnittsverbrauch eines Drei-Personen-Haushalts (3500 kWh pro Jahr), um mehr als 70 Prozent gestiegen. 28 Cent pro Kilowattstunde Strom wurden im vergangenen Jahr laut Verivox-Verbraucherpreisindex durchschnittlich abgebucht. 2018 soll es sogar noch mehr werden.

Trotzdem glaubt auch die Verbraucherschutzzentrale, dass die Preise ohne den freien Wettbewerb heute noch höher wären. „Wo ein Markt geöffnet wird, findet immer eine Regulierung der Preise statt“, sagt Julia Buchweitz, Energieexpertin von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Aber woher kommen dann die hohen Preise?

WERBUNG

Die Hälfte aller Befragten meint, dass das vor allem mit Steuern und Abgaben zu tun hat. Zwanzig Prozent glauben sogar, dass der Preisanstieg hauptsächlich auf die Energiewende zurückzuführen ist.

Und damit haben sie nicht ganz unrecht. Der Strompreis setzt sich maßgeblich aus vier Teilen zusammen: Energiebeschaffung, Netzentgelte, Abgaben und Steuern. Über die Hälfte der rund 28 Cent besteht aus Abgaben und Steuern. Die Umlage für das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) und die Netzentgelte machen dabei den größten Teil aus.

Aber auch die Energieversorger können den Preis beeinflussen. Und die geben trotz sinkender Kosten die Entlastungen in der Regel nicht an ihre Kunden weiter. Hier rät Verbraucherschützerin Buchweitz, möglichst oft den Stromanbieter zu wechseln. Damit könne man ebenfalls in gewisser Weise auf den Preis einwirken. „Denn wenn sich der Markt nicht viel bewegt, bewegen sich auch die Preise nicht“, erklärt Buchweitz.

Laut der aktuellen Umfrage von lekker Energie haben aber über 30 Prozent der Verbraucher ihren Anbieter noch nie freiwillig gewechselt. Ein Drittel nur ein bis zweimal. Das muss sich laut Buchweitz ändern. Am besten man schaue sich immer auf mehreren Vergleichsportalen um, und gehe auch gleich bei lokalen und regionalen Anbietern vorbei.

Im Grundsatz findet aber auch die Verbraucherzentrale, dass die Öffnung des Strommarktes hin zu einem freien Wettbewerb die richtige Entscheidung war. In Folge dessen war zwar zunächst ein Monopol der vier großen Stromanbieter RWE, Eon, EnBW und Vattenfall entstanden, aber mittlerweile haben sich auch viele kleine Anbieter auf dem Markt behaupten können. Deswegen würde auch der Mega-Deal zwischen RWE und Eon die Preise nicht zwangsweise nach oben treiben, sagt Buchweitz.

Die beiden Energieversorger hatten vor kurzem bekannt gegeben, dass Eon sich zukünftig nur noch auf die Bereiche Vertrieb und Netze konzentriert, während RWE sich der Stromerzeugung widmen will – sei es konventionell oder im Bereich der Erneuerbaren. Die RWE-Tochter Innogy soll in dem Prozess zwischen den beiden Großkonzernen aufgeteilt werden.

„Der Kunde hat heute ja deutlich mehr Anbieter zur Auswahl, als diese beiden Unternehmen“, sagt Buchweitz. Deswegen bleibe abzuwarten, ob die Neuausrichtung von RWE und Eon den Markt überhaupt beeinflussen werde.

Wie es aussieht, wenn der Strompreis staatlich festgelegt ist, lässt sich in Ländern wie Südkorea und China beobachten. Hier besteht kein liberalisierter Strommarkt oder transparenter Handel, stattdessen werden Preise meist durch staatliche Institutionen festgelegt. Das kann zwar für Korruption und Ineffizienz anfällig machen, andererseits bezahlt jeder dasselbe und muss sich nicht bei unzähligen Anbietern um den günstigsten Tarif bemühen.

Die Deutschen scheinen aber auch nach zwanzig Jahren zufrieden mit ihrem System. Lieber selbst entscheiden, als einen staatlich festgelegten Preis bezahlen.