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Große Tasten, große Pläne – diese Unternehmerin setzt auf Smartphones für Senioren

Evelin Pupeter setzt mit dem Smartphone-Hersteller Emporia auf die Zielgruppe der über 60-Jährigen. Das Coronavirus könnte ihre Pläne durchkreuzen.

Eveline Pupeter lacht gerne und viel. „Ich habe eine rosarote Brille auf. Ich bin schlichtweg manchmal zu zuversichtlich“, sagt die Vorstandschefin und Alleineigentümerin des österreichischen Herstellers von Seniorenhandys, Emporia. Die leidenschaftliche Unternehmerin hat einen Grund für ihre fast ungebremsten Optimismus. Konsequent setzt die Betriebswirtin mit ihrem Linzer Familienunternehmen auf die Zielgruppe der über 60-Jährigen beim Smartphone.

„Ich liebe meine Zielgruppe“, schwärmt die 59-Jährige, die fast schon selbst ihrem Kundensegment angehört. Und diese Nische beschert Emporia ein rasantes Wachstum.

Dabei ist es nicht lange her, dass die Zukunftsaussichten des Unternehmens fraglich waren. Denn ursprünglich baute die 1991 gegründete Firma Festnetztelefone, Anrufbeantworter und Faxgeräte. „Wir haben früh erkannt, dass das Geschäft mit Festnetztelefonen und Anrufbeantwortern ein endliches ist“, sagt Pupeter rückblickend. Seit 2005 konzentriert sich Emporia auf Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Mobiltelefonen mit besonders großen Tasten für Best Ager – wie die Werbeindustrie die Kunden im fortgeschrittenen Alter nennt.

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Eveline Pupeter übernahm die Firma schließlich 2015 im Zuge der Trennung von ihrem früheren Ehemann und Firmengründer Albert Fellner, 55. Der Kauf von Emporia kostete Pupeter die stolze Summe von sieben Millionen Euro. Seitdem leitet die ehemalige Medienmanagerin die Firma im Alleingang.

Einen Betrieb zu führen lernte sie zuvor als Chefin der Landesverlag Holding („Oberösterreichische Rundschau“) in Linz. Ihr Geschick im Umgang mit Menschen erwarb sie im elterlichen Gasthof „Pupeter“ in Offenhausen bei Linz. Den gastronomischen Betrieb besitzt die Unternehmerin noch heute.

Emporia stellt neben Handys mit großen Tasten mittlerweile in der vierten Generation benutzerfreundliche Smartphones mit einfacher Bedienung für die ältere Generation her. „Wir machen ein einfaches Produkt aus Handy, Schulungsbuch und Schulungen mit unseren Vertriebspartnern“, sagt Pupeter über ihr Erfolgsrezept.

Unter dem Dach von Emporia werden auch die Handymarke Telme und die Zubehörmarken Axxtra und Iomi vertrieben. Der Verkauf erfolgt über Partner wie Telekom Austria oder Deutsche Telekom und in Elektronikmärkten wie Mediamarkt, Saturn oder Hartlauer in Österreich.

Auch bei den Umsatzerwartungen ist die Emporia-Chefin optimistisch. Sie prognostiziert eine Verdreifachung der Erlöse in den nächsten beiden Jahren. „Bis Ende 2022 wird Emporia die Umsatzschwelle von 100 Millionen Euro überspringen“, ist sich die Unternehmerin sicher. In diesem Jahr erwartet Emporia nach eigenen Angaben einen Umsatz von 35 Millionen Euro und eine Bruttoumsatzrendite von zehn Prozent. Bis 2022 soll der Absatz von Smartphones und Tastenhandys auf jährlich 1,2 Millionen Geräte verdoppelt werden.

Software für Samsung und Apple

Nicht alle im Markt teilen den Optimismus der Familienunternehmerin. „Letztlich ist der Markt für Seniorenhandys ein Nischenmarkt. Moderne Smartphones reklamieren für sich seniorengerechte Bedienbarkeit“, sagte Roman Friedrich, Partner und Telekommunikationsexperte bei Boston Consulting Group (BCG). Emporia hat darauf bereits reagiert. So vertreiben die Österreicher eine Software auch für Samsung- und Apple-Smartphones, welche die Bedienbarkeit erheblich erleichtert – etwa indem sie die Apps vergrößert und ihre Zahl reduziert.

Der Vorteil des Nischenprodukts ist die relativ hohe Rendite. „Bei Seniorenhandys ist der Preis nicht notwendigerweise das erste Kaufkriterium. Daher haben auch mittelständische Anbieter, die kleinere Mengen produzieren, Marktchancen“, sagt BCG-Marktexperte Friedrich.

Auf dem Markt der Seniorenhandys sind die Österreicher jedoch nicht allein unterwegs. Ihr schärfster und weitaus größerer Konkurrent ist der skandinavische Hersteller Doro, der in den nordischen Staaten, Frankreich und Großbritannien stark vertreten ist. Emporia besitzt hingegen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine entsprechende Marktstellung.

Die Emporia-Chefin will sich damit nicht begnügen. Derzeit nimmt die Firma den britischen Markt ins Visier. Dort sollen bereits in diesem Jahr rund 250 000 Geräte verkauft werden. Für ihre Expansion hat Pupeter vor Kurzem den österreichischen Saturn-Manager Michael Führlinger verpflichtet. Ihren Managementstil im Familienunternehmen beschreibt sie als klar, mutig und offensiv: „Ich sage gerne Danke, aber ich fordere auch ein.“

Emporia will aus eigener Kraft wachsen und auf Übernahmen verzichten. Im Geschäftsjahr 2018/19 wurden nach Unternehmensangaben 600.000 Geräte verkauft. Drei Viertel gehen in den Export, insbesondere nach Deutschland, Frankreich, Benelux und in die Schweiz. Bei der Telekom Austria ist Emporia nach eigenen Angaben unter den vier großen Mobiltelefon-Lieferanten. Derzeit beschäftigt der Handy-Nischenanbieter 100 Mitarbeiter, davon 50 am Stammsitz in Linz. Zur Belegschaft gehören auch 30 Programmierer.

Hohe Lagerbestände helfen

Die Smartphones, die einem Samsung-Gerät äußerlich zum Verwechseln ähnlich sehen, werden in der chinesischen Hightech-Region Shenzhen hergestellt. Das könnte jetzt zum ernsten Problem für den Mittelständler werden. „Das Coronavirus in China beunruhigt uns. Im Februar ist die gesamte Produktion in Shenzhen ausgefallen“, bekennt Pupeter offen.

Derzeit besitzt Emporia noch einen hohen Lagerbestand und kann daher Lieferverzögerungen vermeiden. Pupeter ließ wegen des chinesischen Neujahrsfestes vorproduzieren. Dennoch bangt sie. „Spätestens im Sommer muss die Produktion in China wieder auf vollen Touren laufen, damit wir keine Lieferschwierigkeiten haben“, sagt sie fast beschwörend. Allerdings wie sich die Lage wegen des Coronavirus weiterentwickeln wird, weiß derzeit nicht einmal die Regierung in Peking.

Doch Pupeter bleibt trotz der aktuellen Unsicherheit zuversichtlich. „Wir haben mit unserer Zielgruppe der Älteren noch viele Wachstumsmöglichkeiten. Mit Schulungen am Point-of-Sale zu unseren Produkten wollen wir die Kunden überzeugen“, sagte die Unternehmerin, die mit ihrem Lebensgefährten, einem deutschen Theologen, in Linz lebt.

Für sie sind ihre Produkte auch ein Beitrag zur Zukunftsentwicklung. „Ich bin die Jeanne d’Arc der Digitalisierung“, meinte die Emporia-Chefin mit Sendungsbewusstsein etwas pathetisch. „Es gibt in Deutschland 13 Millionen Menschen, die kein Smartphone nutzen können. Die werden künftig von der digitalen Entwicklung ausgeschlossen sein, wenn nichts geschieht.“ Aus ihrer Sicht muss sich die Politik sehr viel stärker dafür einsetzen, dass ältere Bürger nicht von der digitalen Entwicklung abgekoppelt werden.

Das sagt Pupeter auch gerne der österreichischen Wirtschaftsministerin und früheren Telekom-Austria-Managerin Margarete Schramböck (ÖVP), zu der sie ein gutes Verhältnis hat. Die beiden haben eine gemeinsame Mission: Sie wollen auch die Älteren digitalisieren.