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Gregor Piëch und die wiederverschließbare Dose

Der Lieblingssohn von Ferdinand Piëch, Gregor Piëch, traut sich erstmals an die Öffentlichkeit. Er hat eine wiederverschließbare Getränkedose erfunden und richtet gerade die Firma ein, die die Dosen produzieren soll.

Er hätte eine der mächtigsten Figuren der europäischen Autoindustrie werden können, nun aber macht er in Getränkedosen: Gregor Anton Piëch, der jüngste Sohn des früheren VW-Chefs und Porsche-Erben Ferdinand Piëch. Der 1994 geborene Gregor gehört zur vierten Generation des österreichischen Auto-Clans der Porsches und Piëchs. Der Clan hält über die Holding Porsche SE mehr als die Hälfte der Stammaktien des weltgrößten Autokonzerns Volkswagen.

Vielfach wurde in der PS-Branche darüber spekuliert, dass Gregor in die großen Fußstapfen seines Vaters treten könnte. Denn in Sachen Auto soll ihn Ferdinand für das talentierteste seiner 12 Kinder halten. Aber Ferdinand überwarf sich vor drei Jahren mit dem damaligen VW-Chef Martin Winterkorn und räumte seinen Posten als Aufsichtsratschef. Bald darauf hatte sich die Nachfolge-Frage erübrigt – Ferdinand verkaufte einen Großteil seiner Porsche-SE-Anteile an andere Familienmitglieder. Nun sitzt er auf einem Milliardenvermögen, hat aber praktisch keinen Einfluss mehr auf Volkswagen.

Sollte sich Sohn Gregor schon auf eine Rolle als Großaktionär und Aufsichtsrat von Volkswagen eingestellt haben, so musste er radikal umdenken. Er war aber, wie sich jetzt zeigt, nicht unvorbereitet: Schon vor Jahren soll ihm bei einem Schulpraktikum ein Manager von seinem Patent auf wiederverschließbare Getränkedosen berichtet haben. Gregor Piëch überzeugte die Erfindung, er erwarb das Patent, entwickelte die Technik weiter und gründete für die Vermarktung die TopCap Holding GmbH.

Im vergangenen Herbst dann tat Gregor seinen ersten Schritt heraus aus dem behüteten Familienumfeld und hinein in die Öffentlichkeit: Er eröffnete in Kufstein in der österreichischen Region Tirol eine Test- und Produktionshalle für den wiederverschließbaren Dosendeckel namens Click Cap. Piëch, Mitgeschäftsführer Karl-Heinz Jungbeck, zwei Meister und 15 weitere Fachkräfte sollen dort Kleinserien für Kunden aus der Getränkeindustrie entwickeln. Piëch will nicht weniger als den neuen Standard-Verschluss für Getränkedosen etablieren: „Damit hat der letzte Getränkebehälter, der noch nicht verschlossen werden konnte, seinen Deckel gefunden“. Und der Getränkemarkt ist Piëch nicht genug: Auch andere Dosen, etwa für Lebensmittel oder Tierfutter, will er zukünftig mit seinem Deckel ausstatten.

Das Getränkedosenbusiness mag weniger glamourös sein als die Autoindustrie, weniger Potenzial indes hat es nicht. Rund 350 Milliarden Dosen werden weltweit pro Jahr abgesetzt. Die Zahl wuchs in den vergangenen 15 Jahren um satte 50 Prozent. Und anders als bei Volkswagen sind Umweltskandale hier nicht zu erwarten: Getränkedosen werden häufig wiederverwertet. Die gute Recyclingfähigkeit wird durch Piëchs Dosenverschluss nicht eingeschränkt. Die Plastik-Verschlüsse können wiederverwertet oder beim Einschmelzen der Metalldosen einfach verbrannt werden.