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Dax-Konzerne steigern Gewinne und Umsätze überraschend stark

Trotz Industrie-Rezession in Deutschland steigern die meisten Dax-Konzerne ihre Umsätze und Gewinne. Nicht nur Sparprogramme schützen vor der Krise.

Erst war es nur die verpatzte Einführung eines Abgasstandards, die der Autoindustrie vor einem Jahr das Geschäft verhagelte. Dann führten die Probleme der Autobauer plötzlich zu einer Krise der Zulieferer und schließlich zu einer Rezession der gesamten Industrie. Seit nunmehr eineinhalb Jahren sinkt im Verarbeitenden Gewerbe und in der gesamten Industrie die Produktion.

Die Gewinneinbrüche von BASF, Infineon, BMW & Co zu Beginn des Jahres bestätigten den Negativlauf. Aufhorchen ließ zuletzt aber, dass über 9000 vom Münchener Ifo-Institut befragte Firmen ihre Situation in den vergangenen zwei Monaten zunehmend besser einschätzten. „Die deutsche Konjunktur stabilisiert sich“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die jüngsten Befragungen.

Jetzt zeigt sich: Dieser Trend setzt sich auch bei den vielen exportstarken globalisierten deutschen Unternehmen durch. Beleg dafür ist, dass zwölf der 21 Unternehmen, die bislang ihre Bilanz für das abgelaufene Quartal vorgelegt haben, ihren operativen Gewinne gesteigert haben. 18 der 21 Unternehmen verzeichneten auch höhere Umsätze. Im Schnitt steigerten die Unternehmen im abgelaufenen Quartal ihre Umsätze um sieben Prozent, die Gewinne sogar um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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Das zeigen Berechnungen des Handelsblatts in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Mehr Aufträge, mehr Absätze und steigende Umsätze gelten als wichtige Voraussetzung für ein Ende der Talfahrt. Zu Gute kommt den Großkonzernen, dass sie frühzeitig die Kosten gesenkt haben.

Die 30 Dax-Konzerne werden nach Handelsblatt-Berechnungen im laufenden Jahr mithilfe von Fluktuation, Vorruhestandsregelungen und Abfindungen 100.000 Stellen abbauen. Hinzu kommen umfassende Sparprogramme, mit denen die Unternehmen ihre Ergebnisse künftig Jahr für Jahr um zusammengerechnet 20 Milliarden Euro verbessern wollen. Das entspricht fast einem Viertel des gesamten Nettogewinns im abgelaufenen Geschäftsjahr.

Darüber hinaus profitieren die Unternehmen mit ihrem starken Amerika-Geschäft vom anhaltenden Wirtschaftsboom in den USA. Jeden vierten Euro erwirtschaften die Dax-Konzerne in Amerika, aber nur jeden fünften im deutschen Heimatmarkt. Bei SAP, Fresenius und der Deutschen Telekom liegt der US-Anteil bei über 40 Prozent.

Zugleich haben sich Befürchtungen nicht bestätigt, dass der Zollstreit zwischen den USA und China in immer neue und höhere Einfuhrgelder ausufert. Amerikanische Zölle gegen europäische Autobauer sind sogar ausgesetzt. Dies verbesserte die Stimmung, aber auch Absatzzahlen, Umsätze und Gewinne der globalisierten deutschen Konzerne.

Autokonzerne erholen sich

Ganz besonders die Autobauer stehen für den Positivtrend im dritten Quartal. Zwar bleibt die Gesamtsituation der Autobranche angespannt. Die Zulieferer leiden unter dem Strukturwandel zur Elektromobilität. „Die deutschen Autobauer sind aber gut aufgestellt und können der lahmenden weltweiten Automobilkonjunktur trotzen“, urteilt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung beim Wirtschaftsprüfer EY.

Grund dafür ist ihre gute Marktposition in den wichtigen Märkten Asien und Amerika, eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur und vor allem gefragte Modelle gerade im Premium- und SUV-Segment. Gerade mit ihren großvolumigen Fahrzeugen verdienen die Hersteller viel Geld, weil die Margen höher sind – vom Umsatz also viel Gewinn übrig bleibt.

BMW meldete am Mittwoch dank steigender Absätze einen Vorsteuergewinn von 2,3 Milliarden Euro im abgelaufenen Quartal. Das war fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Zuvor hatte Daimler mit einem Absatzrekord von über 600.000 Mercedes-Autos in den drei Monaten zwischen Juli und September für eine Überraschung gesorgt.

Noch im Frühsommer musste Daimler-Chef Ola Källenius die Prognose innerhalb von vier Wochen gleich zweimal senken. Solche Hiobsbotschaften waren lange Zeit keine Ausnahmen, sondern der große Trend im ersten Halbjahr, als die 308 im „Prime Standard“ notierten Unternehmen nach EY-Berechnungen insgesamt 54 Gewinn- oder Umsatzwarnungen herausgaben.

Das war gut ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum und zugleich ein neuer Höchststand seit der schwersten Nachkriegsrezession 2009. Im deutschen Prime Standard notieren unter anderem alle Unternehmen aus dem Dax, MDax, TecDax und SDax.

Das ist vorbei. „Wir sind auf dem richtigen Weg“ frohlockte nun Daimler-Finanzvorstand Harald Wilhelm angesichts des Quartalsgewinns von 2,7 Milliarden Euro. Noch stärker präsentierte sich Volkswagen mit einem um 68 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro gestiegenen Vorsteuergewinn. Kein anderer deutscher Konzern verdient so viel und kein anderer Dax-Konzern steigerte seinen Gewinn so stark.

Der weltgrößte Autobauer profitiert von der rasant steigenden SUV-Nachfrage, aber auch von seiner konzerneigenen Baukasten-Strategie: Je mehr Stückzahlen der Konzern produziert, desto stärker sinken die Kosten, weil mehr Fahrzeuge verschiedener Modelle gleiche Bauteile verwenden können.

Aus der Krise findet auch Fresenius. Der Gesundheitskonzern hatte zweimal seine Ertragsprognosen gekappt, später aber zumindest die Umsatzziele wieder erhöht und bilanzierte nun einen um acht Prozent gestiegenen Vorsteuergewinn. Grund dafür sind gute Geschäfte mit Dialysepatienten. „Unsere Geschäfte haben sich im dritten Quartal ordentlich entwickelt“, urteilte Konzernchef Stephan Sturm.

Er investiert derzeit 2,5 Milliarden Euro in die Zukunft: zur Stärkung der Heimdialyse und in die Schulung des Pflegepersonals. Fresenius‘ Tochter FMC – auf das Dialysegeschäft spezialisiert und ebenfalls im Dax notiert – erwirtschaftet gut drei Viertel seiner Umsätze in den USA.

Wie kaum ein anderer Konzern beweist die Deutsche Telekom, wie wichtig es ist, in Wachstumsmärkte zu investieren, um so Schwächen im stagnierenden Heimatmarkt auszugleichen. Fast die Hälfte des Gesamtgewinns trägt inzwischen das rasant wachsende US-Geschäft bei. Als Ex-Chef Ron Sommer vor knapp zwei Jahrzehnten für 50 Milliarden Dollar Voicestream kaufte, drohte aus dem Amerika-Deal ein Milliardendesaster zu werden.

Inzwischen rechnen sich der hohe Preis und die anschließenden Folgeinvestitionen immer besser. Nach Zuwächsen in den ersten neun Monaten hob der Ex-Monopolist am Donnerstag seine Jahresprognose an. Demnach soll der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda ohne Leasingkosten) im Gesamtjahr nun bei 24,1 Milliarden Euro liegen – nach bislang angepeilten 23,9 Milliarden Euro.

Im dritten Quartal verbesserte die Telekom unter anderem dank des starken US-Geschäfts diesen Wert um 5,4 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Auch Siemens trotzt der schwächelnden Konjunktur. Mit einem regelrechten Endspurt hat der Münchner Technologiekonzern seine Ziele für das im September zu Ende gegangene Geschäftsjahr noch erreicht. Zwischen Juli und September übertrafen Umsätze und Gewinne die Erwartungen der Analysten. Operativ verdiente Siemens 2,2 Milliarden Euro, 55 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Chemiekonzerne unter Druck

Dennoch, die Herausforderungen gerade für die Industrieunternehmen bleiben groß: Die Weltkonjunktur lahmt, darauf wies am Donnerstag Siemens-Chef Joe Kaeser hin: „Die Abschwächung der Weltwirtschaft hat sich im Lauf des Geschäftsjahres deutlich beschleunigt.“ Zudem ist die chinesische Wirtschaft weit von der früheren Dynamik und jährlich zweistelligen Wachstumsraten entfernt.

Das bekommt nicht jedem: Dem Chemiekonzern Covestro setzen weltweit Überangebote, daraus resultierender Preisdruck und eine schwächere Nachfrage zu. Deshalb fiel im dritten Quartal der Gewinn um 69 Prozent auf nur noch 221 Millionen Euro ein.

Das Minus ist auch deshalb so groß, weil Covestro bis 2018 von einer Sonderkonjunktur profitiert hatte: Nachfrage und Preise waren hoch, zudem beklagten wichtige Wettbewerber ausgerechnet im Boom Produktionsausfälle, wodurch die Preise noch weiter stiegen – und Covestro Rekordgewinne bescherten. Diese Zeiten sind vorbei – und eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Vor allem in der für Covestro so wichtigen Automobilwirtschaft schwächelt die Nachfrage. Immerhin, weil die Bauwirtschaft stärker auf energieeffiziente Polycarbonate und Kunststoffe anstatt Beton setzt, kann Covestro einen Teil dieser Schwäche kompensieren.

Wenig Hoffnung verbreitet auch BASF. Immerhin, an der im Juli drastisch gekappten Prognose, wonach der operative Gewinn in diesem Jahr um bis zu 30 Prozent niedriger ausfallen wird als 2018, hielt Konzernchef Martin Brudermüller fest. Ein Sparprogramm soll in diesem Jahr eine halbe Milliarde Euro zum Gewinn beitragen, von 2021 an jährlich zwei Milliarden Euro.

Am Ende überwiegt die Erleichterung, dass es zu keinem breiten und sich beschleunigenden Abschwung gekommen ist, wie in der ersten Jahreshälfte erwartet. „Die bisher veröffentlichten Ergebnisse haben die Erwartungen teilweise deutlich übertroffen“, urteilt Commerzbank-Analyst Markus Wallner, schränkt aber sogleich ein, dass dies auch daran liege, dass Analysten ihre Gewinnerwartungen für etliche Unternehmen senken. „Für eine wirkliche Trendwende ist es aber noch zu früh.“