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Das große Banken-Sterben

Über kaum ein Thema wird in der Finanzbranche so häufig und leidenschaftlich debattiert wie über Konsolidierung. Und die meisten Experten sind sich einig, dass mehr Zusammenschlüsse der schwächelnden europäischen Finanzbranche guttun würden. „Konsolidierung ist absolut notwendig“, findet etwa Daniele Nouy, die oberste Bankenaufseherin der Europäischen Zentralbank (EZB). „Und je schneller sie kommt, desto besser.“

Der Trend der Konsolidierung in Europa und gerade in Deutschland müsse sich beschleunigen, fordert auch Deutsche-Bank-Chef John Cryan. „Denn Banken sind heute von Technologie getrieben und in vielen Bereichen ein reines Skalengeschäft“, betont der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größtem Geldhaus. „Auf Dauer können nur Banken mit einer gewissen Größe bestehen, zumindest im Geschäft mit Privat- und kleinen Geschäftskunden.“

Die aktuellen Zahlen der EZB dürften Cryan somit gefallen. Denn die Zahl der Banken in der Euro-Zone ist seit der Finanzkrise 2008 um ein Viertel gesunken – auf 5073 Institute Ende vergangenen Jahres. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von sieben Prozent. „Der Rationalisierungsprozess in der Bankenlandschaft der Euro-Zone hat sich 2016 fortgesetzt“, fassen die Autoren der Studie zusammen. Verantwortlich dafür sei unter anderem der Druck, Banken umzubauen und die Kosten zu begrenzen.

Laut den EZB-Daten ging die Zahl der Banken von 2015 auf 2016 in allen Ländern der Euro-Zone zurück. In absoluten Zahlen sei der Rückgang in den Niederlanden (minus 112), in Deutschland (minus 71) und in Österreich (minus 64) am größten gewesen. Auf längere Sicht habe es in den Niederlanden sowie in Griechenland, Zypern und Spanien die stärksten Einschnitte gegeben.

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Deutschland ist mit 1702 Banken nach wie vor einsame Spitze in der Euro-Zone. Mit weitem Abstand folgen Österreich (614), Italien (610) und Frankreich (480). Prozentual ist die Zahl der Banken in Deutschland weniger stark gesunken als in den meisten anderen Ländern. Seit 2008 betrug der Rückgang in der Bundesrepublik 14 Prozent, von 2015 auf 2016 lediglich vier Prozent.

Kleine Fusionen statt großer Deals

Grundsätzlich ist die sinkende Zahl der Banken in der Euro-Zone nicht auf große Übernahmen zurückzuführen. Stattdessen gibt es neben einigen Bankschließungen vor allem Zusammenschlüsse innerhalb großer Bankengruppen. In Deutschland ist dabei der genossenschaftliche Finanzsektor mit den Volks- und Raiffeisenbanken der treibende Faktor. Alleine dort gab es im vergangenen Jahr 49 Fusionen. Die Zahl der Genossenschaftsbanken fiel in der Folge erstmals unter die Marke von 1.000 – auf 972 Institute.

Bei zahlreichen Bankern aus dem Sektor kommt diese Entwicklung nicht gut an. Die Stimmung bei vielen Volks- und Raiffeisenbanken sei schlecht, klagte Uwe Fröhlich, der Präsident des Branchenverbands BVR, im vergangenen Jahr. Grund seien die steigenden Belastungen durch regulatorische Vorgaben und die Niedrigzinspolitik der EZB. Immer mehr kleine Institute seien deshalb überfordert und müssten mit benachbarten Banken fusionieren. „Ein erfolgreiches Genossenschaftsbankenmodell wird zu Strukturreformen getrieben“, klagt Fröhlich. „Das ist ein Konsolidierungsprozess, der nicht ohne Schmerzen abläuft.“

Bis es zu großen, grenzüberschreitenden Bankfusionen kommt, wie sie EZB-Chefaufseherin Nouy vorschweben, dürfte es dagegen noch einige Zeit dauern. Die italienische Großbank Unicredit und andere Geldhäuser haben zuletzt zwar grundsätzliches Interesse an der Commerzbank signalisiert. Viele Finanzmanager und Bankenaufseher sind jedoch der Ansicht, dass es derartige Deals nicht vor 2019 geben wird. Denn fast alle Großbanken in der Euro-Zone sind derzeit noch gut damit beschäftigt, intern ihre Hausaufgaben zu erledigen.

KONTEXT

Welche Bankengruppen am profitabelsten sind

Eigenkapitalrentabilität

Wie profitabel ein Unternehmen arbeitet, zeigt sich unter anderem am Verhältnis von Gewinn zum eingesetzten Eigenkapital. Seit der Finanzkrise müssen Banken aufgrund schärferer Auflagen durch die Aufsichtsbehörden deutlich mehr Eigenkapital vorhalten: Seit 2007 erhöhte sich das Eigenkapital deutscher Banken um 46 Prozent auf 466 Milliarden Euro, berichtet die Bundesbank. Mehr Eigenkapital heißt daher auch: Werden die Gewinne nicht im selben Maß gesteigert, verringert sich die Rentabilität.

Alle deutschen Bankengruppen

Nach Steuern liegt die Eigenkapitalrendite aller deutschen Banken zusammengenommen bei 4,3 Prozent. Das ist mehr als 2015 (4,0 Prozent), aber weniger als 2012, als sich die Rentabilitätsquote auf 5,6 Prozent belief.

Großbanken

Mit einer Nach-Steuer-Eigenkapitalrendite von gerade einmal 2,5 Prozent liegen Deutschlands Großbanken selbst im nationalen Vergleich weit abgeschlagen hinter ihren Wettbewerbern. Immerhin konnten sie 2016 wieder ein wenig Boden gutmachen: 2015 lag der Profit bezogen auf das Eigenkapital gerade einmal bei 1,8 Prozent.

Landesbanken

Vor allem hohe Abschreibungen für faule Schiffskredite verhagelten einigen Landesbanken wie etwa der HSH Nordbank 2016 das Geschäft. Entsprechend mies fällt die Eigenkapitalrentabilität aus: Laut Bundesbank liegt sie für die Gruppe aller deutschen Landesbanken nach Steuern bei minus zwei Prozent.

Sparkassen

Drei Mal rentabler als die Konkurrenz aus dem Privatsektor ist das Geschäft der deutschen Sparkassen im Jahr 2016. Laut Bundesbankbericht erwirtschaften die Institute eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von 7,4 Prozent. Im nationalen Vergleich ein imposantes Ergebnis. Doch wieder hat der schärfste Wettbewerber die Nase vorn.

Genossenschaftsbanken

Die Genossen unter den deutschen Kreditinstituten schlagen die Konkurrenz aus dem Sparkassensektor bei der Rentabilität deutlich. 8,4 Prozent Eigenkapitalrentabilität nach Steuern für das Jahr 2016 weist der Bundesbankbericht für die Genossenschaftsbanken aus - ein Prozentpunkt mehr, als die Sparkassen erwirtschafteten.

Bausparkassen

Erstaunlich rentabel arbeiten - bezogen aufs Eigenkapital - auch Deutschlands Bausparkassen. Und das, obwohl deren Geschäft in Zeiten niedriger Zinsen nicht gerade leichter wird. Die Bundesbankstatistik weist für die Spezialinstitute mit Fokus auf Bauherren und Immobilienkäufer eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von 7,3 Prozent aus.