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Noch vier Tage bis zur Zerschlagung

Heute berät der Gläubigerausschuss über das Schicksal von Air Berlin. Lufthansa will bis zu 78 Jets der Airline kaufen. Das sind weniger als ursprünglich geplant. Doch selbst dieser Wunsch ist nicht leicht zu realisieren.

Wer eine Situation frühzeitig vorempfindet, hat immer einen Vorteil. Das weiß Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Klar habe man bei der Aufteilung von Air Berlin einen zeitlichen Vorteil, erklärte er am Mittwochabend vor Journalisten in Frankfurt. Lufthansa steht schon seit Ende vergangenen Jahres in Kontakt mit dem Rivalen und auch mit der Bundesregierung. Seitdem gilt die Hansa als Kandidat für das Auffangen großer Teile von Air Berlin, sollte diese, wie nun geschehen, endgültig scheitern.

Doch von einem abgekarteten Spiel will Spohr gleichwohl nichts wissen: „Jeder hätte sehen können, was da bei Air Berlin passiert.“ Lufthansa jedenfalls hat den Vorsprung genutzt, frühzeitig in die Bücher des Kontrahenten geschaut und mittlerweile die eigene Planungen präzisiert. „Oberste Priorität ist die Sicherung der 38 Flugzeuge, die wir von Air Berlin gemietet haben“, sagte Spohr. „Zusätzlich haben wir ein Angebot für 20 bis 40 weitere Flugzeuge abgegeben. Mehr geht kartellrechtlich aus unserer Sicht nicht.“ Die Langstreckenjets von Air Berlin, 17 an der Zahl, will Spohr nicht mehr, wie das Handelsblatt schon am Mittwoch berichtet hatte.

Am Vormittag ist der Gläubigerausschuss von Air Berlin zusammengekommen. Er muss die vorliegenden Angebote prüfen. Es wird erwartet, dass eine Vorentscheidung getroffen werden wird. Allerdings geht man in Bieterkreisen davon aus, dass es über das Wochenende bis Montag – an dem Tag soll nachmittags die Entscheidung über die Aufteilung der Airline verkündet werden – weitere Verhandlungen mit den potenziellen Käufern geben wird. Denn es sind noch viele Fragen offen.

Eine der wichtigsten betrifft das Filetstück der insolventen Air Berlin: die österreichische Ferienfluggesellschaft Niki. Es ist rechtlich nicht geklärt, ob diese Airline Air Berlin überhaupt noch gehört. Der Grund: Air Berlin hatte seine Anteile an Niki zu Jahresbeginn an den Großaktionär Etihad verkauft – zu einem Preis von 300 Millionen Euro. Geplant war, dass Etihad Niki dann in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Tuifly einbringt. Dieses Vorhaben scheiterte.

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Wem gehört Niki?

Da Etihad aber den Kaufpreis längst überwiesen hat, stellt sich die Frage, ob Niki Etihad gehört - und Frank Kebekus, Generalbevollmächtigter von Air Berlin, sowie Sachwalter Lucas Flöther die Perle gar nicht verscherbeln können. „Erst wenn Etihad schriftlich erklärt, dass man keinen Anspruch auf Niki erhebt, kann der Verkauf rechtlich vollzogen werden“, ist aus Bieterkreisen zu hören.

Um Air Berlin feilschen vor allem Lufthansa, Easyjet, Thomas Cook (Condor), der Niki-Gründer und Ex-Rennfahrer Niki Lauda, die IAG (British Airways und Iberia), der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der Manager Utz Claassen sowie das Berliner Logistikunternehmen Zeitfracht. Ob der chinesische Unternehmer Pang, der auch am Provinzflughafen Parchim engagiert ist, sein Angebot noch rechtzeitig einreichen konnte, ist nicht bekannt.

In Branchenkreisen gelten Lufthansa, IAG und Easyjet als die aussichtsreichsten Kandidaten. Bei dem Logistikbereich sowie der Wartung von Air Berlin dürfte Zeitfracht gute Karten haben. Neben den finanziellen Kriterien dürften bei der Entscheidung der Gläubiger auch die Rettung von Jobs eine wichtige Rolle spielen. Lufthansa etwa hat die Integration von bis zu 3000 Mitarbeitern in Aussicht gestellt.

Auch wenn Lufthansa-Chef Spohr kartellrechtliche Grenzen sieht, so wehrt er sich gleichwohl gegen den Vorwurf, mit der Übernahme von Air Berlin-Teilen würde ein Monopol entstehen. Würde man die Umsteigerflüge berücksichtigen, habe Lufthansa in Deutschland einen Marktanteil von 34 Prozent. Selbst bei einer vollen Übernahme von Air Berlin würde man nicht über die Grenze von 50 Prozent kommen, so Spohr. Ryanair etwa habe 100 Strecken, auf denen die Airline ein Monopol besitze. „Das Gerede von einem Monster, das da entstehen würde, ist schlicht falsch“, sagte Spohr mit Blick auf entsprechende Aussagen von Ryanair-Chef Michael O’Leary.

Die Air Berlin-Flugzeuge will Lufthansa für das Wachstum der eigenen Billigplattform Eurowings nutzen. Sollte Lufthansa keinen Zuschlag für alle gewünschten Jets bekommen, habe man einen Alternativplan parat, so Spohr: „Dann wird Eurowings organisch wachsen, das ist für uns kein Problem.“

Grundsätzlich wolle sich Lufthansa aber weiter aktiv an der Konsolidierung der Branche in Europa beteiligen. „Air Berlin wird dabei nicht der letzte Schritt sein“, so der Lufthansa-Chef. Angeblich hat die nach Umsatz und Passagieren größte europäische Fluggesellschaft auch ein Auge auf Teile der ebenfalls insolventen Alitalia geworfen. Doch dazu wollte sich Spohr nicht äußern.